0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt
Karaganda, und Rhodan benutzte die Gelegenheit, zum erstenmal in dieser Aktion eine psychologische Waffe einzusetzen.
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Die hohen Offiziere des Luftwaffenstützpunktes Karaganda-Ost hatten den restlosen Untergang ihres 23. Jagdgeschwaders mit leichenblassen Gesichtern zur Kenntnis genommen. Was war das für ein Gegner! Die STARDUST flog mit verringerter Geschwindigkeit über die Stadt hinweg und zog einen im Vergleich mit denen, die an anderen Stellen getobt hatten, gelinden Sturm hinter sich her. Es gab Böen bis zu Windstärke elf, aber sie taten der Stadt und dem Stützpunkt nichts an.
Weitaus interessanter war jedoch, daß das gewaltige Schiff ostwärts der Stadt seine Fahrt völlig aufhob, ein paar Sekunden stillstand und dann zu steigen begann. In vierzig Kilometer Höhe kam es abermals zur Ruhe, und dort blieb es hängen - zum Schrecken der Bürger von Karaganda, die die Sonne nicht mehr sehen konnten, und den Offizieren von Karaganda-Ost zum Anreiz.
„Schießen!" schlug jemand vor. „Alle Abwehrraketen auf einmal!"
Der Vorschlag wurde abgelehnt, Abwehrraketen, wenn sie überhaupt einen Nutzen haben sollten, mußten mit nuklearen Sprengköpfen versehen sein. Und eine Salve von etwa hundert solcher Geschosse in nur vierzig Kilometer Höhe, also sozusagen über den Köpfen der Stadt, explodieren zu lassen, erschien dem Kommandeur des Stützpunktes ein zu gewagtes Unterfangen. Brigadegeneral Chandikarh erklärte sich jedoch bereit, eine einzige Rakete gegen die STARDUST abzufeuern.
„Der technische Stab soll die Explosion beobachten", ordnete er an. „Vielleicht lassen sich aus den Phänomenen irgendwelche Schlüsse ziehen, wie man dem Gegner zu Leibe rücken könnte."
Der Vorschlag wurde allgemein als vernünftig empfunden. Der Abschuß der Rakete wurde wie ein schwieriges Experiment vorbereitet, der Zeitpunkt des Abschusses auf fünfzehn Uhr zehn Ortszeit festgesetzt, damit der technische Stab Zeit hatte, seine Instrumente zu installieren.
„Beobachten Sie die Höhe der Explosion, fotografieren Sie die Explosion selbst, messen Sie Lichtintensität und radioaktiven Ausfall!" befahl Chandikarh. „Und dann sagen Sie mir, was Sie davon halten!"
Fünfzehn Uhr.
Chandikarh saß mit seinen Offizieren zusammen in der Messe und wartete mit trommelnden Fingern darauf, daß die letzten zehn Minuten vergingen. Die STAR-DUST hatte sich in der Zwischenzeit nicht gerührt. Trotzdem befürchtete Chandikarh, daß sie ihre Fahrt wiederaufnehmen würde, bevor er Zeit gehabt hatte, seinen Versuch zu machen.
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Um fünfzehn Uhr drei Ortszeit setzte Perry Rhodan den großen Psychostrahler in Betrieb und ließ ihn mit einem gewaltigen Kegel hypnotischer Beeinflussung die ganze Stadt Karaganda und den Stützpunkt Karaganda-Ost einhüllen.
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Um fünfzehn Uhr drei begann Generalmajor Chandikarh daran zu zweifeln, ob sein Experiment sinnvoll sei. Immer noch um fünfzehn Uhr drei kam er zu dem Entschluß, daß der Versuch abgeblasen werden müsse. Um fünfzehn Uhr vier fing der technische Stab an die Köpfe zu schütteln, weil er Chandikarhs Befehle nicht mehr verstand. Gleichzeitig machte sich aber Erleichterung darüber bemerkbar, daß nun auf den übermächtigen Gegner nicht mehr geschossen zu werden brauchte.
Um fünfzehn Uhr fünf erklärte Chandikarh seinen Offizieren: „Seien wir ehrlich, meine Herren, was haben wir einem solchen Feind gegenüberzusetzen? Er hat Verwüstung und Schrecken überall im Lande verbreitet - und das mit einem einzigen Raumfahrzeug, soweit wir das bis jetzt beurteilen können. Was wird mit uns geschehen, wenn er zwei, drei solcher Schiffe oder gar ein ganzes Geschwader einsetzt?"
Ein verhältnismäßig junger Major unterbrach ihn mit lauter Stimme: „Das können wir uns an den zehn Fingern abzählen, Generalmajor! Wir alle und alles, was wir haben, wird vernichtet sein, bevor wir nur dazu gekommen sind, einen Schießbefehl zu geben."
Zustimmende Rufe schlössen sich an.
Chandikarh nickte. „Wir fassen eine Resolution", schlug er vor. „Wir, das gesamte Offizierskorps des Stützpunktes Karaganda-Ost, schlagen dem Obersten Rat des Ostblocks vor, jeglichen Widerstand gegen diesen Gegner sofort einzustellen und Verhandlungen zu vereinbaren. Wir stellen aus eigener Erfahrung fest, daß es verantwortungslos wäre, den Widerstand fortzusetzen und den Gegner weiterhin herauszufordern. Wir sind der Überzeugung, daß der Oberste Rat - wenn auch mit Überwindung -
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