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0028 - Der kosmische Lockvogel

0028 - Der kosmische Lockvogel

Titel: 0028 - Der kosmische Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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einen offenen Hilferuf in den Raum. Orlgans war mit seinem Schiff in der Nähe. Er kam, und ich wurde gerettet. Natürlich habe ich mein Wissen als Preis geben müssen. Ein Springer tut nichts umsonst. Haben Sie wirklich keine Zigaretten? Sehen Sie doch einmal nach."
    „Nehmen Sie Ihre Hände von meinen Taschen", fauchte Tiff wütend. „Ich an Ihrer Stelle würde mir eine ganz gewöhnliche Kugel in den Kopf schießen, verstanden! Sie sind ein Schurke. Sie haben die Menschheit verraten. Es gibt kein größeres Verbrechen."
    „Diese Menschheit hat mich verurteilt und ausgestoßen", sagte Mouselet blaß. „Ich bin ihr nichts mehr schuldig."
    „Wahrscheinlich haben Sie Verbrechen begangen. Niemand wird umsonst verurteilt. Es geschah Ihnen recht. Rechnen Sie nicht mit meinem Verständnis. Wahrscheinlich sind Sie schon immer ein verkappter Schurke gewesen. Auch der Overhead war einer. Wir haben ihn erledigt."
    Mouselet fing sich. Schwer atmend, seine Lippen mit der Zungenspitze netzend, blieb er vor dem Kadetten stehen.
    „Sie werden verhört werden", erklärte er tonlos. „Sie wissen nicht, mit welcher Großmacht Sie es zu tun haben. Die galaktischen Händler beherrschen die Milchstraße. Sie sind in Kasten und Familiensippen unterteilt. Niemand nimmt von einem anderen Springer Befehle an. Freiheit der Handlung ist zehntausendjährige Tradition. Sie beargwöhnen und bespitzeln sich sogar gegenseitig, aber wehe dem Fremden, der ihr Monopol anzutasten wagt. Dann sollten Sie einmal sehen, wie ungeheuer schnell sich die zahllosen Sippen und Gruppen einig werden. Sie nennen sich seit alters her Springer, weil sie mit ihren Schiffen von Planet zu Planet springen, um dort zu verkaufen und zu kaufen. Man schätzt die Handelsflotte auf mehr als dreihunderttausend große und größte Raumschiffe. Jeder Sippe steht im Ernstfall ein Patriarch vor. Dann ordnen sich die freien Kapitäne und Schiffseigner unter. Die Handelsgroßmacht unterhält eine eigene Schlachtflotte, die aus den genau geregelten Gewinnabgaben eines jeden Kapitäns unterhalten wird. Die Springer besitzen viele eigene Planeten, die sie zu gigantischen Werften und Stützpunkten ausgebaut haben. Ihre Technik ist der des Großen Imperiums unter Arkons Vorherrschaft teilweise überlegen. Sie sind ehemals aus den Arkoniden hervorgegangen, jedoch haben sie im Laufe der Jahrtausende durch Umwelteinflüsse zahllose rassische Abarten entwickelt. Alle aber sind sie Springer, unabhängig, stolz, stark, finanzkräftiger als das Imperium selbst und im Ernstfall einig. Wissen Sie überhaupt, was das bedeutet? Die Händler mischen sich niemals in Kriege oder sonstige Dinge hinein. Sie beliefern alle Parteien, und keine Partei verdirbt es mit ihnen. Sie müssen die Konzessionen erteilen, falls jemand außer ihnen im kosmischen Rahmen zu handeln wünscht. Und nun kommt Ihr lächerlicher Perry Rhodan an mit der Wahnsinnsidee, auf dem Wega-Planeten Handelsstützpunkte zu errichten."
    Mouselet lachte schrill. Er konnte sich kaum beruhigen. Tiff war in seiner Haltung erstarrt. Langsam verstand er, mit wem er es zu tun hatte. Dieser Orlgans war demnach nur ein winziges Rädchen in einer ungeheuren, uralten Maschinerie. Sonst dachte Tiff nur noch daran, daß man den Chef auf dem schnellsten Wege informieren müsse.
    „Sie werden einsehen, daß Ihr Schweigen sinnlos ist. Es liegt in der naturgemäß raffgierigen Art der Händler, neuentdeckte Planeten als privates Absatzgebiet anzusehen. Keiner denkt daran, andere Schiffe der Sippe oder gar solche fremder Sippen zu Hilfe zu holen. Nur deshalb ist Orlgans noch allein im Solsystem aufgetaucht. Sein Agentennetz ist in bewährter Art aufgebaut worden. So wußte er bald, daß Sie als Geheimkurier losgeschickt wurden. Das war ja auch zu erwarten, nachdem Orlgans ein Raumboot und zwei Zerstörer der Dritten Macht zum Zwecke des Studiums gekapert hatte."
    Tiff fuhr auf, als hätte ihn eine Wespe gestochen. „Was?"
    „Ach, das wissen Sie überhaupt nicht?" staunte Mouselet. „Dann wird es aber Zeit. Rhodan hat Sie betrogen. Mit Ihrer K-9 sind nun schon vier Raumfahrzeuge verschwunden. Das sollte Rhodan doch zu denken geben, oder etwa nicht?"
    Tiff sank langsam in den seltsam geformten Stuhl zurück. Allmählich wurde ihm klar, warum ihn der Chef unter so geheimnisvollen Umständen als Geheimkurier ausgewählt hatte. Damit kam Tiff der Wahrheit bedenklich nahe, nur dachte er nicht im Traum daran, daß er nicht mehr als ein kosmischer

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