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002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

Titel: 002 - Der Safe mit dem Rätselschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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herabhing.
    »Nachtwache, Herr Hauptwachtmeister?« fragte er einen, dessen eingestickte Krone auf dem Ärmel seinen Rang bezeichnete.
    »Tag-und Nachtwache, Herr«, erwiderte der Beamte ruhig.
    »Gut«, sagte Jimmy und trat auf die Straße hinaus.
    Jetzt waren nur noch der Anwalt und Connor zurückgeblieben; als Jimmy gegangen war, rüsteten auch sie zum Aufbruch.
    Der Jurist empfand ein gelindes Interesse für den großen schwerfälligen Verbrecher an seiner Seite; er gehörte zu dem nicht seltenen Typ des stiernackigen Desperados.
    »Kann ich Ihnen noch irgend etwas erklären?« fragte Spedding, als sie nebeneinander im Vestibül standen.
    Connors Blick fiel auf die Wache; er runzelte die Stirn. »Sie haben nicht viel Vertrauen zu uns«, sagte er. »Überhaupt keines«, antwortete der Anwalt.

6
    Herr Spedding, der treffliche Anwalt, wohnte in Clapham, wo er eine prachtvolle Villa besaß, »High Holly Lodge«.
    Er war unverheiratet, fand Gefallen an Bridge und trank gern Madeira. Neugierige Nachbarn wären sehr erstaunt gewesen, hätten sie gewußt, daß Herrn Speddings Rechnung über Hausreparaturen in den ersten zwei Jahren seines Claphamer Aufenthaltes über dreitausend Pfund betrug. Bekannt war nur, daß Herr Spedding unglaublich lange Zeit die Handwerker im Hause hatte, daß es Männer waren, die eine in Clapham gänzlich unbekannte Sprache redeten, und daß sie während der Bauzeit in einer kleinen Wellblechbaracke untergebracht waren, die eigens für diesen Zweck auf dem Grundstück errichtet worden war.
    Ein Nachbar, der ab und zu einmal vorsprach, drückte sein Befremden darüber aus, daß er nach all der Arbeit keinen wesentlichen Unterschied in der Anlage des Hauses erkennen könne. Seiner Meinung nach machte das Haus nach der Abreise der aus ländischen Bauleute genau denselben Eindruck wie vor ihrer Ankunft. Herr Spedding begegnete jedoch allen beiläufig gestellten Fragen über das Ausmaß der baulichen Veränderungen mit äußerster Zurückhaltung. Er sprach unklar von neuen Durchlüftungssystemen und Zentralheizung.
    Der Vorstadt-Spießer liebt es, die selbsterdachten Verschönerungen seines Besitzes vorzuführen, aber Herr Spedding begegnete allen verschleiert angedeuteten Wünschen nach einer Besichtigung seines Werks mit jenem gemütlichen Lächeln, das ihm in seinem Geschäft so sehr zustatten kam.
    Ein paar Tage nach den Ereignissen in dem Haus in der Lombard Street saß Herr Spedding einsam und allein vor seinem bescheidenen Abendessen in Clapham.
    Neben ihm lag eine Abendzeitung, die er dann und wann aufgriff, um noch einmal die Notiz über die Freilassung der › Stadtbande ‹ zu lesen. Es hieß da:
    »Die in Verbindung mit der Spielhöllenrazzia in Poplar verhafteten Leute wurden heute entlassen; wie verlautet, weil die Polizei nicht genügend Beweise hatte, um eine Anklage zu rechtfertigen.«
    Zweifelnd schüttelte der Anwalt den Kopf.
    »Nicht übel ausgedrückt von Mr. Angel«, sagte er mit einem spöttischen Lächeln. »Eine gute Methode, das Gesicht der Polizei zu wahren; aber ich wünschte, wir wären die › Stadtbande ‹ los.«
    Später sollte er Gelegenheit haben, seine Meinung zu ändern.
    Es klopfte, und herein trat ein würdevoller Diener. Der Anwalt sah die Karte auf dem Präsentierteller an, zögerte einen Augenblick und sagte: »Ich lasse bitten.«
    Jimmy kam ins Zimmer und verbeugte sich leicht vor dem Älteren, der sich bei seinem Eintritt erhoben hatte. Schweigend warteten sie, bis der Diener die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte der Anwalt und winkte seinem Besuch, Platz zu nehmen.
    »Gestatten Sie, daß ich rauche?« fragte Jimmy. Herr Spedding nickte.
    »Ich komme in der Angelegenheit von Reales Millionen«, sagte Jimmy und folgte mit dem Blick dem Rauchwölkchen seiner Zigarette.
    »Ich glaubte deutlich gemacht zu haben, daß dieser Gegenstand nur in meinem Büro zu den üblichen Geschäftsstunden zur Erörterung steht«, sagte der Anwalt scharf.
    Jimmy nickte.
    »Sie werden zugeben, Herr Spedding«, erwiderte er leichthin, »daß das Realesche Testament ungewöhnlich genug ist, um ein Abweichen vom Hergebrachten seitens der glücklichen oder unglücklichen Erben zu rechtfertigen.«
    Herr Spedding machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Ich will mich nicht in Ihre Geschäfte mischen«, fuhr Jimmy liebenswürdig fort, »und ich bin auch keineswegs neugierig, zu erfahren, auf welch sonderbare Weise Sie die Bekanntschaft

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