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0027 - Die Grotte der Gerippe

0027 - Die Grotte der Gerippe

Titel: 0027 - Die Grotte der Gerippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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weiten Augen beobachtete sie, wie der Goldene Puma an den ersten Opferstein herantrat und den gekrümmten Dolch aus der kleinen Nische im Felsen herausnahm.
    Er hob den Arm.
    Die Krallen der Pranke schlossen sich um den Griff der Waffe, sie waren offenbar genauso beweglich wie Finger. Sekundenlang verharrte der Dämon hoch aufgerichtet und reglos, und Nicole hatte das Gefühl, als gefriere das Blut in ihren Adern.
    Nein, dachte sie.
    Nein, das darf nicht sein, das…
    Ein Ton wie von einem gigantischen Gong hallte durch die Grotte.
    Blitzschnell zuckte der Dolch herab – und Nicole schloß die Augen, um das Schreckliche nicht mit ansehen zu müssen.
    Das unglückliche Huichol-Mädchen begriff in ihrem Wahn nicht mehr, was passierte, aber sie fühlte den Schmerz. Ihr Schrei gellte.
    Hell und hoch zitterte er in der Luft, und auf dem Höhepunkt der Qual verstummte er wie abgeschnitten.
    Die Stille, die folgte, war tief und gespenstisch.
    Zitternd hob Nicole die Lider. Sie mußte die Wahrheit sehen, mußte! Immer noch war ihr Gesicht dem Goldenen Puma zugekehrt – und keine Einzelheit des gräßlichen Bildes blieb ihr erspart.
    Der Dämon hielt das herausgerissene Herz des Opfers in seinen Pranken.
    Langsam schritt der Goldene Puma zwischen den Opfersteinen hindurch auf den Sockel des Tukákame-Bildnisses zu, und Nicole brachte es einfach nicht fertig, den Blick abzuwenden.
    Wie gebannt starrte sie auf die Statue mit dem Schakalleib und dem Vogelkopf.
    Und in gefrorenem Entsetzen sah sie, wie sich dieser Kopf mit einer ruckartigen Bewegung neigte und wie der Schnabel auseinanderklaffte.
    Dann – nach einem winzigen Augenblick der Starre – war das Herz verschwunden.
    Ganz deutlich war unter dem schwarz-roten Gefieder der Kehle die Schluckbewegung zu sehen – und dann erstarrte die Horrorgestalt wieder zur leblosen Statue.
    Wie eine Woge brandete das jubelnde Geheul der Gerippe auf.
    Eine Woge, die Nicoles in namenlosem Entsetzen zitternden Geist gleich einer Flut überschwemmte, sie mitriß und mit unwiderstehlicher Gewalt in den schwarzen Strudel der Bewußtlosigkeit zog…
    ***
    Schon als er sich hinter dem Skelett durch den engen Höhleneingang schob, hörte Zamorra den fernen Trommelwirbel.
    Ein Frösteln überlief ihn. Dieses ganze Höhlensystem war unheimlich, war irgendwie nicht normal und natürlich, das spürte er sofort.
    War er in eine Art Vorhof der Hölle geraten? Er wußte es nicht, und er zweifelte an seinem Instinkt, bis er nach zwei Schritten stolperte und sich mit der amulettbewehrten Rechten an der Felswand abstützte.
    Ein scharfes Zischen entstand.
    Hastig zog Zamorra die Hand zurück – und sah im ungewissen Licht, daß der glatte Stein an der Stelle, wo ihn der Talisman berührt hatte, wie ein Brandzeichen den Abdruck des Drudenfußes trug.
    Der Professor preßte die Lippen zusammen.
    Rascher folgte er dem Skelett, das unbeirrt weiterging. Das phosphoreszierende Leuchten der Knochen hatte aufgehört, wie zum Zeichen, daß das Skelett jetzt einem neuen, anderen Willen gehorchte. Zamorra überlegte, ob er diesem unheimlichen Diener trauen konnte, und er war noch zu keinem Ergebnis gekommen, als er die erste Weggabelung erreichte.
    Das Skelett schlug ohne das geringste Zögern den rechten Gang ein. Zamorra runzelte die Stirn – und dann durchzuckte ihn die richtige Idee wie ein Stromstoß.
    »Halt!« rief er halblaut.
    Und als das Gerippe verharrte, machte er einen Schritt in den linksabzweigenden Gang hinein, bückte sich und zeichnete mit Hilfe des Amuletts ein Bannmal auf den Boden, das für alle dämonischen Wesen als unüberwindliche Schranke wirken würde.
    Um den richtigen Weg zu markieren, brannte er mit dem silbernen Talisman einen weiteren Drudenfuß in die Felswand. Er wußte nicht, was ihn erwartete. Er wußte nur, daß er und seine Freunde, vielleicht auch Bill, Nicole und das Indio-Mädchen allein, einen sicheren Fluchtweg brauchten, und an jeder Weggabelung und jedem abzweigenden Tunnel traf er die gleichen Maßnahmen.
    Der Trommelwirbel wurde lauter. Der ganze Berg schien erfüllt von dem dumpfen Dröhnen. Zamorra sah, daß den Knochenmann vor ihm eine seltsame Unruhe erfaßte, daß das bleiche Gebein wieder schwach zu leuchten begann – und er ahnte, daß der Untote allmählich in eine Einflußsphäre geriet, die im entscheidenden Moment stärker sein würde als die Angst vor dem silbernen Amulett.
    Ein paar Minuten später erreichte der Professor mit seinem makabren Führer

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