0026 - Maringo, der Höllenreiter
hat das Böse für immer die Oberhand behalten. Höchstens für eine kurze Zeitspanne, das laß dir gesagt sein. Auch jetzt werden wir einen Ausweg finden!«
Der Spuk fluchte lästerlich. Dann schrie er: »Da, sieh selbst!« Die graue Tönung verschwand. Bilder kristallisierten sich hervor. Verschwommen sah ich die Berggipfel im letzten Sonnenlicht, dann wanderten meine Blicke weiter, erfaßten die Arena, und ich sah einen Mann einsam und verloren in dem Geviert stehen. Suko!
Mein Partner war unverletzt. Er wartete auf den Höllenreiter.
Maringo ritt mit seiner Beute den Gang entlang, und ich erkannte eine junge Frau.
Aber warum hatte Maringo sie am Leben gelassen? Was hatte er mit ihr vor?
Ich mußte abwarten. Ich konnte nichts tun, war ein Gefangener meiner Feinde, die ihren Spaß an meiner Qual hatten. Selten hatte ich mich so hilflos gefühlt. Jetzt blieben die beiden voreinander stehen. Jeden Moment rechnete ich damit, daß ein Blitz aus der magischen Lanze fahren und Suko töten würde. Das geschah nicht.
Die beiden unterhielten sich. Was sie sagten, verstand ich nicht, aber der Spuk kommentierte es. »Maringo wird ihm mitteilen, welch ein Tod ihn erwartet«, sagte der Dämon. »Es kann nicht mehr lange dauern, dann siehst du, wie dein Feind verglüht.«
»Und was hat er mit dem Mädchen vor?« wollte ich wissen.
»Ihre Urahnen waren es, die Maringo zur Strecke gebracht haben. Sie wird das gleiche Schicksal erleiden wie er damals. Ihr Platz wird das Felsengrab sein.«
In mir stieg der heiße Zorn hoch. »Ihr Bestien!« schrie ich. »Ihr satanischen Geschöpfe!« Ich sah dabei in die schwebenden Augen des Spuks.
»Eines Tages kommt der Zeitpunkt, in dem all eure Welten zu Staub zerfallen wie ein alter Vampir, wenn ihn das Sonnenlicht trifft. Das schwöre ich euch.«
»Aber du wirst es nicht mehr erleben, John Sinclair!«
»Nach mir kommen andere. Und vielleicht auch stärkere. Verlaßt euch drauf.«
Ich sprach nicht mehr weiter, denn zwischen Suko und dem Höllenreiter bahnte sich die Entscheidung an. Ich sah, wie Maringo den rechten Arm hob.
Jetzt – in diesen Augenblicken mußte es geschehen, würde die magische Lanze meinen Freund durchbohren. Ich wollte die Augen schließen, doch ich schaffte es nicht. Gebannt schaute ich den Ereignissen in der anderen Dimension zu…
***
Der Höllenreiter griff an.
Suko riß den rechten Arm hoch. In der Hand hielt er das Totem. Mein Freund sprach die magischen Worte. Da zackte der Blitz aus der Lanze. Suko erwartete jeden Augenblick den tödlichen Stoß, die alles zerfressende Helligkeit, doch nichts geschah. Er spürte nur, wie sich das Totem erwärmte. Weit riß Suko die Augen auf.
Vor sich sah er den Höllenreiter. Maringo wollte nicht begreifen, daß seine Magie nicht gewirkt hatte. Er hatte sein Pferd auf die Hinterhand gerissen und ließ es auf zwei Beinen tänzeln.
»Wer bist du?« brüllte er. »Warum entgehst du meinen Angriffen?«
Suko antwortete. »Die Magie des Großen Manitou hat mich immun gegen dich gemacht.«
Maringo fluchte. »Manitou, wer ist das schon? Ich bin größer. Hinter mir steht die Macht der Hölle!«
Suko lachte ihn aus. »Das Gute übertrumpft immer das Böse. Merke es dir, Maringo!«
»Ach, fahr zum Teufel!«
Wieder stieß Maringo mit der magischen Lanze zu. Er hatte geglaubt, Suko überraschen zu können, doch der Blitz wurde von dem Totem absorbiert.
Aber war das alles, was dieses Totem konnte? Besaß es nicht die Kraft zu einem Gegenangriff? Suko war enttäuscht. Schließlich hatte er die magischen Worte gesprochen. Der Höllenreiter wollte ihn jetzt niederzwingen. Er umritt ihn in einem wahnsinnigen Tempo. Staub wallte auf als dicke Wolken. Immer enger zog der Höllenreiter seine Kreise. Da geschah es!
Das Totem in Sukos Hand begann plötzlich zu glühen. Es strahlte an der Spitze rot auf, wirkte wie ein übergroßes Rücklicht. Noch bevor es seine volle Intensität entfalten konnte, begann es zu rotieren. Es drehte sich immer schneller, bildete einen regelrechten Flammenkranz, und der Höllenreiter riß sein Pferd zurück. Hoch stellte der Rappe auf.
Maringo schrie Gegenbeschwörungen. Er ahnte, was auf ihn zukam, stieß verzweifelt mit seiner magischen Lanze zu, doch der Zauber des Totem war stärker. Er schützte den Chinesen.
Urplötzlich löste sich der Flammenkranz auf. Er fiel nicht zusammen, nein, er zerfaserte nach allen Seiten. Wie Kometen rasten kleine Flammenzungen in den grauen Himmel, drehten
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