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003 - Der Totentanz

003 - Der Totentanz

Titel: 003 - Der Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alphonse Brutsche
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können?
    »Sagen Sie bitte«, bemerkte Pierre beklommen, »wer sind Sie eigentlich, und was wollen Sie von mir?«
    Der andere schien ihn prüfend zu betrachten. Dann trat er einen Schritt näher an Pierre heran. Er stand jetzt ganz dicht vor ihm. Unwillkürlich wich Merlin zurück. Von dem Fremden ging ein leichter Geruch von Moder und Erde aus. Dieser faulige Geruch ließ an … Gräber denken.
    »Ja, ja«, sagte der alte Mann. »Sie wollen gern wissen, wer ich bin. Das ist ganz verständlich. Ich habe mich ja nicht vorgestellt. Aber sehen Sie, Herr Merlin (Pierre zuckte zusammen, als er den anderen seinen Namen nennen hörte, der Kummer meiner Nächsten geht mir näher, als Sie es für möglich halten werden. Er bedrückt mich, und … wie soll ich es nennen …? Er zieht mich an. Nicht aus Neugierde, glauben Sie mir, sondern einfach, weil man seinem Nächsten doch helfen und ihn nicht rettungslos dem Kummer ausgeliefert lassen soll.«
    »Aber …« begann Pierre.
    »Ich weiß«, fiel ihm der andere ins Wort, »ich habe noch nicht auf Ihre Fragen geantwortet. Aber was soll ich auch darauf sagen? Ich halte mich viel auf Friedhöfen auf, und deshalb kann ich auch echtes Leid von vorgetäuschtem unterscheiden.«
    »Sie haben mich beobachtet?« fragte Pierre.
    »Ja, Sie und auch andere … Ich interessiere ich für alle Menschen, aber ich richte sie nicht. Ich trete ihnen nicht zu nahe. Nur manchmal, wenn ich auf einen Menschen stoße, den tiefes Leid überkommen hat, der untröstlich ist, dann biete ich ihm meine Dienste an.«
    »Ihre Dienste?« wiederholte Pierre verdutzt. »Aber was für Dienste sind das?«
    »Unschätzbare Dienste«, erwiderte der alte Mann.
    Bei diesen Worten streckte er den Arm aus, und Pierre spürte, wie sich die Finger des Mannes um sein linkes Handgelenk schlossen, Er schauderte, und ihm wurde übel. Der faulige Erdgeruch, der von dem Fremden ausging, drang jetzt unerträglich stark auf ihn ein. Er versuchte sich dem Griff zu entziehen, doch der andere gab ihn nicht frei. Was wollte er von ihm? Was sollte das heißen, was er da von »unschätzbaren Diensten« gesagt hatte? War der Unbekannte verrückt?
    »Ich bin nicht verrückt«, sagte der alte Mann, als hätte er seine Gedanken erraten, »ganz und gar nicht.«
    Er gab Pierres Handgelenk frei. In diesem Moment ertönte, vom Wind halb verweht, die Glocke von St. Paul und verkündete, dass es sieben war. Sieben Uhr – Zeit, endlich aufzubrechen.
    »Jetzt muss ich endlich gehen«, sagte Pierre. »Um sieben wird der Friedhof geschlossen.«
    »Nicht so eilig«, erwiderte der Fremde mit unbekümmerter Heiterkeit. »Der Friedhof ist mein Reich und in dem kann man uns nicht einsperren.« In drängendem Ton fügte er hinzu: »Wollen Sie nicht hören, was ich Ihnen noch zu sagen habe?«
    Pierre zögerte. Der Modergeruch, der von dem Mann ausging, war immer noch deutlich zu spüren, aber seine Nase hatte sich jetzt schon etwas daran gewöhnt.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen«, sagte er. »Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, fassen Sie sich bitte kurz.«
    Er wandte sich gleichzeitig dem Ausgang zu und ging langsam den Weg entlang. Es tat ihm leid, Christine ohne ein letztes zärtliches Wort verlassen zu müssen.
    Der weißhaarige Mann hielt mit ihm Schritt.
    »Ich wollte sagen«, fuhr er mit heiterer Stimme fort, »dass ich Ihnen einen unschätzbaren Dienst erweisen kann. Sehen Sie, ich weiß, was Sie denken, und kenne Ihre geheimen Wünsche. Sie beziehen sich genau auf das Gebiet, auf dem ich Ihnen helfen kann. Sie leiden unter einem großen Kummer, der Ihr ganzes Leben vergiftet. Welches ist Ihr größter Wunsch? Sie möchten Ihre geliebte Frau wieder an Ihrer Seite haben, nicht wahr? Nun, was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen verrate, dass sich dieser Wunsch verwirklichen lässt?«
    Pierre schwieg. Er hatte das Gefühl, als ob sein Blut in den Adern gefror. Das Angebot dieses Alten war eine Geschmacklosigkeit. Er blieb stehen.
    »Sie sind ja verrückt«, fuhr er den alten Mann an. Seine Stimme war erregt.
    Dann ging er weiter, doch diesmal mit seinem gewohnten schnellen Schritt.
    Doch der Fremde blieb neben ihm.
    »Warum verrückt?« sagte er. »Man muss doch nicht alles, was man nicht versteht, mit diesem Wort abtun. Das ist nicht vernünftig. Sie glauben mir nicht? Sie glauben nicht an Wunder?«
    Der alte Mann lachte. Es lag keine Bosheit in diesem Gelächter, sondern echte Heiterkeit. Dennoch wollte Pierre sich nicht auf

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