0029 - Ich, das Gift und Mister X
einem kragen- und ärmellosen hellblauen Trikothemd, das am Brustteil von Spritzern befleckt ist (Blut?), kurzer roter Wollbadehose, gelb-blau gestreiften Perlonsocken und schwarz-weiß abgesetzten Segeltuchschuhen. Die Taschen der Hose enthielten nichts. Aus dem Hemd und der Hose, sowie der Badehose sind die Hersteller-Etiketten herausgerissen worden!«
Tim Cool und Bedell besprachen Dinge, die den Abtransport der Leiche und die Zeit der Autopsie betrafen. Da mich diese Fragen aber nicht sonderlich interessierten, kauerte ich mich neben den Toten hin und sah ihn mir etwas näher an. Hinter mir diktierte der Sergeant immer weiter. Es ging ihm jetzt um die besonderen Kennzeichen, die einer seiner Untergebenen vom Detektiv-Corps inzwischen festgestellt hatte.
»… am rechten Oberschenkel, dicht oberhalb des Knies, eine zweieinhalb Zentimeter lange, vermutlich von einem Messerstich herrührende Narbe. An der linken Hüfte und auf der rechten Schulter weitere Narben, vermutlich von Streifschüssen. Im linken Unterarm Steckschussnarbe. Der Ringfinger der linken Hand ist amputiert.«
»Ich möchte sagen, er wurde bei der gleichen Gelegenheit abgeschossen, bei der er das Ding in den Arm erwischt hat«, warf Bedell ein.
»Statt ›amputiert‹ also ›abgeschossen‹«, berichtigte der Sergeant.
Mir wurde plötzlich klar, dass es noch ein weiteres »besonderes Kennzeichen« an dem Toten gab. Am rechten Unterarm bis zur Ellenbogenbeuge waren deutlich eine Anzahl winziger Einstiche zu sehen, und Mike Bedell hatte behauptet, dass sich der Mann seine Spritze selbst gegeben hatte.
»Der Mann war Linkshänder, Sergeant!«, sagte ich nüchtern.
***
Mr. High reagierte auf seine übliche Weise, nachdem wir ihm von dem unbekannten Toten von Coney Island erzählt hatten. Er sagte zuerst mal gar nichts, aber dafür überlegte er ein Weilchen. Dann nickte er nachdenklich und fragte kurz und bündig: »Sie meinen also, das wäre ein Anhaltspunkt?«
»Wir meinen, Chef«, sagte ich und daraufhin ließ Mister High uns allein in seinem Büro und ging, um den obersten Chef unserer Firma anzurufen.
»Wir wollen inzwischen schon mal zusammenfassen, was sich bis jetzt ergeben hat, alter Knabe«, schlug ich vor.
»Du scheinst ja mächtig sicher zu sein, dass wir den Fall bekommen«, murmelte Phil, und damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.
»Die allgemeinen Ermittlungen in der Schmuggler-Sache waren nicht gerade Erfolge«, erinnerte ich. »Wir, der Zoll und die City Police haben ein paar kleine Lieferanten geschnappt, aber an die Hintermänner sind wir noch nicht herangekommen. Dafür hat die Presse einen ziemlichen Wirbel veranstaltet. Außerdem ist die Angelegenheit auch höllisch wichtig. Für den Direktor wird’s also Zeit, dass er die Sache zum Spezialfall macht!«
»Schön und gut!« Phil schnippte eine Zigarette aus der Packung auf dem Schreibtisch, warf sie zur Decke, fing sie mit den Lippen auf und wartete, bis ich mich ebenfalls bedient hatte. Erst als die Stäbchen brannten, redete er langsam weiter. »Angenommen, der Chef bringt dem Direktor schonend bei, dass nur wir beide für den Fall infrage kommen, und angenommen, der oberste Kriegsherr glaubt ihm das sogar, wie gehen wir dann vor, Jerry?«
»Überlege mal selbst«, forderte ich kategorisch. »Der tote Mann war Morphinist, und er ist ermordet worden! Was könnte das für uns bedeuten?«
»Wenn sein Laster mit seinem Tod was zu tun hat, könnte man vielleicht annehmen, dass er zu viel wusste und deshalb beseitigt wurde.«
»Well, genau das schwebt mir auch vor. Jetzt aber weiter: Gesetzt den Fall, wir liegen da richtig. Bist du der Ansicht, dass der Mann bloß Kunde war… oder meinst du, dass er selbst zum Ring gehörte?«
Sehen Sie - wie gut Phil Decker und ich zusammenpassen, bewies seine Antwort, denn er war zu genau denselben Überlegungen gekommen wie ich.
»Ich würde sagen, er gehörte zur Organisation«, brummte mein Freund. »Jedenfalls war der Mann nicht ganz astrein, Jerry! Ich wette meinen neuen Stetson gegen ein Paar alte Socken, dass seine Prints schon in der Zentral-Kartei stecken und dass es über ihn auch schon eine Strafakte gibt. Normalerweise sammeln bloß drei Sorten Zeitgenossen Schuss- und Messernarben, wie der Tote sie aufweist. Erstens Leute von unserer Fakultät… zweitens Draufgänger im Krieg… und drittens Gangster!«
»Du bist ein kluger Junge«, sagte ich, »Ich neige zu der Ansicht, dass die dritte Möglichkeit die
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