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0028 - Der kosmische Lockvogel

0028 - Der kosmische Lockvogel

Titel: 0028 - Der kosmische Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hilfebedürftigen Mädchen oder der Mikrobombe. Schließlich blieb er doch bei der Bombe, da sie garantiert niemals fähig war, handfeste Ohrfeigen oder vernichtende Blicke auszuteilen.
    Deringhouse beobachtete unauffällig. Rous sorgte mit seiner gesamten Körperbreite dafür, daß die beiden jungen Leute vor der nächsten Aufnahmeoptik abgedeckt wurden. Die kleine Bombe, nicht größer als das Erzeugnis eines irdischen Huhns, wanderte in Tiffs Hosentasche. Sergeant Rous begann sofort darauf zu brüllen.
    „Was sollen diese Vertraulichkeiten, Kadett Tifflor?" tobte er mit einem Augenzwinkern. „Miß Orsons, suchen Sie sofort Ihre Kabine auf. Ich werde wegen Verstoßes gegen die guten Sitten an Bord eines Flottenschiffes Meldung erstatten müssen. Auseinander."
    Milly löste sich fauchend aus Tiffs Armen, was er betrübt zur Kenntnis nahm. Niemals war sie ihm so nahe gewesen. Dabei raunte Rous hastig: „Aufpassen, Tiff. Das ist eine Thermalbombe mit fünfzehn Minuten Wirkungsdauer. Es wird nur Wärme frei, durchschnittlich einhundertfünfzigtausend Grad Celsius im inneren Gasball. Zeitzünder läuft genau eine Stunde. Beim nächsten Verhör drüben ablegen, verstecken und genaue Uhrzeit merken. Dann zurückkommen. Ausflüchte suchen, Bedenkzeit in vertrauter Umgebung erbitten. Alles klar? Fragen?"
    Das war typisch für die verwegenen Männer des Raumjagdkommandos. Rous und Deringhouse hatten da ein tolles Ding ausgeheckt. Natürlich waren die Kadetten und sogar die Mädchen mit Feuereifer dabei. Bessere Mitarbeiter hätte sich der Kommandant überhaupt nicht wünschen können.
    Tiff wurde spontan angesteckt. Nun wußte er ganz genau, warum Hump den Riesenkrach inszeniert hatte. Man mußte es ihm lassen: Den zur Schlägerei entarteten Boxkampf machte er ganz großartig.
    Dafür war er der Mann.
    „Klar", stieß Tiff hervor. „Ich muß bald wieder hinüber. Ich finde einen Weg. Was ist, wenn die Ladung zündet?"
    „Dann geht es hier los. Es sind genau dreiundzwanzig Wachen an Bord. Die Mädchen haben sie gezählt. Mit denen werden wir fertig. Zuerst die Zentrale, alles andere kommt von selbst. Sehen Sie sich genau die langläufigen Thermostrahler der Burschen an. Die Dinger arbeiten mit haarfeinen Impulsströmen. Nur geringe Hitzeentwicklung, außer auf dem Treffpunkt. Anscheinend gegen Thermal-Nebeneffekte abgeschirmt. Hochwertige Dinger. Die besorgen wir uns. Der Plan steht. Schluß jetzt, Hump muß abbrechen."
    Es war in wenigen Augenblicken geschehen. Dabei bestand die absolute Garantie, daß an ein Abhören der geflüsterten Mitteilungen bei dem Lärm nicht zu denken war. Hifield bekam ein kaum merkliches Zeichen. Beim nächsten Schlag ging er endgültig zu Boden.
    Die Wächter jubelten. Die Geschichte schien ihrem Gemüt zu entsprechen. Minuten später herrschte wieder Ruhe in der Messe. Die Männer wurden grinsend ermahnt, beim nächsten „Gefecht" rechtzeitig Mitteilung zu machen, damit man auch „etwas davon hätte".
    Deringhouse sah den bärtigen Riesen düster lächelnd nach.
    „Kümmern Sie sich bitte um Hifield", bat er die Mädchen. Milly und Felicita Kergonen halfen dem stöhnenden Kadetten auf die Beine. Sein Gegner leckte sich über die aufgeschlagenen Lippen.
    „Da alles glimpflich abgelaufen ist, möchte ich in Anbetracht unserer Lage auf eine Bestrafung verzichten!" erklärte Deringhouse steif. Nur der gewisse Unterton war bemerkenswert. Von da an wußte man, daß Tiff die Mikrobombe arkonidischer Fertigung in der Tasche hatte.
    Wenn sie auf dem Händlerschiff zündete, blieb davon nur noch eine glutflüssig verdampfende Wolke übrig. Tiff fühlte den Schweiß auf die Stirn treten. Verkrampft beteiligte er sich an dem müde aufflackernden Gespräch. Minuten später läutete die automatische Küche. Man räumte den Gefangenen alle möglichen Annehmlichkeiten ein, nur nicht die Freiheit.
    Deringhouse war fest gewillt, diesen Zustand baldigst zu ändern. Verzweifelt dachte er an den starken Kampfverband unter Perry Rhodan, der noch immer nahe der Plutobahn im Raum hängen mußte. Immerhin traute es Deringhouse dem Chef zu, auch in dieser verfahrenen Lage einen Weg zu finden.
    Tiff begann lustlos zu berichten, wer die sogenannten Springer eigentlich waren. So verging die Wartezeit. Genau eine Stunde nach der Mahlzeit glitt das Schott auf. Tiff wurde zum zweiten Verhör auf die ORLA XI geholt.
    Er ging ruhig und gefaßt. Ein leichenblasses Mädchengesicht blieb noch lange in seiner Erinnerung

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