0026 - Duell der Mutanten
ihn auf einen Umstand aufmerksam, den er sich von seinem letzten Besuch in der Hauptstadt der Dritten Macht her gemerkt hatte. „Vielleicht möchte Rhodan jegliches Aufsehen vermeiden."
Der Chinese zuckte die Schultern, klemmte die schmale Diplomatentasche fester unter den Arm und setzte sich in Richtung Ausgang in Bewegung.
„Dann kommen Sie. Hoffentlich habe ich genug Kleingeld bei mir, um ein Taxi bezahlen zu können."
„Die sind hier kostenlos", beruhigte ihn Mercant und lächelte nachsichtig. „Was mich ein wenig verwundert, ist die Tatsache, daß der Betrieb auf dem Flugplatz gegen sonst einen recht eingeschlafenen Eindruck macht. Es ist kaum jemand zu sehen."
An der Sperre saß ein arkonidischer Dienstroboter und ließ sie ohne Kontrolle passieren. Mercant ahnte, daß ihre Gehirnwellenmuster in seinem Positronengehirn verankert waren. Ihr Empfang war also bis in alle Einzelheiten vorbereitet.
Warum aber dann keine Empfangsdelegation, wie das bei einem Staatsbesuch üblich war? Er beschloß, nicht weiter darüber nachzudenken.
Rhodan tat nichts ohne Grund. Für sein Verhalten mußte es schwerwiegende Motive geben. Während sie über den freien Vorplatz auf die wartenden Flugtaxis zuschritten, rief er sich noch einmal den Text der Einladung ins Gedächtnis zurück. Kurz und knapp hatte es geheißen: „Allan D. Mercant, Chef der TAF. Sie werden hiermit gebeten, an einer außerordentlichen Sitzung der Dritten Macht und der übrigen irdischen Machtblöcke teilzunehmen. Es handelt sich um die Klärung für alle Teile lebenswichtiger Fragen. Perry Rhodan Präsident der Dritten Macht."
Ein Afrikaner öffnete ihnen den Schlag des Taxis, wartete, bis sie eingestiegen waren und brachte sie dann auf schnellstem Weg in die moderne Metropole.
Mercants Versuch, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, scheiterte an der chronischen Schweigsamkeit des Fahrers. Er tat außerdem ganz so, als wüßte er nicht, welche prominenten Fahrgäste er beförderte.
Mercant vergaß bald seine Probleme. Unter ihnen lag jetzt die modernste Stadt der Welt mit ihren himmelragenden Wolkenkratzern, den breiten Bandstraßen und den riesigen Grünanlagen. In geringer Höhe überquerte das Flugtaxi den betonierten Zentralplatz im Zentrum der Stadt, der von den offiziellen Regierungsbauten der Dritten Macht eingeschlossen wurde. Heute war der Platz nicht leer. Zu seinem maßlosen Erstaunen mußte Mercant feststellen, daß auf ihm eine regelrechte Armee aufmarschiert war. Viel konnte er von oben nicht erkennen, aber soviel sah er: Dort unten paradierten nicht allein Soldaten, sondern schwere Geschütze auf entsprechenden Fahrzeugen. Dazwischen rollten Panzer mit undurchdringlicher Arkonitverkleidung.
Mit engen Augen betrachtete der Präsident der AF das militärische Schauspiel, räusperte sich und sagte zu Mercant: „Ob das mit unserer Sitzung zusammenhängt?"
Mercant zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, aber vielleicht wird Rhodan so freundlich sein, uns den Zweck der Vorführung zu erläutern. Vielleicht ist es aber auch nur die Siegesparade zu Ehren jener Männer, die den Overhead schlugen."
Die Mundwinkel des Chinesen zogen sich etwas herab.
„Soweit ich mich erinnern kann, entfloh dieser Overhead. Lediglich sein Schlupfwinkel konnte von Rhodan eingenommen werden."
Mercant spürte Ärger in sich emporsteigen.
„Was heißt hier lediglich? Immerhin gelang es Rhodan, zwölf Mutanten aus der Macht des Unheimlichen zu befreien. Fast fürchte ich. Sie ahnen die Größe der Gefahr nicht, in der wir uns alle befunden haben. Wir haben Rhodan viel zu verdanken, daß er die Macht des Overhead brechen konnte."
„In der Hauptsache war dieser Overhead doch wohl Rhodans Feind, nicht der unsere", gab der Präsident der AF zu bedenken. Mercant bemerkte, daß das Taxi sich senkte und zur Landung ansetzte.
Er beschloß, das Thema zu wechseln.
„Vielleicht werden wir bald mehr darüber erfahren. Sehen Sie, wir landen auf dem Heliflugplatz der Regierung. Ein sicheres Zeichen dafür, daß unser Pilot genau weiß, wen er befördert. Lassen wir uns überraschen."
Sie landeten auf einem kleinen kreisrunden Platz mit weißem Kies. Hier wurde es zum erstenmal ersichtlich, daß man sie erwartete. Von zwei hohen Offizieren begleitet, schritt Reginald Bull ihnen fast feierlich entgegen, begrüßte zuerst den Präsidenten der AF, dann - mit einem um Verständnis flehenden Blick - Mercant.
„Sie kommen spät, meine Herren. Die anderen Gäste
Weitere Kostenlose Bücher