003 - Der Hexer von Sumatra
schellte.
Das Mädchen öffnete. Sie musterte mich interessiert. Ich konnte mir vorstellen, woran sie in diesem Moment dachte: Wie sie mich am schnellsten umbringen konnte.
»Sie wünschen?« flötete sie wie ein Engel, obwohl sie ein weiblicher Teufel war.
»Sind Sie Marba oder Muana?«
»Marba. Wollen Sie zu mir?«
»Ja.«
»Dann kommen Sie herein.« Sie gab bereitwillig die Tür frei, ohne mich zu kennen. Jedes andere Mädchen hätte damit gezögert.
Es hatte den Anschein, als brächte sie mir blindes Vertrauen entgegen. Aber ich wußte, was wirklich dahintersteckte. Ihre Wohnung sollte für mich zur Todesfalle werden. Sie schloß die Tür, und ein hungriger Ausdruck stahl sich in ihre schwarzen Augen.
Sie gierte nach meinem Leben. Ich sah es. Sie konnte es kaum verbergen.
»Was führt Sie zu mir, Mr….«
»Ballard. Tony Ballard. Ich wohne im selben Hotel wie Darren O’Donnell.«
»Aha«, machte sie interessiert.
»Sie und Marba lernten O’Donnell gestern abend kennen.«
»Das ist richtig, Mr. Ballard.«
»Er nahm Sie mit zu sich in seine Suite.«
»Ich hoffe, Sie sind kein gestrenger Moralapostel und kreiden mir das an, Mr. Ballard. Muana und ich haben nichts Schlimmes getan. Wir haben lediglich ein paar Gläschen Sekt getrunken und sind dann wieder gegangen.«
»Ich nehme, an, Sie waren ziemlich satt, als Sie das Hotel verließen.«
»Wie darf ich das verstehen?«
»Sie und Muana haben Darren O’Donnell aufgefressen. Ich habe sein Skelett gesehen. Es löste sich kurz danach auf.«
Marba steckte meine ungeheuerliche Anschuldigung mit einem gleichgültigen Lächeln weg. »Halten Sie mich denn für eine Kannibalin, Mr. Ballard?«
»Allerdings. Sie sind kein Mensch mehr, sondern ein schwarzes Wesen, das Barsok geschaffen hat. Ich habe Darren O’Donnell heute morgen ausgeschaltet. Mort Messina existiert auch nicht mehr. Und nun sind Sie dran!«
Marba ging blitzschnell in Abwehrstellung, und sie fletschte ihre gelben Sägezähne. »Du bist hervorragend informiert, Tony Ballard, aber das nützt dir nun nichts mehr, denn aus dieser Wohnung kommst du nicht lebend raus!«
Fauchend stürzte sich die Furie auf mich. Meine Hand glitt in die Jacke. Ich riß den Colt Diamondback aus der Schulterhalfter. Marba warf sich auf meine Hand. Sie wollte mich in den Unterarm beißen.
Ich schlug mit der Linken kraftvoll zu, durfte keine Rücksicht darauf nehmen, daß sie ein Mädchen war, denn in erster Linie war sie ein mordlüsternes Monster, gegen das ich mein Leben verteidigen mußte. Ihr Kopf flog zur Seite. Das schwarze Haar legte sich über ihr Gesicht. Sie schüttelte es zurück und versuchte mir meinen Revolver zu entreißen. Wir kämpften verbissen um die Waffe.
Marba war unglaublich kräftig.
Sie war ebenso stark wie Djalar oder O’Donnell.
Wir schenkten einander nichts.
Marba schlug mich ins Gesicht. Sie kratzte mich. Sie trat gegen mein Schienbein. Ich gab ihr alles zurück, schaffte es jedoch nicht, Oberwasser zu gewinnen. Im Moment vermochte ich ihr weder mit dem Colt noch mit dem magischen Ring gefährlich werden. Sie wußte sich von beiden geschickt fernzuhalten, stellte mir ein Bein, wir knallten beide gegen die Wand. Ich rutschte zur Seite. Marba ließ sich mit mir fallen. Nach wie vor hielt sie meine Schußhand umklammert.
Sie drückte den Revolverlauf weit von sich.
Ich war nicht fähig, ihn auf sie zu richten.
Ihre Zähne wollten sich in meinen Hals graben.
Ich stemmte meine Linke unter ihr Kinn und drückte sie nach oben. Marba versuchte mich in die Hand zu beißen. Sie schaffte es nicht. Dafür schlug sie aber meinen linken Arm zur Seite, und dann kam blitzschnell ihr von Gier und Haß verzerrtes Gesicht auf mich zu.
Ich warf meinen Kopf zur Seite, riß mein Knie hoch, Marba landete neben mir auf dem Boden. Ich wollte hochschnellen, da versetzte jemand meiner rechten Faust einen Tritt, als wäre sie ein Ball. Ich schrie auf. Meine Finger öffneten sich, und der Colt Diamondback kreiselte über den Boden.
Zum Teufel, diesen Tritt hatte mir nicht Marba versetzt!
Ich drehte den Kopf.
Ein zweites Mädchen war auf einmal da, es bückte sich nach meinem Revolver, hob ihn auf und richtete ihn auf mich. Ich starrte in die Mündung meiner eigenen Waffe, und ich sah das Mädchen dahinter.
Muana. Auch sie bleckte diese widerlichen gelben Sägezähne.
Das Gefühl, das mich in diesem Augenblick packte, war verdammt mies.
***
Myrna Maddox tastete mit zitternder Hand nach dem
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