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0020 - Venus in Gefahr

Titel: 0020 - Venus in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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der dunkle Strich der langgestreckten, wenig gegliederten Küste auf das Schiff zu. Dahinter begann der Dschungel.
    Tomisenkow fluchte.
    „Setzen Sie eine neue Salve ab!" schrie er den Waffenleitoffizier an. „Was für Schutzschirme er auch immer haben mag - wir brauchen sie nur lange genug zu bearbeiten, dann geben sie nach!"
    Das war im Prinzip richtig. Durch Überbeanspruchung konnte jeder Schutzschirm gelöscht werden. Aber Tomisenkow hatte keine Ahnung, was für die Schutzschirme der STARDUST eine Überbelastung bedeutete. Seine hundert nuklearen Kampfraketen auf jeden Fall nicht, auch nicht tausend von der gleichen Sorte.
    Der Leitoffizier setzte sich in Bewegung. Über das kleine, tragbare Funkgerät gab er harte, knappe Befehle an die Mannschaften der Raketenstellung. Da meldeten die Radar-Leute eine neue Überraschung.
    „Der Feind kommt auf uns zu, Herr General! Geschwindigkeit etwa fünfzehn Kilometer pro Sekunde. Und wie groß ..."
    Die feurige Kugel wuchs an, und als Tomisenkow glaubte, im nächsten Augenblick werde sie über dem Lager sein, da merkte er erst, wie falsch er ihre Größe geschätzt hatte.
    Noch drei, vier Sekunden wuchs sie, dann stand sie wie ein feuerspeiender Borg vor dem Lager, schoß darüber hinweg und... Dann kam der Weltuntergang. Tomisenkows Trommelfelle versagten den Dienst, als sie von der ersten, brüllenden Schockwelle getroffen wurden. Er sah nichts mehr, weil die Blitze die Augen geblendet hatten. Aber er fühlte deutlich, wie eine unwiderstehliche Gewalt ihn von den Beinen riß, hochhob und davonschleuderte. Er spürte einen heftigen, peitschenden Schlag quer über das Gesicht, als er durch die Leitungen eines Feldtelefons hindurchgetrieben wurde, und kurz danach den schmerzenden Aufprall auf etwas Hartes, Kantiges. Der Stoß preßte ihm den Atem aus den Lungen. Er machte einen verzweifelten Versuch, auf die Knie zu kommen. Dann verlor er das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, hatte er keine Ahnung, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Seine Armbanduhr war nicht mehr da. Er stand auf, trotz des stechenden Schmerzes in der Brust, holte tief, aber vorsichtig Luft und sah sich um.
    Was er sah, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. Das Lager war nicht mehr. Der Dschungel hatte sich verändert. Von Süden heran zog sich eine kilometerbreite Gasse, überquerte den Lagerplatz, die Raketenstellungen und den Landeplatz der Raumflotte und setzte sich weiter nach Norden fort. Eine schnurgerade Linie, wie von einer übermächtigen Dampfwalze gewalzt.
    Tomisenkow wunderte sich darüber, daß es Situationen gab, in denen es gefährlich war, seinen Gefühlen nachzuhängen. Er setzte seine bullige Gestalt in Bewegung und begann, die Leute zu untersuchen, die mit ihm auf der kleinen Lichtung gewesen waren, als das Unglück über sie hereinbrach.
    Der Waffenleitoffizier war tot. Aber der Adjutant zeigte Zeichen von Leben, nachdem Tomisenkow ihn lange genug geschüttelt hatte. Schließlich öffnete er die Augen und starrte den General voller Verwirrung an.
    „Stehen Sie auf!" schrie Tomisenkow ihn an.
    Seine eigenen Worte konnte er gut verstehen, aber der Adjutant schüttelte verwundert den Kopf und fuhr mit beiden Händen an seine Ohren.
    Tomisenkow wußte Abhilfe. Er preßte die Stirn gegen die des Adjutanten und wiederholte: „Sie sollen aufstehen!"
    Das wirkte. Die vibrierenden Schädelknochen übertrugen die Laute. Der Adjutant verstand und sprang auf.
    Tomisenkow machte eine weit ausladende Armbewegung über den Lagerplatz. Dann stapfte er davon. Der Adjutant bewegte sich in entgegengesetzter Richtung. Die Suche nach den Überlebenden begann.
    Zehntausend Mann hatte General Tomisenkow zur Venus gebracht, eine Elite-Division. Achttausend davon fanden sie noch, drei Viertel davon schwer verletzt, das restliche Viertel mehr oder weniger angeschlagen. Keiner von ihnen konnte mehr hören. Wenn sie einander etwas zu sagen hatten, dann schrieben sie es auf oder legten die Stirnen gegeneinander.
    Von den fünfhundert Schiffen, mit denen die Division gelandet war, standen nur noch achtzig auf den Beinen. Den Rest hatte der Wirbelsturm umgeworfen, einen Teil davon sogar mitgerissen und weiter im Norden wieder in den Dschungel geschleudert.
    Die Spur des Sturmes war etwa zehn Kilometer breit. In der Mitte zog sich, knapp einen Kilometer breit, eine riesige Brandnarbe dahin. Die Erde war geschmolzen und strahlte eine unerträgliche Hitze aus.
    Vorläufig war es Tomisenkow

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