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003 - Der Puppenmacher

003 - Der Puppenmacher

Titel: 003 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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abend das Haus verlassen hat?«
    »Heute abend?« wiederholte Hayward nachdenklich. »Meine Frau hat schon seit Tagen das Haus nicht mehr verlassen. Warum stellen Sie diese unsinnige Frage, wo Sie doch wissen, daß Sie das Bett hüten muß? Sie befindet sich selbstverständlich auf ihrem Zimmer.«
    »Würden Sie mir erlauben, sie zu sehen?« fragte Chapman.
    »Nein«, lehnte Hayward kategorisch ab. »Sie benötigt absolute Ruhe, und ich kann nicht zulassen, daß sie gestört wird. Folgen Sie mir jetzt bitte.«
    Sie verließen das Arbeitszimmer und gingen über die Treppe ins Obergeschoß, dabei mußten sie am Salon vorbei. Dorian sah, daß sich jemand zu Lady Hurst und ihrem Sohn gesellt hatte. Es war ein Mann, von dem er jedoch keine Einzelheiten erkennen konnte, weil der Fremde mit dem Rücken zur Tür stand.
    »Wo haben Sie eigentlich Ihre Dienerschaft?« erkundigte sich Chapman.
    »Hören Sie endlich auf, mir ständig Fragen zu stellen, die nichts mit dem eigentlichen Problem zu tun haben!« stieß Hayward ärgerlich hervor.
    Sie erreichten die zweite Etage, und der Lord steuerte auf eine Tür nahe der Treppe zu. Er öffnete sie leise und gab den anderen beiden zu verstehen, daß sie sich still verhalten sollten. Dorian trat hinter Hayward ein und blieb erschrocken stehen, als er Phillip aufrecht im Bett sitzen sah. Der Junge schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen.
    Als Chapman seinen Fuß über die Türschwelle setzte, wurde er von einem Schüttelfrost erfaßt und stammelte: »Tod … Todgeweihter … Totenkopf … Todesmal … vom Tode gezeichnet …«
    »Phillip!« Lord Hayward eilte ans Bett und faßte besorgt nach der Hand des Jungen. »Sag mir, was los ist! Sind sie wieder da? Kommen sie, um dich zu quälen? Sag es mir!«
    Der Junge starrte ins Leere. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren blutunterlaufen. Seine knochige Rechte deutete nach vorn auf einen imaginären Punkt. »Der Totenkopf!« sagte er mit gespenstisch hohler Stimme.
    »Da ist kein Totenkopf, Phillip«, sprach Hayward beruhigend auf ihn ein und drückte ihn sanft auf die Kopfkissen zurück. »Hier sind nur zwei Freunde. Ich habe sie mitgebracht, damit sie dir helfen.«
    »Das Todesmal!« wiederholte Phillip und deutete diesmal auf Donald Chapman, der inzwischen das Fußende des Bettes erreicht hatte.
    Der Agent wand sich in gespieltem Unbehagen. »Ich bekomme es direkt mit der Angst zu tun«, meinte er.
    Dorian warf ihm einen zurechtweisenden Blick zu, worauf Chapman ein zerknirschtes Gesicht machte.
    Hayward ließ seinen Sohn los, trat einen Schritt zurück, wischte sich über die Augen und sagte: »Das hat nichts zu bedeuten. Phillip geriet durch Ihr Erscheinen nur etwas in Aufruhr, aber jetzt hat er sich wieder beruhigt.«
    Dorian hatte nun Gelegenheit, den Jungen näher zu betrachten.
    Phillip Hayward hatte eine unglaublich blasse Haut. Die vollen, sinnlichen Lippen leuchteten wie ein rotes Signal aus seinem schmalen, kalkweißen Gesicht. Das blondgelockte Haar hing ihm ungekämmt bis auf die schmalen Schultern hinunter. Er hatte das glatte, feine Gesicht eines Engels, wenngleich es jetzt vom Tode gezeichnet war. Obwohl seine Wangen blutleer und die Augen von schwarzen Ringen unterlaufen waren, so war sein Gesicht immer noch schön.
    Er hatte etwas von einem Mädchen an sich; sein ganzes Gehabe, jede seiner Bewegungen wirkten feminin. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen hatten einen goldenen Glanz. Dorian hatte noch nie solche Augen gesehen. Er versuchte, ihren Blick auf sich zu lenken, um in ihnen lesen zu können, aber selbst als Phillip sich ihm zuwandte, blickte er durch ihn hindurch in unbestimmte Fernen.
    Der Junge hatte die schlanken, grazilen Hände eines Künstlers. Sie ruhten nie, sondern waren ständig in Bewegung. Mal strichen sie über die Bettdecke, wobei sie jeder Falte, die der Stoff warf, nachfuhren, dann wieder liebkosten sie einander, wanderten weiter zum Bettrand, kamen zurück und betasteten seinen Körper, als wollten sie fühlen, ob er noch da war. Es schien, als besäßen die Hände ein Eigenleben. Ja, sie waren tatsächlich voll Leben, obwohl ihr Besitzer in den letzten Atemzügen dalag. Dorian war fasziniert und erschüttert zugleich. Phillip war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Der Dämonenkiller mußte sich gewaltsam in die Wirklichkeit zurückzwingen. Er betrachtete Phillip wieder nüchterner und glaubte festzustellen, daß sich unter seinem Nachthemd zwei kleine mädchenhafte

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