003 - Der Hexer von Sumatra
Türgriff. Djalar präsentierte ihr sein wahres Gesicht, und das war abscheulich.
Die Frau mit dem tizianroten Haar spürte ihr Herz oben im Hals schlagen. Ihre Finger fanden den Griff. In der nächsten Sekunde schwang die Tür auf, und Myrna sprang aus dem Fahrzeug.
»Halt, Süße!« rief Djalar lachend. »So läuft das nicht!«
Er federte aus dem Wagen. Myrna Maddox rannte los, ohne zu wissen, wohin. Sie wollte nur weg von diesem unheimlichen Monster. Wie von tausend Teufeln gehetzt, rannte sie in die Plantage hinein.
Djalar folgte ihr.
Ihr Vorsprung verringerte sich rasch.
Bald hatte Djalar sie eingeholt. Er stieß sich kraftvoll ab, sprang sie wie ein reißender Tiger an, stieß sie mit seinem Körper zu Boden.
Myrna stieß einen gellenden Schrei aus. Erde knirschte zwischen ihren Zähnen. Djalar riß sie herum, ein grauenerregendes Gelächter drang aus seiner Kehle. Nach Mort Messina sollte Myrna sein zweites Opfer sein. Die Gier machte ihn wild. Er kniete sich auf Myrnas Arme, hockte auf ihrer Brust. Sie bekam kaum noch Luft, konnte sich nicht mehr wehren, begriff, daß sie verloren war, und wünschte sich nur noch eines: daß es schnell vorbei sein würde.
Das abstoßende Gesicht des schwarzen Wesens näherte sich der Frau.
»Jetzt hole ich dich auf Barsoks Seite«, kündigte Djalar an.
Myrna spürte seinen kalten Atem an ihrer Kehle, und sie glaubte, vor Angst den Verstand zu verlieren. Verzweifelt schloß sie die Augen und wartete auf den schmerzhaften, tödlichen Biß.
Doch plötzlich ging ein gewaltiger Ruck durch Djalars Körper. Er drückte sie nicht mehr nieder, kniete nicht mehr auf ihren Armen.
Sie war auf einmal wieder frei, konnte es kaum glauben. Verwirrt öffnete sie die Augen – und sah Mr. Silver.
Der Ex-Dämon hatte sich, nachdem er sich von Tony Ballard getrennt hatte, einen Leihwagen besorgt, und als Djalar mit Myrna Maddox weggefahren war, hatte er sich hinter sie gehängt, um im entscheidenden Moment einzuschreiten. Der Ex-Dämon hatte gewußt, daß sich Djalar mit seinem Angriff nicht lange Zeit lassen würde.
Okay, Myrna war wieder frei.
Und der Hüne mit den Silberhaaren kämpfte gegen das schwarze Wesen.
Myrna erhob sich mit zitternden Knien. Sie lehnte sich an einen Kautschukbaum, legte die Hände auf ihr bleiches Gesicht und verfolgte den wilden Kampf durch die gespreizten Finger: Djalar warf sich dem Ex-Dämon mit einem grellen Schrei entgegen.
Mr. Silver ließ seine Hände zu purem Silber erstarren. Seine Handkanten lehrten das schwarze Wesen das Fürchten. Djalar versuchte ihnen zu entgehen, er bemühte sich, Mr. Silvers Arm mit den Sägezähnen zu erwischen. Es gelang ihm nicht. Der Ex-Dämon setzte dem schwarzmagischen Kannibalen hart zu. Sein dritter Handkantenhieb warf Djalar auf den Boden.
Der Indonesier fiel auf den Rücken.
Sein Hemd öffnete sich.
Mr. Silver sah den schwarzen Fleck. Das Zeichen des Bösen. Darauf richtete der Hüne seinen Blick. In derselben Sekunde rasten zwei Feuerlanzen aus seinen Augen. Sie schlugen in die Brust des schwarzen Wesens ein.
Der gefährliche Menschenfresser brüllte tödlich getroffen auf.
Sein Körper zuckte, als würden sich glühende Ströme durch ihn hindurchwühlen. Noch während des Zuckens verfärbte sich Djalars Leib, wurde schwarz wie die Nacht und löste sich Augenblicke später auf.
Myrna Maddox ging mit weichen Knien auf ihren Lebensretter zu. Sie sank gegen ihn. Er legte seinen starken Arm um sie und sagte sanft: »Kommen Sie, Mrs. Maddox, ich fahre Sie zurück.«
Djalars Wagen ließen sie stehen. Sie setzten sich in Mr. Silvers Leihfahrzeug und kehrten um. Myrna saß stumm neben dem Ex-Dämon. Ihr fehlten die Worte. All das Grauen war zuviel für sie. In der vergangenen Nacht fand sie ein Skelett. Und heute wäre sie beinahe das Opfer eines grauenerregenden Monsters geworden.
»So, wie Sie heute hätten enden sollen, ist Darren O’Donnell gestern nacht gestorben«, erklärte Mr. Silver. Er sprach vom schwarzmagischen Kannibalismus, den Barsok über die Insel ausbreiten wollte, und er sagte, daß es jetzt endlich an der Zeit war, dem Hexer von Sumatra entgegenzutreten und ihn zur Hölle zu schicken.
Der Hüne mit den Silberhaaren brachte die Frau zu ihrer Suite.
»Kommen Sie mit rein«, sagte Myrna. Es war zum erstenmal, daß sie wieder sprach.
Der Ex-Dämon lächelte, um Vergebung heischend. »Tut mir leid, ich habe keine Zeit. Es ist noch vieles zu erledigen.«
Myrna nickte verständnisvoll. Sie
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