002 - Das Henkersschwert
fühle mich nicht gut«, unterbrach ihn Dorian. »Es ist besser, wenn Sie allein hinfahren. Die Adresse haben Sie ja. Wir treffen uns dann morgen zum Frühstück.«
»Soll ich zu Ihnen hinaufkommen?« fragte Barrett besorgt.
»Nein, das ist nicht notwendig. Ich fühle mich nur müde und werde bald schlafen gehen. Sollten Sie meine Frau sprechen, dann überbringen Sie ihr meine besten Grüße.«
»Wie Sie wollen, Mr. Hunter«, erwiderte Barrett eingeschnappt und legte auf.
Auch Dorian legte den Hörer auf und lehnte sich zurück. Cocos dunkelgrüne Augen schienen zu leuchten, während sie ihn dankbar anlächelte. Sie hat die Augen einer Katze, schoß es Dorian durch den Kopf. Er wollte den Kopf abwenden, aber es gelang ihm nicht. Ihr Blick hielt ihn gefangen. Sein Herz schlug schneller. Er wollte ihr so viele Fragen stellen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt; er brachte keinen Laut hervor. Die Schönheit des Mädchens faszinierte ihn.
Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf seine Brust, dann schmiegte sie sich an ihn. Ihre Blicke hielten ihn noch immer in Bann. Sie öffnete den Mund und preßte ihn zärtlich auf seine Lippen. Wohlige Schauer rannen über seinen Rücken. Er vergaß die bohrenden Fragen, die er ihr hatte stellen wollen. Statt dessen genoß er Cocos Nähe, die Berührung ihres Körpers. Es war ein unschuldiger Kuß, wie ihn Kinder einander gaben und nicht erwachsene Menschen. Dennoch konnte Dorian sich der Wirkung nicht entziehen.
Als Coco ihre Lippen endlich von den seinen löste, hämmerte sein Puls wie verrückt. Sie stand auf und wandte sich zur Tür. Er blieb liegen und verfolgte sie mit seinem Blick. Für einen Augenblick fürchtete er, daß sie gehen könnte. Doch sie löschte nur die Deckenbeleuchtung und knipste die hohe Stehlampe an, die neben dem Fenster stand. Dann zog sie die Jalousien herunter.
Dorian fühlte sich angenehm entspannt. Als Coco leise zu summen begann, schloß er die Augen. Eine Zeitlang versuchte er ihre Worte zu verstehen, doch es gelang ihm nicht. Der Singsang kam tief aus ihrer Kehle und war unglaublich melodiös.
Nach einigen Sekunden schlug Dorian die Augen wieder auf.
Coco stand vor der Stehlampe und wiegte sich im Rhythmus ihrer Stimme leicht in den Hüften. Er konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Ihr Tanz hatte nichts Erotisches an sich; er war weder aufreizend noch ordinär. Es sah so aus, als würde ein kleines Mädchen für sich selbst tanzen und sinnlose Lieder singen. Coco drehte sich im Kreis, bückte sich und richtete sich wirbelnd wieder auf. Dann drehte sie kokett eine Pirouette, schlüpfte aus den Schuhen und stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre Bewegungen wurden allmählich schneller, und ihr Gesang einlullender. Dorian fühlte, wie seine Lider schwer wurden. Tief in seinem Unterbewußtsein warnte ihn eine Stimme, versuchte ihm einzureden, daß Coco keineswegs so harmlos sei, wie sie sich gab, doch Dorian ignorierte sie.
Coco begann nun rhythmisch mit den Beinen zu stampfen, und ihre Stimme wurde lauter. Ihr Körper wurde wie in Krämpfen geschüttelt. Die schwarzen Haare fielen wie ein Schleier über das Gesicht, ihre dunklen Augen glühten. Plötzlich ließ sie sich zu Boden fallen. Einen Augenblick lang lag sie bewegungslos auf dem Rücken, dann begann sie sich wie eine Schlange zu winden. Jetzt endlich wurden ihre Bewegungen aufreizender. Obwohl sie angezogen war, wirkte ihr Tanz plötzlich obszön. Dorian hielt den Atem an. Ihre Hände wanderten über ihren Körper, strichen über ihre Brüste, über die Hüften und die Schenkel. Der kurze Rock war weit zurück geglitten. Fast schien es Dorian, als fühle Coco einen Unsichtbaren vor sich, ein Gespenst, das sich in diesem Augenblick mit ihr vereinigte. Sie ließ sich auf den Boden sinken. Dorians Atem ging rascher. Seine Gier war erwacht.
Die Bewegungen des Mädchens wurden immer sinnlicher. Ihre Hüften zuckten. Sie hob den Kopf und warf das Haar zurück. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihr Mund stand halb offen. Sie keuchte, als ob sie sich einem Orgasmus nähern würde. Dorian biß sich auf die Lippen. Cocos Körper wurde wie von Fieberschauern geschüttelt. Sie spreizte die Beine und ließ die Hüften rotieren; dazu stieß sie tief aus der Kehle kommende Laute aus. Dann plötzlich erstarrte sie von einer Sekunde zur anderen. Reglos blieb sie liegen, und nur ihre Augen leuchteten noch geheimnisvoll im Schatten des Zimmerlichtes.
Dorian hatte sich aufgerichtet. Coco
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