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002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

Titel: 002 - Der Safe mit dem Rätselschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schluß. In den üblichen Zeugenerklärungen stak ein Stachel, der dunkle Röte in Connors Wangen trieb und aufs neue Jimmys grimmiges Lächeln hervorlockte.
    Der Anwalt las:
    »Unterzeichnet von oben genanntem James Ryan Reale, als sein Testament und Letzter Wille (das Wort › Dieb ‹ nach James Cavendish Fairfax Stannard, Baronet des Vereinigten Königreichs Großbritannien und das Wort › Dieb ‹ nach › Patrick George Connor ‹ in der zwanzigsten bzw. zweiundzwanzigsten Zeile von oben sind gestrichen), in Gegenwart der Zeugen…«
    Der Anwalt faltete das Testament zusammen und steckte es ein; dann nahm er vier kleine Zettel aus einem Umschlag.
    »Ihnen, meine Herren, ist alles klar.« Er wartete keine Erwiderung ab, sondern wandte sich an das bestürzte Mädchen.
    »Ihnen, Fräulein Kent, ist das Testament, fürchte ich, nicht so klar. Ich will es Ihnen mit ein paar Worten erklären. Mein verstorbener Klient war Besitzer verschiedener Spielclubs. Er hat ein Riesenvermögen angesammelt und seinen Nachlaß, wenn ich so sagen darf, als Preis bei einem großen Preisausschreiben ausgesetzt. Sie, meine Herrschaften, sind die Teilnehmer an diesem Preisausschreiben. Offen gesagt, handelt es sich um einen Wettbewerb zwischen den Opfern oder den Erben der Opfer, die von meinem verstorbenen Klienten gerupft worden sind, und den Männern, die ihm beim Rupfen behilflich waren.«
    Der Anwalt sprach ohne jede Erregung, als erläutere er irgendeine gleichgültige Annahme; aber es klang in seinen Worten ein Ton, der Connor zusammenzucken ließ.
    »Ihr Vater, meine liebe junge Dame, war eines der Opfer - es ist schon lange her, Sie müssen damals noch zur Schule gegangen sein. Er ist plötzlich zum armen Mann geworden.«
    Des Mädchens Gesicht wurde hart.
    »So ist das also zugegangen«, sagte sie langsam.
    »So ist es zugegangen«, wiederholte der Anwalt ernst. »Ihres Vaters Vermögen war eines der drei großen Vermögen, die in den Geldschränken meines verstorbenen Klienten verschwunden sind.« Die formelle Bezeichnung des alten Reale umgab ihn mit einem Schimmer von Anständigkeit. »Die zwei anderen Opfer sind schon lange tot, ohne Nachkommen hinterlassen zu haben. Sie sind die einzige Vertreterin der Opfer. Die Herren hier sind -nun, sagen wir: die Gegenpartei. In diesem Safe«, er zeigte auf die große Stahlkammer, welche die Granitsäule krönte, »ist das Vermögen enthalten. Der Safe selbst ist eine Erfindung meines verstorbenen Klienten. Wo eigentlich das Schloß sein sollte, befinden sich sechs Drehscheiben, deren jede die Buchstaben des Alphabets trägt. Die Scheiben sind so angeordnet, daß immer eine innerhalb der anderen liegt; auf der einen Seite befindet sich ein stählerner Zeiger. Ein Wort mit sechs Buchstaben öffnet den Safe. Indem man nun die Scheiben so dreht, daß die Buchstaben gegenüber dem Zeiger zu stehen kommen und dieses Wort bilden, läßt sich der Safe öffnen.«
    Er hielt inne, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, denn bei seiner energischen Erklärung war ihm heiß geworden. Dann fuhr er fort:
    »An Ihnen ist es nun, dieses Wort zu finden. Mein verstorbener Klient hatte eine große Vorliebe für Akrostichen, Rätsel und Erfindungen aller Art; er hat einen Knüttelvers hinterlassen, der nach seiner ernsthaften Versicherung die Lösung enthält.«
    Er reichte erst dem Mädchen, dann den anderen je einen Zettel.
    Einen Augenblick drehte sich der Raum vor Kathleens Augen. Alles, was an diesem kleinen Vers hing, kam ihr zum Bewußtsein.
    Sorgfältig jedes Wort prüfend, als fürchte sie, seine Bedeutung könne ihr entgehen, las sie:
Dieses Rätsel, schlau gestellt,
    Lös es auf und nimm mein Geld.
    Einen Riegel hol herfür,
    Mach ihn fest an einer Tür,
    Dann an eines Flusses Mund
    Bringe schnell das Ganze, und
    Pflücke Blätter, leg sie fein
    In den Wasser-Napf hinein.
    Dies Rätsel stammt aus einem Buch,
    Das uns gebracht des Heils genug.
    Sie las es wieder und immer wieder, während die anderen sie beobachteten. Jedes neue Durchlesen schien sie von der Lösung des Geheimnisses weiter abzubringen, und ganz verzweifelt wandte sie sich an Angel. »Ich kann nichts herausbekommen«, sagte sie hilflos, »nichts, nichts, nichts.«
    »Es ist, mit allem gebührenden Respekt vor meinem verstorbenen Klienten, ein richtiges Kauderwelsch«, gab der Anwalt offen zu »und doch hängt davon die Erbschaft seines ganzen Vermögens ab.«
    Er hatte bemerkt, daß weder Connor noch Jimmy die ihnen

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