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003 - Der Puppenmacher

003 - Der Puppenmacher

Titel: 003 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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unheimlich still. Hayward führte sie an der Hand zu einer im Bogen nach oben führenden Treppe und bat sie beim Hinaufgehen, sich nahe des Stiegengeländers zu halten. Am Rande knarrten die Holzstufen weniger als in der Mitte. Im zweiten Stockwerk angelangt, deutete Hayward auf eine Tür nahe der Treppe, unter der ein schwacher Lichtschein in den Korridor fiel.
    »Das ist Phillips Zimmer«, raunte er ihr zu. »Gehen Sie zu ihm und bewachen Sie ihn gut! Beschützen Sie ihn in Gottes Namen vor den Dämonen!«
    Coco erschauerte. Obwohl sie selbst bekehrt war und nicht mehr zu dem Kreis der Mächte der Finsternis gehörte, bereitete es ihr Unbehagen, wenn jemand den Namen Gottes aussprach. Sie wußte, daß es eine Sache der Gewöhnung war. Da der Name Gottes so fließend über Lord Haywards Lippen kam, konnte er selbst unmöglich der Schwarzen Familie angehören.
    Irgendwo knarrte eine Tür. Coco sah, daß am Ende des Korridors ein schmaler Lichtschein – flackernd und unruhig, als stamme er von einer Kerze – auftauchte und langsam breiter wurde.
    »Meine Frau!« sagte Hayward erschrocken, »Gehen Sie schon in Phillips Zimmer! Sie darf Sie hier nicht sehen.«
    Coco kam der Aufforderung sofort nach. Sie öffnete die Tür vorsichtig, schlüpfte lautlos durch den Spalt und drückte sie hinter sich zu. Draußen hörte sie eine lockende Frauenstimme sagen: »Willst du nicht auf mein Zimmer kommen und mir Gesellschaft leisten, Scotty?«
    »Nein, um Gottes willen, nein!« rief Lord Hayward entsetzt.
    »Versündige dich nicht in meiner Gegenwart!« antwortete die Frauenstimme scharf.
    Danach hörte Coco nichts mehr. Sie hatte die Tür hinter sich geschlossen. Die ehemalige Hexe spürte die Bedrohung fast körperlich, noch ehe sie sah, wie sich Phillip in seinem Bett unruhig hin und her wälzte. Auf dem Nachttisch stand neben dem Telefon eine Leselampe, die ein angenehmes, warmes Licht spendete. Außerhalb des Lichtkegels jedoch begann der Reigen der dunklen Mächte. Das Böse kam in Form von wirbelnden Schatten, sprühenden Irrwischen und nebelartigen Gebilden ins Zimmer. Es tanzte in den finsteren Winkeln, huschte über die Decke und drang durch die Fensterritzen herein. Phillip wimmerte leise vor sich hin, als sich eine Nebelschwade auf seine Brust legte. Seine feingliedrigen Hände griffen in das körperlose Gebilde, versuchten es zu verscheuchen, zuckten jedoch sofort wieder zurück, als hätten sie sich daran verbrannt.
    Coco nahm das silberne Kreuz ab, das sie an einer Kette um den Hals trug, und streckte es dem Nebelgebilde entgegen. So schritt sie langsam und bedächtig auf Phillips Lager zu. Der Nebel wurde wie von einer Sturmbö durcheinandergewirbelt und verschwand in irgendeinem Winkel des Zimmers. Ein Raunen und Keifen erhob sich; unflätige, obszöne Worte drangen an Cocos Ohren, aber sie ließ sich nicht beirren. Sie wußte, daß sie sich eine Blöße gab, wenn sie auf die Beschimpfungen der Dämonen reagierte. Als sie das Bett erreicht hatte, ergriff sie Phillips Hand und legte das silberne Kreuz hinein.
    Aber anstatt sich an dem Kreuz festzuklammern, zuckte Phillips Hand zurück, und aus seiner Kehle löste sich ein gurgelnder Angstschrei. Das war im höchsten Grade erstaunlich. Kein Sterblicher – schon gar nicht jemand in dieser verzweifelten Lage – würde so reagieren. Coco betrachtete Phillip eingehender. Sie sah einen jungen Mann in ihrem Alter, der vom Tode gezeichnet war, aber sie bemerkte auch, daß er einen ungewöhnlich grazilen Körper besaß, und unter seinem Nachthemd zeichneten sich kleine, feste Brüste ab.
    War Phillip ein Junge oder ein Mädchen? Oder keines von beidem?
    War er ein Hermaphrodit? Ein Geschöpf, nicht Mensch, nicht Dämon, ein Wesen, das eine Mischung aus beidem war? Nicht Mann, nicht Frau, sondern zweigeschlechtlich oder geschlechtslos? Er hatte das Engelsgesicht, die weiblichen Geschlechtsmerkmale, die feinen Hände – und er besaß die Übersensibilität, die ihn gegen alle Einflüsse von außen empfindlich machte und für alles zugleich empfänglich.
    Coco wußte aus den Erzählungen ihrer Familie, daß alle hundert Jahre ein Wesen geboren wurde, das jenseits von Tag und Nacht, abseits von Gut und Böse stand. Es war kein Mensch und kein Dämon, sondern fast göttlich zu nennen. Die Dämonen fürchteten diese Hermaphroditen. Schon dreimal waren solche Astralgeschöpfe geboren worden, aber sie konnten bald nach der Geburt von den Dämonen getötet werden. Es hieß, daß

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