003 - Der Puppenmacher
Schulter und zerrte ihn vom Bett weg, »Jetzt ist es aber genug«, herrschte er ihn an. »Sie sollen Phillip helfen und ihn nicht noch mehr quälen.«
Dorian ließ sich widerstandslos wegbringen. Für den Anfang hatte er genug erfahren. »Kennen Sie einen Ort, der Black Sabbath heißt?«
erkundigte er sich bei Hayward.
Dieser machte eine wegwerfende Handbewegung. »So einen Ort gibt es wahrscheinlich gar nicht. Haben Sie denn nicht bemerkt, daß Phillip nur phantasiert?«
»Diesen Eindruck hatte ich überhaupt nicht«, sagte Dorian und faßte sein Gegenüber fest ins Auge. »Im Gegenteil, ich glaube, daß diese Art, sich mitzuteilen, bei Phillip vollkommen natürlich ist.«
Hayward starrte ihn an. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Sie haben mich schon verstanden«, sagte Dorian. »Ich vermute, daß Phillips angebliches Phantasieren nichts mit Dämonen zu tun hat. Ist es nicht so, daß er auch früher nicht in der Lage war, sinnvoll und zusammenhängend zu sprechen, Lord Hayward?«
Der Lord starrte ihn sekundenlang an, dann senkte er den Blick und ließ die Schultern hängen. »Sie haben recht«, sagte er leise.
»Phillip war schon immer anders als die anderen. Er fand zu keinem Menschen Kontakt, weil er nicht mit ihnen sprechen konnte. Er sprach immer schon in Rätseln, redete ausschließlich solch ungereimtes Zeug wie eben. Ich habe ihn von den anderen isoliert und versucht, ihn durch Privatlehrer unterrichten zu lassen, aber alles, was ich für ihn tun wollte, scheiterte. Ich bin mit ihm um die ganze Welt gereist, habe Hunderte von Ärzten konsultiert, aber keiner von ihnen konnte Phillip helfen.« Lord Hayward schluchzte plötzlich.
Als er zu Dorian aufblickte, schimmerten Tränen in seinen Augen.
»Glauben Sie mir nicht, daß ich nur das Beste für Phillip will?«
Dorian mußte erst den Kloß hinunterschlucken, der in seiner Kehle steckte, bevor er sagen konnte: »Doch, ich glaube Ihnen. Und weil ich überzeugt bin, daß Sie in echter Sorge um Ihren Sohn sind, werde ich alles daransetzen, ihm zu helfen.«
»Was wollen Sie unternehmen?«
»Ich werde jemanden schicken, der die Nacht über in Phillips Zimmer Wache hält. Vorausgesetzt, Sie haben nichts dagegen.«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Nur möchte ich nicht, daß irgend jemand etwas davon erfährt. Im Arbeitszimmer finden Sie ein Telefon, um ungestört zu sprechen.«
Bevor sie den Raum verließen, warf Dorian noch einen letzten Blick auf Phillip. Er lag ausgestreckt in seinem Bett, die goldfarbenen Augen starrten an die Decke. Seine Lippen bewegten sich in einem stummen Selbstgespräch.
Dorian rief in seiner Wohnung an. Nach dem dritten Läuten hob Coco Zamis ab und meldete sich mit ihrer tiefen, rauchig klingenden Stimme. Seit der Rückkehr nach London wohnte sie bei ihm.
Ohne nähere Erklärungen kam er sofort auf den Grund seines Anrufs zu sprechen und bat Coco, während der nächsten Nacht an Phillips Bett Wache zu halten. Sie stellte keine unnötigen Fragen und war sofort einverstanden.
Hayward raunte ihm etwas zu, und Dorian fuhr fort: »Lord Hayward möchte nicht, daß du sofort ins Haus kommst, sondern daß du dich mit ihm am Golfplatz triffst, der an sein Grundstück grenzt. Er wird dich am Eingang des Starklubs erwarten. Kannst du in anderthalb Stunden dort sein?«
»Wirst du ebenfalls da sein?«
»Nein. Don ist bei mir, und wir wollen noch einiges besprechen.
Da fällt mir ein: Sagt dir der Name Black Sabbath etwas?«
»Konkret nicht. Vielleicht eine Art Hexenklub. Als ich vor einigen Tagen all jene Vereinigungen genauer unter die Lupe genommen habe, die sich mit Hexenkult und Schwarzen Messen befassen, war das eine Pleite. In letzter Zeit sind diese Klubs wie Pilze aus dem Boden geschossen, aber die Vorgänge, die sich dort abspielen, haben mit wirklichem Hexenkult nichts zu tun. Es handelt sich meist um Jugendliche, die auf der Suche nach dem nächsten Tabubruch sind.
Manchmal kommt es auch zu Orgien, aber das ist höchstens etwas für Voyeure und fällt nicht in unser Interessengebiet. Bei einem meiner Streifzüge fiel jedoch auch der Name Black Sabbath.«
»Hast du die Adresse erfahren?«
»Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert, weil ich mir nichts davon versprach, aber ich kann es nachholen.«
Dorian sah, wie Chapman ihm ein Zeichen gab, und sagte: »Nicht nötig. Don wird sich darum kümmern. Das wäre dann alles. Bis morgen also!« Er hängte ein und wandte sich an Hayward. »Vergessen Sie nicht, daß Sie in
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