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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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lachte, lachte…
    Diese Hände!
    Die Getreuen der Hexe trauten ihren Augen nicht. Es waren junge, zarte Hände. Nicht mehr alt, faltig, zu Klauen gekrümmt. Zarte Mädchenhände waren es. Als die Hexe nun den Kopf hob, erkannten die Umstehenden, daß mit ihr eine verblüffende Wandlung vorgegangen war.
    Tari war blutjung und bildschön.
    Ihre Augen strahlten lebendig. Sie war schlank, hatte einen straffen, geschmeidigen Körper, ansehnliche Brüste, lange, wohlgeformte Beine. Ihre Lippen waren voll und dunkelrot.
    Es würde wohl kaum einen Mann geben, der ihr widerstehen konnte, wenn sie sich an ihn heranmachte.
    Sie warf ihren Stock weg, auf den sie sich gestützt hatte, als sie hierherkam.
    Sobald das Holz den Felsblock berührte, verwandelte es sich in eine hoch auflodernde Flamme, die wie ein Mahnfinger mitten im Tempel stand.
    »Freunde!« rief Tari mit einer jungen, kräftigen, vitalen Stimme. »Brüder und Schwestern im Herrn des Bösen! Ihr wißt, weshalb ich euch hierher befohlen habe!«
    Die Anwesenden nickten.
    Der Feuerfinger ließ seinen Lichtschein über ihre Gesichter tanzen.
    »Seit vielen Jahren warte ich auf die Gelegenheit, den Diakon des Teufels zu erlösen. Ihr kennt seine Geschichte. Eine Sekte hat ihn totgebetet, hat ihn geköpft und seine böse Seele aus dem Leib verbannt. Dann haben diese Sektierer seinen Schädel in eine Kiste gepackt, diese mit Symbolen des Guten versehen und im Meer vor Javas Küste versenkt. Dieses traurige Ereignis spielte sich vor nunmehr 200 Jahren ab. Damals drangen die Holländer, trotz erbitterten Widerstandes der Einheimischen, in unsere Inselwelt vor. Wahadin, der unserem Herrn und Meister so viele große Dienste erwiesen hatte, fand damals ein schreckliches Ende. Aber diese verfluchten Sektierer konnten ihn nicht wirklich vernichten. Sie konnten ihn lediglich ausschalten, ihn seiner Gefährlichkeit berauben. Mehr erreichten sie nicht. Wahadin, der Diakon des Teufels, lebt noch. Er befindet sich seit zweihundert Jahren in Wartestellung – und er soll nun nicht mehr länger auf seine Befreiung warten müssen. Wir, meine Freunde, werden es ihm mit Satans Hilfe ermöglichen, aus seinem nassen Gefängnis zurückzukehren. Wahadin wird seine Schreckensherrschaft schon bald wieder antreten, und wir werden seine treuesten und ergebensten Diener sein!«
    Der blutrote Feuerschein ließ das junge Gesicht der Hexe noch verführerischer erscheinen.
    »Java wird wieder von Wahadin geknechtet werden. Der Diakon wird auf dieser Insel wieder Angst und Schrecken verbreiten. Er wird die Seelen reiner Menschen jagen, wird ihnen mitleidlos ihr sauberes Leben nehmen und sie zu gemeinen Dämonen machen! Und wir, meine Freunde, wir werden die unglaubliche Ehre haben, ihm dabei helfen zu dürfen!«
    »Wie?« fragte ein bulliger Indonesier mit ernster Miene. »Wie werden wir den Diakon befreien?«
    Tari kicherte boshaft. »Kein Problem. Laßt mich nur machen. Ihr habt doch sicherlich von den britischen Meeresforschern gehört, die mit ihrem Forschungsschiff ›Bossa Nova‹ vor unserer Küste kreuzen.«
    Alle nickten.
    Tari, die Hexe von Java, lachte. »Diese Männer werden zu unserem Werkzeug werden, ohne das sie es wissen oder wollen. Sie werden Wahadin für uns befreien. Und der Diakon wird es ihnen auf seine Weise danken!«
    Plötzlich brach die Hexe ihr gemeines Lachen ab.
    Sie starrte einen ihrer Getreuen feindselig an. Der Mann erschrak zutiefst. Er hatte das Gefühl, eine unsichtbare Hand würde ihm die Kehle zuschnüren. Verwirrt und ängstlich ging er einen Schritt zurück.
    »Zweifler!« schrie Tari ihn wütend an. Ihr Gesicht war von abgrundtiefem Haß verzerrt. »Glaubst du, ich weiß nicht, was du denkst, Proto?«
    Der Indonesier faßte sich verstört an die Schläfen. Tari hatte seine Gedanken erraten. Er hatte sich erdreistet, an ihrem Erfolg zu zweifeln. Alte Sitten und Gebräuche untersagten dies. Wer dennoch zweifelte, der setzte sein Leben aufs Spiel.
    Proto hatte nicht gewußt, daß Tari in seinen Kopf blicken konnte. Nun wußte sie Bescheid, und sie war wegen seiner skeptischen Gedanken rasend vor Wut.
    »Du warst immer nur mit halbem Herzen auf meiner Seite. Du hast nie rückhaltlos hinter mir gestanden!« kreischte die Hexe wutschäumend.
    Proto hob abwehrend die Hände. »Das ist nicht wahr, Tari!«
    »Lügner!«
    »Ich bin dein treuer Diener!«
    »Lügner! Lügner.« Die Hexe von Java stampfte wild auf den Felsblock. »Der Satan hat mir die Fähigkeit verliehen,

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