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0023 - Die Geistervögel

0023 - Die Geistervögel

Titel: 0023 - Die Geistervögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bezahlt man Sie denn?«
    »George, ich bitte dich!« rief der alte Kilrain.
    Sein Sohn fuhr herum. »Ist doch wahr. Hat er die Entführung verhindern können? Nein. Ihr habt doch so große Hoffnungen auf den Supermann gesetzt. Da, schaut ihn euch an. Hockt hier herum und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Wirklich fabelhaft.«
    Normalerweise hätte ich auf diese Vorwürfe scharf reagiert, doch bei George Kilrain ließ ich es bleiben. Ich schrieb die heftigen Vorwürfe seiner verständlichen Erregung zu. Mir wäre es sicherlich nicht anders ergangen.
    »Können wir nicht wie zwei normale Menschen miteinander reden?« fragte ich den jungen Mann.
    »Ich bin normal.«
    »Okay, dann können Sie mir auch helfen.« Er grinste scharf. »Sie sind wohl mit Ihrem Latein am Ende, wie?«
    Der alte Kilrain sprang auf. »Noch ein Wort, George, und du kannst gehen. Mr. Sinclair tut sein Bestes.«
    Vater und Sohn maßen sich mit Blicken. Schließlich gab der Jüngere nach. »Sorry, Dad, aber meine Nerven spielten nicht mehr mit. Es war eben verdammt hart.«
    »Schon gut, Junge«, sagte Mrs. Kilrain und strich ihrem Sohn über das Haar.
    George bat um ein Glas Wasser. Seine Mutter brachte es ihm. In zwei Zügen trank er das Glas leer. »Die Berge waren ihr Ziel«, murmelte er. »Dieser Teufelsberg. O verdammt. Wenn sich Kathy dort befindet, dann ist alles aus.«
    »Wir werden in den sauren Apfel beißen müssen«, sagte ich zu Suko.
    Der Chinese nickte.
    George hatte meine Worte gehört. »Was meinen Sie damit?«
    »Mein Freund und ich wollten morgen den Teufelsberg besteigen.«
    »Das ist zu spät!« rief George Kilrain.
    »Wir wissen es auch, Mr. Kilrain«, erwiderte ich. »Deshalb werden wir innerhalb der nächsten halben Stunde aufbrechen.«
    »Und ich gehe mit«, sagte George entschlossen.
    »Davon rate ich Ihnen ab.«
    Er funkelte mich an. »Warum?« Dann tippte er sich gegen die Brust. »Ich war dabei, als meine Freundin entführt wurde. Da habe ich mir geschworen, sie herauszuholen. Tot oder lebendig, aber ich will sie haben.« Beim letzten Satz klang seine Stimme erstickt.
    Terry mischte sich ein. »Nehmen Sie doch Vernunft an, Mr. Kilrain. Das Unternehmen ist zu gefährlich.«
    »Sie können ja hierbleiben!« zischte George.
    Der alte Kilrain kaute auf seiner Unterlippe herum. Er hob die breiten Schultern. »Mr. Sinclair, wenn mein Sohn sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann führt er es auch durch. Niemand kann ihn davon abbringen.«
    Ich wollte nicht, daß uns der junge Mann heimlich folgte und sich so in eine noch schlimmere Gefahr begab, deshalb stimmte ich zu. Es war besser, wenn Suko und ich ihn im Auge behielten.
    »Kennen Sie den genauen Weg?« fragte ich.
    »Ja. Ich bin ihn früher oft gegangen.«
    »Okay, dann steht einem Aufbruch nichts mehr im Wege.«
    »Und was sagen wir Kathys Eltern?« mischte sich Mrs. Kilrain in unser Gespräch.
    Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ratlos schauten wir uns an.
    »Sie machen sich Sorgen.«
    Patrick Kilrain nickte seiner Frau zu. »Ich rufe an«, sagte er mit leiser Stimme.
    Er ging zum Telefon, doch ich hielt ihn zurück. »Moment, Mr. Kilrain. Ich glaube, es ist falsch, den Leuten die Wahrheit zu sagen.«
    »Wieso?«
    »Bisher wissen nur wir, was geschehen ist. Wenn Sie es den O’Neills sagen, spricht sich alles im Nu herum. Ob das der Sache dienlich ist, wage ich zu bezweifeln. Sagen Sie den Leuten, daß Kathy hier ist und sie sich keine Sorgen zu machen brauchen.«
    »Sie sind Optimist, wie?«
    »Das muß man in meinem Job sein«, erwiderte ich.
    »Und wenn Ihre Operation schiefläuft?«
    »Dann rede ich mit den O’Neills.«
    Patrick Kilrain überlegte und stimmte nach einer Weile zu.
    »Machen wir es so, wie Sie es gesagt haben, Mr. Sinclair.«
    Er rief die O’Neills an und schaffte es auch, sie zu überreden.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ihre Tochter bleibt über Nacht bei uns.« Er hörte einen Moment zu und sagte dann:
    »Nein, Sie können nicht mit ihr sprechen. Sie geht mit George spazieren. Später ruft sie Sie an. Gute Nacht, Mrs. O’Neill.«
    Patrick Kilrain war erschöpft, als er den Hörer auflegte. »So habe ich noch nie gelogen«, sagte er.
    »Der Zweck heiligt manchmal die Mittel«, erwiderte ich.
    Die Dämmerung war weit fortgeschritten. Von den Bergen her krochen die Schatten in die weiten Täler und verwischten die Konturen der Bäume und Sträucher.
    Mrs. Kilrain hatte das Licht angeknipst. Der warme Schein einer Korklampe

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