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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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ausgestoßen.
    Gleichzeitig flitzte der schreckliche Schlangenkopf auf Joseph Roanes Hals zu. Beinahe hätte er vor Entsetzen aufgebrüllt.
    Er schlug verzweifelt um sich. Sein Messer traf immer wieder den nebeligen Schlangenkörper. Ein wahnsinniger Schmerz durchraste seine Kehle. Der Schlangenbiß schien sein Blut zum Kochen zu bringen. Eine mörderische Hitze breitete sich in Gedankenschnelle in seinem zuckenden, sich zusammenkrampfenden Körper aus. Er war vollkommen durcheinander, wußte nicht mehr, wo oben und unten war, hatte jegliche Orientierung verloren.
    Das dunkelblaue Wasser hüllte ihn mehr und mehr ein.
    Er stand eine noch nie erlebte Todesangst aus.
    Er glaubte, seine letzte Stunde habe geschlagen.
    Verzweifelt versuchte er, zur Wasseroberfläche zurückzukehren, doch er konnte sie nicht mehr sehen. Um ihn herum war alles dunkelblau. Die Nacht schien über das Meer hereingebrochen zu sein.
    Joseph Roanes Furcht peinigte ihn so sehr, daß er befürchtete, sein Herz könne mit dieser irrsinnigen Aufregung nicht fertig werden.
    Er trudelte ab.
    Die schreckliche Riesenschlange folgte ihm, schlang sich um seinen Leib. Dann geschah etwas, das er geistig nicht zu verarbeiten imstande war.
    Er spürte ganz deutlich, wie die Nebelschlange durch seine Poren in seinen Körper eindrang. Sie sickerte ganz langsam in seinen Leib. Er konnte es nicht verhindern. Er konnte das Unheil nicht aufhalten.
    Bald füllte es ihn vollkommen aus.
    Und die Stimme der Hexe Tari hallte in seinem Kopf: »Kümmere dich nicht um die wertlosen Trümmer dieses alten Schiffes, Joseph Roane! Du bist für eine größere Aufgabe ausersehen!«
    »Was muß ich tun?« fragte der Taucher im Geist. Er war bei vollem Bewußtsein, schien sich selbst zu beobachten, als würde er neben sich stehen. Er hörte seine Zwiesprache mit der Hexe, die ohne sein Zutun stattfand. Und er war furchtbar unglücklich, denn er begriff, daß er dem Wesen bedingungslos ausgeliefert war. Es hatte sich in seinem Körper eingenistet.
    Er hatte keinen eigenen Willen mehr, mußte tun, was Tari ihm befahl.
    »Befreie Wahadin, den Diakon des Teufels. Befreie ihn aus seinem nassen Gefängnis, Roane!« trug ihm die Hexe auf. Obwohl sie ihm ihren Namen nicht genannt hatte, kannte er ihn.
    Er wußte, daß er den Willen der Hexe Tari in sich hatte.
    »Wo finde ich Wahadin?« wollte Roanes Seele wissen. Sie war vom Bösen angesteckt. Roane fiel auf, daß er die Hexe mehr und mehr in seinem Inneren willkommen hieß. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, fühlte sich geehrt, daß ihre Wahl auf ihn gefallen war.
    Aber ein letzter Funke Vernunft ließ ihn über diese gefährliche Wendung heftig erschrecken.
    »Ich zeige dir den Weg!« sagte Tari. »Folge mir, Auserwählter! Der Diakon wird es dir ewig danken, wenn du ihm die Rückkehr nach Djakarta ermöglichst.«
    »Ich werde alles tun, was du von mir verlangst, Tari«, erwiderte Roane und schwamm hinter einem dünnen, silbrig glitzernden Lichtschimmer her, der ihm im dunklen Wasser den Weg zeigte.
    Alle Mann auf der »Bossa Nova« hielten den Atem an, als sie sahen, wie Joseph Roane herumzuckte und nach seinem Tauchermesser griff. Die Nebelschlange war für sie unsichtbar. Selbst der Strich, den Marty Maddock vor wenigen Augenblicken noch wahrgenommen hatte, war jetzt nicht mehr vorhanden.
    Roane befand sich allein im Wasser. Kein Hai oder sonst ein Feind griff ihn an.
    Er hätte sich nicht zu verteidigen brauchen, und doch tat er es in wilder Verzweiflung. Immer wieder stach er mit seinem Tauchermesser ins Leere.
    »Mein Gott!« stieß Jim Hooker, der Kameramann, erschrocken hervor. Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. »Mit Joseph stimmt irgend etwas nicht. Der scheint den Verstand verloren zu haben.«
    »Tiefenrausch«, vermutete Archie O’Malley neben ihm.
    Joseph Roane drehte sich im Wasser unentwegt im Kreis. Er schien die Orientierung verloren zu haben.
    Marty Maddock brachte dieses Ereignis sofort mit jenem geheimnisvollen Nebel in Verbindung, den er vorhin entdeckt hatte und der nun nicht mehr zu sehen war. Daß sich das Meerwasser um Roane herum dunkelblau färbte, konnten die Männer auf dem Forschungsschiff ebenfalls nicht sehen.
    Für sie war dort unten alles normal. Trotzdem spielte Joseph verrückt.
    »Man muß ihn heraufholen!« rief Hooker besorgt. »Der Junge säuft uns sonst noch ab.«
    »Das verstehe ich nicht!« knurrte Archie O’Malley kopfschüttelnd. »Er ist der beste Taucher

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