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0019 - Die Schreckenskammer

0019 - Die Schreckenskammer

Titel: 0019 - Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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zurückkommen würde.
    Er wußte es so sicher, als könne er in die Zukunft blicken. Giordano Calgaro war überstürzt geflohen. Er hatte das Buch nicht mitnehmen können, jenes Buch, das ihm seine unheimliche Macht verlieh.
    Er brauchte es, er konnte es auf keinen Fall zurücklassen, und er würde kommen, um es zu holen.
    Wenn er nicht längst hier war!
    Marric spähte aus schmalen Augen zu dem düsteren Gebäude hinüber, und der Haß schüttelte ihn. Er preßte die Zähne zusammen.
    Entschlossen verließ er seine Deckung zwischen den Bäumen, überquerte den weiten mit Unkraut überwucherten Vorplatz, und als er sich der Haustür näherte, wußte er, daß er nicht mehr würde warten müssen.
    Calgaro war hier.
    Der Magier spürte es – spürte es mit jeder Faser seines fiebernden Hirns. Das Klirren von Stahl auf Stein schnitt durch die Stille, als er schwerfällig die Treppe hinaufstieg. Vor der Haustür zögerte er einen Moment, überlegte, und dann verzerrte sich sein Gesicht im jähen Entschluß.
    Er holte aus.
    Ein schmetternder Hieb des mächtigen Stahlarms riß die Tür aus den Angeln. Krachend fiel sie in die Diele. Marric marschierte unaufhaltsam darüber hinweg und erreichte den bogenförmigen Durchgang zur Halle.
    Licht brannte.
    Gedämpfter Lampenschein, der durch die geschlossenen Vorhänge nicht hatte nach draußen dringen können. Er beleuchtete die Möbel, die Teppiche, die Bilder an den Wänden und die beiden Männer, die in den Sesseln am Kamin saßen.
    Jason und Jeremy!
    Calgaros Diener!
    Sie sprangen auf. Mit einer fast synchronen Bewegung stießen sie die Sessel zurück und starrten zu Marric hinüber. Der Magier begegnete ihrem starren Blick, sah die Ausdruckslosigkeit ihrer leeren Gesichter, aber er sah auch die jähe Spannung der Muskeln, die den Angriff signalisierte.
    Marric lachte.
    Er lachte, als die beiden Männer auf ihn zukamen, zwanghaft wie Marionetten.
    Er lachte immer noch, als sie mit den gleichen abgehackten Bewegungen zu ihren Pistolen griffen. Und dann schnellte er vorwärts, holte blitzartig aus und schmetterte seine messerbewehrte Faust in eins der starren Gesichter.
    Jason und Jeremy flohen nicht.
    Sie flohen nicht, weil ihre Gehirne nicht mehr normal funktionierten. Sie griffen blindlings an, taten das, was ein fremder Wille ihnen irgendwann vorgeschrieben hatte, und das Verhängnis kam so schnell über sie, daß sie es nicht einmal mehr begriffen.
    Marric ließ zwei Leichen zurück, als er die Halle durchquerte und auf die Tür zuging, die in den Keller führte.
    Seine Schritte hallten auf der steilen Treppe. Zielstrebig und unaufhaltsam suchte er sich seinen Weg durch das Labyrinth der Gänge. Er fand den Operationssaal wieder, der immer noch erleuchtet war, blieb in der Mitte des Raumes stehen und ließ seinen Blick in die Runde gleiten.
    Türen.
    Türen an allen vier Seiten des Saals.
    Marrics Augen tasteten darüber, er zögerte, verharrte reglos, als nehme er eine Witterung auf, und dann wußte er, welchen Weg er zu gehen hatte.
    Sein Instinkt wies ihm die Richtung – jene eigentümliche, sensible Kraft in ihm, die ihn selbst jetzt noch empfänglich machte für die Ausstrahlung eines fremden Bewußtseins. Und Calgaro war sein Feind. Marric kannte ihn. Er kannte ihn besser, als er je ein anderes menschliches Wesen gekannt hatte, und er spürte seine Anwesenheit so deutlich, als habe er ihn vor sich.
    Die Tür links…
    Marric ging darauf zu, sprengte sie mit einem mächtigen Hieb aus den Angeln. Ihm war es gleich, ob er Lärm machte. Sein Feind sollte wissen, daß er kam. Sollte ihn hören, sollte beben vor Furcht, sollte tausend Tode sterben, bevor er…
    Marrics Gedanken stockten.
    Er hatte den Mauerbogen bemerkt, die Stufen, die in die Tiefe führten. Seine Lippen preßten sich zusammen, die Augen wurden schmal und glitzerten. Rasch trat er näher heran, verharrte abermals und blickte hinunter.
    Zwölf Stufen…
    Sie endeten vor einer schweren, eisenbeschlagenen Tür. Einer Tür, die halb offenstand und hinter der Marric den sanften Abglanz von Kerzenlicht erkennen konnte.
    Er bewegte sich weiter.
    Stufe für Stufe stieg er die Treppe hinunter. Unten verharrte er einen Moment, seine Nerven spannten sich, und mit seiner stählernen Klaue schob er ganz langsam die Tür auf.
    Sie quietschte in den Angeln.
    Knarrend schwang sie bis an die Wand. Ein Luftzug bewegte die Kerzenflammen, zuckend und gespenstisch glitt der Widerschein über die Wände, und Alban Marric

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