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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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verhindern. Schweratmend, mit verzweifelter Miene blickte er nach unten. Er vernahm ein teuflisches Knurren, das den mächtigen Baum erzittern ließ.
    »Weg!« schrie Proto. »Geh weg, du Satan! Laß mich in Ruhe! Geh zurück zu deiner verfluchten Hexe!«
    Der graue Nebel umtanzte den Baum, bildete einen dichten, undurchdringlichen Ring. Proto hoffte, die Schwaden würden ihm hier herauf nicht folgen.
    Doch seine Hoffnung erfüllte sich nicht.
    Unten bildete sich zu Protos größtem Entsetzen eine gefährliche Nebelbestie. Ein Panther!
    Proto schüttelte in wahnsinniger Angst den Kopf. »Nein!« kreischte er, als der Panther zum Sprung ansetzte. »Nein! Neiiin!« Das Nebeltier schnellte sich vom Boden ab. Es hackte die scharfen Krallen in die Rinde des Baumes. Proto hörte das Knirschen. Mit unwahrscheinlicher Schnelligkeit erklomm der Satanspanther den Baum.
    Immer näher kam er seinem Opfer.
    Er riß sein häßliches Maul auf und fauchte.
    Proto rieselte es eiskalt über den Rücken. Wie gelähmt beobachtete er den Aufstieg des Tieres.
    Er sah ein, daß es keinen Zweck mehr hatte, die Flucht fortzusetzen. Wo sollte er jetzt noch hin? Der Baum war an die hundert Meter hoch. Trotzdem hätte es keinen Sinn gehabt, bis zum letzten Ast hinaufzuklettern. Der Nebelpanther wäre ihm auch dorthin gefolgt.
    Ein schreckliches Knurren kam aus dem Raubtierrachen.
    Proto bebte vor Angst. Jetzt konnte ihn nur noch ein Wunder retten. Aber wann kommt so etwas schon mal vor?
    Der Schweiß rann Proto über das Gesicht. Er rutschte auf dem Ast mehr und mehr nach außen.
    Der Nebeltod kam mit geschmeidigen Bewegungen auf ihn zu. Das Scheusal, das aus Taris Willen entstanden war, erreichte Protos Höhe. Der Indonesier verwünschte die widerliche Hexe. Ihr hatte er diese grausame Bestrafung zu verdanken. Er hatte so ein schreckliches Ende nicht verdient. Was hatte er schon verbrochen? Er hatte weder den Satan gelästert noch die Hexe von Java verspottet. Er hatte sich lediglich erdreistet, an Taris Willen und Erfolg zu zweifeln.
    Der Todespanther erreichte jenen Ast, auf dem Proto zitternd hockte.
    Behutsam setzte das Untier seine Pfoten darauf.
    »Bitte!« wimmerte der Indonesier mit Tränen in den Augen. »Bitte verschone mich!« Ein grauenerregendes, hungriges Knurren war die Antwort.
    Das Höllentier näherte sich seinem Opfer ohne Eile.
    »Ich werde von nun an so leben, wie Tari es von mir erwartet! Alles! Alles werde ich tun! Ich verspreche es!«
    Das Raubtier bleckte die schrecklichen Zähne.
    Es duckte sich zum Sprung und schnellte in der nächsten Sekunde auf sein Opfer zu. Fauchend und brüllend flog der Panther auf den Indonesier zu. Der Nebelkörper war hart wie Granit. Er prallte gegen Proto. Die weit aufgerissene Pantherschnauze sauste auf Protos Gesicht zu.
    Mit einem langgezogenen Schrei auf den Lippen sauste der Indonesier dem Erdboden entgegen.
    Der Leib des Panthers löste sich im Augenblick von Protos Tod völlig auf, wurde wieder zu formlosen Nebelschlieren, die lautlos durch den Dschungel krochen. Dies war der sichtbar gewordene Wille der Hexe von Java. Er schob sich über den weichen, fauligen Urwaldboden. In Richtung Norden, dem Ozean entgegen.
    Taris böser Wille glitt über einen schmalen Tümpel.
    Krokodile flohen vor ihm in panischem Schrecken. Die Tiere spürten das Böse in diesen Nebelschwaden und hatten schreckliche Angst davor. Sie peitschten den Schlamm mit ihren kräftigen Schuppenschwänzen. Der Dreck spritzte viele Meter hoch. Die Krokodile verkrochen sich im Morast.
    Bären machten sich aus dem Staub.
    Tiger rasten mit gesträubtem Fell durch das Dickicht.
    Selbst Schlangen, deren Gestalt der Satan hin und wieder gern annahm, verkrochen sich zischend und mit ängstlich flackernden Zungen.
    Das Unheil war durch den Dschungel unterwegs.
    Ausgesandt von einer gefährlichen Hexe, die von der Macht des Bösen dazu auserkoren war, den Diakon des Teufels zu neuem Leben zu erwecken.
    Der magische Nebel glitt bald aus dem Urwald heraus, kroch über die nassen Klippen hinunter. Er erreichte die gischtende Brandung, legte sich darauf und schob sich auf die schaukelnde See hinaus.
    Bald tauchte das britische Forschungsschiff am Horizont auf. Weiß, lang, schnittig. Mit allem ausgerüstet, was die Wissenschaftler für ihre diversen Expeditionen benötigten. Dorthin war der unheimliche Nebel unterwegs.
    Und nichts und niemand würde ihn davon abhalten können, das zu tun, was Tari ihm aufgetragen

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