Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0024 -Im Dschungel der Urwelt

0024 -Im Dschungel der Urwelt

Titel: 0024 -Im Dschungel der Urwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Lageplan des Gefangenenlagers - nicht etwa einen gezeichneten Plan, sondern das, was er mit seinen in der Zwischenzeit geübten Augen Tag für Tag zu sehen bekam - sorgfältig studiert und auswendig gelernt. Er hätte sein Ziel mit geschlossenen Augen finden können; darum war die nahezu undurchdringliche Finsternis, in der die an venusianische Verhältnisse noch kaum gewöhnten Soldaten Raskujans blind umherstolperten, die beste Zeit für sein Vorhaben.
    Er ging zweckmäßig und ruhig zu Werke. Sein Zelt besaß keinen eigenen Boden; der Boden war festgetrampelte Venus-Erde. Tomisenkow zog einen seiner Stiefel aus, begann den Boden aufzukratzen und die lockere Erde in den Stiefel zu füllen.
    Nach einer Viertelstunde war der Stiefel bis oben hin gefüllt. Tomisenkow preßte seine Faust in die Erde. Dann nahm er das eigenartige Werkzeug in die rechte Hand und wog es bedächtig. Es fühlte sich etwa so an und hatte auch dasselbe Gewicht wie ein gleich großer Sandsack.
    Dann sah er sich in seinem Zelt um. Es war nicht übermäßig groß und ziemlich übersichtlich. Tomisenkow fand eine Ecke, die sich für sein Vorhaben eignete. Leider hatte er keinen Einfluß auf die Position der einzigen Glühbirne, die das Zeltinnere beleuchtete. Er hätte sie höchstens entzweischlagen können, aber dann...
    Er hockte sich vor die hinterste Zeltecke, mit dem Rücken zum Eingang, und starrte ostentativ auf den Boden. Nach einer gewissen Vorbereitungszeit schrie er: „Wache! Waaaache!" Es klang ziemlich entsetzt, und der Erfolg zeigte sich auch sofort. Der Zelteingang wurde aufgerissen. Tomisenkow drehte sich ein wenig zur Seite und bemühte sich ein erschrecktes Gesucht zu machen.
    „Was gibt es?" fragte die Wache. Tomisenkow machte ein paar atemlose Handbewegungen.
    „Hier ...", ächzte er, „... in der Ecke... schnell!"
    Auf Venus gab es mancherlei Ungeheuer; auch solche, die sich durch den Boden hindurchfraßen und unversehens in der Mitte eines Zeltes aus der Erde auftauchten. Der Posten wußte das. Mit vorgehaltener Maschinenpistole kam er herein und winkte Tomisenkow zur Seite, als er sich der Zeltecke näherte. Tomisenkow wich aus. „Eine Art Wurm ...!" stöhnte er. Er stellte sich so, daß sein Schatten in die Ecke fiel, die der Posten untersuchen wollte. Als der Mann an ihm vorbei war, nahm er den mit Erde gefüllten Stiefel auf und packte ihn fest am Schaftende.
    „Gehen Sie aus dem Licht!" befahl der Posten und machte, ohne hinzusehen, eine wedelnde Handbewegung. Tomisenkow ging aus dem Licht einen Schritt weiter von hinten an den Posten heran. Er überzeugte sich, daß der Mann seinen Schatten nicht mehr sehen konnte. Dann hob er den rechten Arm und schlug dem Posten den frisch gefertigten Sandsack-Stiefel über den Kopf. Der Posten kippte vornüber und stürzte zu Boden.
    Mit einer automatischen Bewegung kippte Tomisenkow die Erde aus dem Stiefel und verscharrte sie mit dem linken Fuß über den Boden. Dann holte er die Schnüre, die er sich aus Zeltmaterial selbst gefertigt hatte, und fesselte den Bewußtlosen. Außerdem steckte er ihm sein Taschentuch als Knebel in den Mund und band es so fest, daß der Mann es mit der Zunge nicht herausstoßen konnte.
    Schließlich schob er den Mann so weit hinter sein primitives Bett, daß er vom Eingang aus wenigstens auf den ersten Blick nicht gesehen werden konnte. Die Maschinenpistole legte er auf das Bett, so, daß sie der Posten sehen konnte, wenn er wieder erwachte. Tomisenkow wußte, was er seiner Lage schuldig war. Dann verließ er sein Zelt. Es war nicht besonders schwierig, durch die Finsternis zu jenem etwa hundert Meter entfernten größten aller Zelte hinüberzugelangen wenn auch die Wachen sich den Anschein gaben, als könne ihnen nichts entgehen.
    In Wirklichkeit fürchteten sie sich, dachte Tomisenkow verächtlich. Sie haben Angst, daß neben ihnen ein weißer Riesenwurm oder ein knisternder Hornfresser aus dem Boden gekrochen kommt und sie mitnimmt. Sie pfiffen sogar Lieder, um sich die Furcht zu vertreiben.
    Tomisenkow brauchte eine Viertelstunde, um die hundert Meter zu überwinden. Vor dem Zelt standen drei Wachen, wie Tomisenkow sich überzeugte. Das störte ihn nicht; denn die Zelte fügten sich nur dort, wo Zeltschnüre zu den Heringen hinliefen, dicht an den Boden an. Dazwischen war für jeden normal gewachsenen Menschen Platz genug, um unter der Zeltwand hindurchzukriechen, wenn er sie ein bißchen anhob.
    Tomisenkow tat es. Im Zeltinnern brannte

Weitere Kostenlose Bücher