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003 - Der Totentanz

003 - Der Totentanz

Titel: 003 - Der Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alphonse Brutsche
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Arbeit war noch nicht beendet. In dem Haufen der zerstückelten Gliedmaßen regte es sich noch.
    Immer wieder ließ Pierre die blitzende Schneide der Axt in den Fleisch und Knochenhaufen zu seinen Füßen sausen, dass die Körperfetzen in der Diele herumflogen und an Decke und Wand kleben blieben.
    Nachdem sich Pierre ein wenig erholt hatte, holte er die Kehrichtschaufel und brachte damit die Reste der Kadaver ins Bügelzimmer.
    Es war keine leichte Arbeit. Das zerfallene Fleisch klebte überall, und wenn er eine Schaufel voll aufgenommen hatte, rutschte es oft wieder zu Boden und glitt zu einem anderen Stück, dessen Zellen zuvor möglicherweise mit ihm in Verbindung gestanden hatten.
    Dann schlug Pierre Merlin mit der Schaufel auf das tote Fleisch ein, das um keinen Preis in den Tod zurückkehren wollte.
    »Dich mach ich fertig«, keuchte er dabei, »dich mach ich fertig! Wirst du wohl …«
    Als er wieder zu Atem gekommen war, öffnete er den Kanister und goss das Benzin über den Leichenhaufen, in dem es immer noch zuckte.
    Als der Behälter leer war, suchte Pierre in seinen Taschen nach Streichhölzern. Als er keine fand, ging er in die Küche, um dort eine Schachtel zu holen. Er kehrte zurück und sah eine Hand, die sich aus dem Haufen gelöst hatte und auf ihren bleichen Fingern der Zimmertür entgegen kroch. Mit aller Kraft trat er darauf. Er hörte unter seinen Füßen Knochen krachen, dann bemerkte er, dass einer der zermalmten Finger einen Amethystring trug. Es war Christines linke Hand.
    Unwillkürlich bückte er sich. Er zog den Ring von dem platt gedrückten Finger und betrachtete ihn mit stumpfen Blick. Das Schmuckstück bedeutete ihm nichts mehr. Nicht einmal Christines Name hatte jetzt noch einen Sinn für ihn.
    Er behielt den Ring in der Hand, zündete ein Streichholz an und warf es auf den Leichenhaufen. Eine Stichflamme schoss empor und hüllte ihn ein. Pierre hatte keine Erfahrungen mit Benzinfeuern. Fünf Liter waren für einen solchen Zweck eine gewaltige Menge. Im Nu stand seine Kleidung in Flammen, seine Haut begann zu verschmoren und wurde ebenso vernichtet wie der Leichenhaufen.
    Pierre stieß einen gellenden Schrei aus, schlug blindlings um sich und stürzte zu Boden. Er rollte auf dem Boden umher, um die Flammen zu löschen, doch es war schon zu spät.
    Er starb unter furchtbaren Qualen, und seine Glieder zuckten noch, als sein Herz bereits zu schlagen aufgehört hatte.
     

     
    Claire und André Martin tranken nach dem Abendessen gerade eine Tasse Kaffee, als sie die grässlichen Schreie im Stockwerk über sich hörten.
    Claire erbleichte. Die Tasse, die André in der Hand hielt, zitterte.
    »Was war denn das?« fragte die junge Frau erschrocken.
    André war aufgesprungen. »Das ist Herr Merlin. Es ist etwas passiert! Bleib hier, ich gehe nachsehen.«
    Er stürzte hinaus, rannte in den Hausflur und eilte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Ein Geruch von verbranntem Fleisch schlug ihm entgegen. Die Tür zu Merlins Wohnung stand weit offen. André Martin stürzte in die Diele. Aus einem der Zimmer drang ein roter Lichtschein.
    »Um Gottes willen!« stieß Martin entsetzt hervor.
    Seine Frau war ihm gefolgt, und er rief ihr zu: »Bleib, wo du bist! Schau nicht her!«
    Als Claire der grauenvolle Geruch entgegenschlug, erbrach sie sich.
    André rannte in das Zimmer, in dem es brannte. Er erkannte sofort, dass jede Hilfe zu spät kam. Auf dem Fußboden lag ihr Nachbar, bereits zu einer unkenntlichen schwarzen Masse verkohlt.
    André stürzte ins Schlafzimmer und riss die Decken vom Bett. Als er zur Brandstelle zurück rannte, rief er seiner Frau zu:»Claire, ruf die Feuerwehr an, schnell!«
    Er warf die Decken auf den brennenden Körper. In wenigen Minuten hatte er die
    Flammen gelöscht. Dann lief er zum Fenster und riss es auf.
    Jetzt entdeckte Martin den Benzinkanister. Hatte Merlin sich etwa das Leben nehmen wollen? Nein, bestimmt nicht auf so grauenhafte Weise. Es war zweifellos ein Unfall gewesen. Mit Benzin musste man sehr vorsichtig umgehen.
    Er hörte Geräusche im Treppenhaus und drehte sich um. Als er hinausging, trat er auf einen harten Gegenstand. Er hob ihn auf, betrachtete ihn und legte ihn dann auf den Rand der Decke, die Merlins Leichnam bedeckte.
    Es war ein rauchgeschwärzter Amethystring.
     
     
     
    ENDE
     

Horror-Lexikon
     
     
    ELEMENTARGEISTER – nach altem Glauben die Geister der Elemente. Die Sylphen, die Wesen der Luft, die Salamander,

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