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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Essen, danach jeder einen Kognak, und anschließend machte Kitty den Vorschlag, noch einen Spaziergang am Strand zu unternehmen.
    Die Dämmerung war plötzlich hereingebrochen, am Himmel funkelten bereits die ersten Sterne. Kittys langes blondes Haar wirkte im Ungewissen Licht wie gesponnenes Silber. Bill legte den Arm um ihre Schultern und lächelte sie an, sie hob den Kopf und erwiderte das Lächeln.
    »Traumhaft«, sagte sie leise. »So schön hätte ich es mir nicht vorgestellt. Ich war schon einmal auf Hawaii und einmal auf Oahu, aber der Rummel dort…«
    »Zu viele Menschen, zu viele Häuser und zu viele Autos«, pflichtete Bill bei. »Hier dagegen kann man fast das Gefühl bekommen, die einzigen Menschen auf der Welt zu sein.« Er stockte und räusperte sich, weil ihm auffiel, daß das reichlich romantisch klang.
    Dann mußte er über sich selbst lachen und fragte sich, warum zum Teufel, er in einer südlichen Sommernacht mit einem wunderschönen Mädchen an einem wunderschönen Strand nichts Romantisches sagen sollte. »Komm, laß uns zu den Palmen hinaufgehen«, meinte er lächelnd. »Von dort oben hat man einen herrlichen Blick über die Lagune und auf den Rest der Insel.«
    Kitty nickte nur.
    An der Stelle, die Bill meinte, unterbrach eine fünf oder sechs Yard hohe Klippe den gleichmäßigen, sanft geschwungenen Bogen des Strandes. Wie die Pranke eines versteinerten Riesentieres wuchs sie aus dem bewaldeten Hang hervor, versperrte den Weg über die flache Sandplatte und ragte ein Stück ins Meer hinaus. Eine dünne Schicht Erde bedeckte die Felsen. Palmschößlinge, die sich hier angesiedelt hatten, fanden nicht genug Boden, um sich zu ihrer vollen Größe auszuwachsen. In einer bestimmten Höhe stürzten sie um, und ein Gewirr aus toten Stämmen bedeckte den Klippenrücken, bildete eine Art natürlicher Bänke im Schatten junger Palmen und lud zum Sitzen ein.
    Bill half Kitty die steile Flanke des Buckels hinauf. Vorsichtig bahnten sie sich ihren Weg über den unebenen tückischen Boden, drangen bis zur anderen Seite vor und setzten sich schließlich auf einen der morschen Palmstämme.
    Kitty lehnte den Kopf gegen Bills Schulter. Mondlicht lag auf ihrem Haar, ihre blauen Augen leuchteten. Bill zog sie dichter an sich, und für einen Moment genossen beide das Bild, das sich ihnen bot.
    Auch jenseits des Gesteinbuckels setzte sich der Strand fort, vollendete die gebogenen Linien aus weißem Sand, dunklem Wassersaum und unruhigem Palmengefieder. Aber hier war der Bogen nicht mehr sanft und gleichmäßig, sondern wurde unterbrochen von den roten Felsen, deren Blöcke wie Findlinge verstreut lagen und die silberne Wasserfläche mit schwarzen Inseln sprenkelte. Je weiter der Blick nach Norden glitt, desto häufiger fand er schroffe, eckige Formen. Und am äußersten Ende der Bucht, an der Spitze der Landzunge, ragte schwarz die Felsenbank ins Meer, die einen Teil des natürlichen Hafens bildete.
    Bill musterte die dunkle, unregelmäßig gezackte Barriere – und kniff im nächsten Moment die Augen zusammen. Er hatte einen Schatten entdeckt, eine Bewegung. Täuschte er sich – oder…?
    Auch Kitty hatte es gesehen. Sie griff nach seinem Arm und richtete sich auf. »He, Bill! Schau dir das an – das ist ja ein richtiges Schiff!«
    Bei dem Fahrzeug, das da gerade lautlos wie ein schwarzer Schatten aus dem kleinen Hafen glitt, handelte es sich tatsächlich um ein Schiff – eine Motorjacht mindestens von der Größe einer ausgewachsenen Fähre. Bill Fleming tippte auf die Privatjacht des merkwürdigen Grafen, der seinen Landsitz auf der Insel hatte. Daß der Bursche ein Boot besaß, war nicht weiter verwunderlich. Das gehörte auf den Inseln einfach dazu, war so selbstverständlich wie anderswo das Auto. Aber die Größe des Fahrzeugs erstaunte Bill Fleming dennoch, und er beugte sich gespannt vor, als sich die Jacht nach Süden wandte und mit langsamer Fahrt durch die dunkle Lagune glitt.
    Auch Kitty beobachtete das Schiff.
    Es hatte Positionsleuchten gesetzt, vollkommen normal. Ansonsten aber schienen die Benutzer nichts von Beleuchtung zu halten.
    Hinter keinem einzigen der Bullaugen brannte Licht, das Ruderhaus war lediglich erhellt vom schwachen grünen Widerschein der Instrumente, und die Menschen, die sich an Deck bewegten, begnügten sich mit dem fahlen Mondlicht.
    Kitty kniff die Augen zusammen.
    Für ihr Gefühl hatte das Schiff, das da durch die Dunkelheit glitt, etwas Unheimliches an sich. Das

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