0027 - Wir fingen den roten Delphin
gestört. Eigentlich war es kein Klingeln, sondern die harmonische Tonfolge, die sie hier sinnigerweise an die Klingel angeschlossen hatten.
Phil ging zur Tür und kam mit dem Theaterbesitzer Randy Jewis zurück. Mein Gehirn schaltete sofort auf Alarm, als ich den Lebemann bei uns ins Wohnzimmer kommen sah. Der Knabe war mir mehr als unsympathisch.
Wir boten ihm einen Platz und den üblichen Drink an. Dann fragte ich beiläufig: »Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuches?«
Während er seine fetten Wurstfinger gegeneinanderdrückte, sah er auf seine Fußspitzen und murmelte: »Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen, Mr. Cotton. Ich habe Ihnen nicht die Wahrheit gesagt, als Sie mich nach dem Feuerzeug fragten…«
Ich musterte ihn ganz offen. Was um alles in der Welt bewog diesen schleimigen Kerl dazu, mir das aufzutischen? Er wußte nicht, daß wir beide FBI-Beamte waren, und es konnte ihm eigentlich ziemlich gleichgültig sein, ob wir ihm sein Märchen vom verlorenen Feuerzeug glaubten oder nicht. Statt dessen markierte er den zerknirschten Lügner und bat um Entschuldigung!
»Na, schön«, brummte ich. »Und wie war’s nun wirklich?«
»Ich war bei Miß Martens. Ich meine an dem Abend, bevor sie ermordet wurde.«
Phil rieb sich über die Nasenspitze. Offenbar war er innerlich genauso aufgeregt wie ich, wenn wir es auch beide nicht zeigten.
»Gut. Sie waren also am Sonntagabend bei Rosalee Martens. Warum eigentlich? Was wollten Sie von ihr?«
»Ich wollte sie nur mal besuchen. Wissen Sie, ich habe eine Schwäche für hübsche Mädchen. Ich wollte ein bißchen mit ihr flirten. Wenn meine - eh - meine Sekretärin dabei ist, kann ich das doch nicht. Und da suchte ich eben Miß Martens auf.«
»Ist das nicht ein bißchen ungewöhnlich?« erkundigte sich Phil.
»Ja, ja, natürlich. Aber ich habe ihr schon hin und wieder, wenn ich sie zufällig in der Bar oder im Schwimmbad getroffen hatte, ein paar Blicke zugeworfen, und sie hatte freundlich zurückgelächelt, so daß ich - eh - so daß ich eben annahm, es - es - eh…« Er brach hilflos ab.
»So daß Sie glaubten, Ihr Besuch sei Miß Martens keineswegs unerwünscht«, vollendete ich seinen Satz. »Na, lassen wir das dahingestellt sein! Mich interessiert mehr, um wieviel Uhr Sie den Bungalow betraten, den Miß Martens bewohnte.«
»Es muß gegen halb neun gewesen sein. Vielleicht auch schon kurz vor neun. Genau weiß ich es nicht.«
»Hm. Und wie war das mit dem Feuerzeug?«
»Ich gab Miß Martens Feuer, als sie eine Zigarette rauchen wollte, und bei dieser Gelegenheit sagte sie, daß ich ein hübsches Feuerzeug hätte. Ich habe es ihr auf der Stelle schenken wollen, aber sie lehnte es ab. Da habe ich es später, als ich ging, einfach heimlich zurückgelassen.«
»Wann war denn das, als Sie gingen?«
»Gegen halb elf.«
»Sind Sie sicher? Sie wurden nämlich gegen halb drei gesehen, als Sie den Bungalow verließen!« bluffte ich.
»Was?« fauchte er empört. »Das ist ganz ausgeschlossen! Ich habe mir von ein Uhr an das Nachtprogramm im Fernsehen angesehen. Mit meiner Sekretärin. Miß Condall kann das bestätigen! Weichergemeine Lügner behauptet das? Ich war seit kurz vor Mitternacht wieder in meinem Bungalow und habe ihn in dieser Nacht nicht mehr verlassen.«
»Gut, vielen Dank, Mr. Jewis«, sagte ich und stand auf. »Das war wahrscheinlich alles, was Sie uns sagen wollten, nicht wahr?«
Er verstand den Wink und verdrückte sich. Wir waren froh, als er uns verlassen hatte.
»Glaubst du ihm alles?« fragte Phil.
Ich zuckte die Achseln.
Da erklang schon wieder das melodische Zeichen von unserer Tür. Wir waren beide so neugierig, daß wir zusammen zur Haustür gingen.
Es war wieder Mr. Jewis.
»Ich habe doch noch was vergessen«, brummte er.
»Nämlich?« fragte ich und lehnte mich so gegen den Türpfosten, daß der Zutritt zu unserem Häuschen gesperrt war.
»Einer von diesen Studeways war in derselben Nacht noch bei Miß Martens. Ich weiß nicht genau, welcher, aber bestimmt nicht der Verrückte. Die beiden anderen sehen sich ja zum Verwechseln ähnlich.«
»Sahen Sie, wie er den Bungalow von Miß Martens betrat?«
»Ja. Ich war gerade von ihr gekommen. Als ich mich auf dem Weg einmal umdrehte, sah ich noch, wie er hineinhuschte.«
»Wann war das?«
»Kurz nach halb elf. Um die Zeit muß es gewesen sein.«
»Es war bestimmt nicht später? Etwa um halb zwei, zum Beispiel?«
Er sah mich verstört an. »Nein, ich sage doch, daß ich
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