003 - Die schwarze Rose
sich anfühlte . . . Und er roch noch besser. Schon vor langer Zeit hatte Grandmere einen speziellen Duft für ihn kreiert. Jedes Jahr schenkte sie ihm zu Weihnachten Seifen und Eau de Colog-nes mit diesem besonderen holzigen Aroma.
Obwohl es ihm gefiel, benutzte er es nur sparsam.
„Ja." Geistesabwesend streichelte er Chloes Haar. „Ich glaube, es ist einer der Cyndreacs."
Nachdenklich zog sie die Nase kraus, und John hauchte einen Kuss darauf.
„Warum?"
In knappen Worten erklärte er, was ihn zu dieser Vermutung bewog.
„Hm . . . Das glaube ich nicht, John. Für so wagemutige Aktionen sind sie zu jung."
„Einige sind älter als du. Und in der Jugend neigt man zu tolldreisten Abenteuern."
„Oh, dann könntest du's genauso gut sein ..."
„Das finde ich nicht komisch, Chloefant."
„Diesen Namen hasse ich."
„Ich weiß", entgegnete er lächelnd.
„Jedenfalls bezweifle ich, dass einer der Cyndreacs was damit zu hat."
„Wieso?" Als sie gedankenverloren die Unterlippe vorschob, begann er daran zu saugen. Nur widerstrebend beendete er die reizvolle Liebkosung, damit Chloe antworten konnte.
„Nun, Percy meinte, früher sei die Schwarze Rose ein Pirat gewesen, und keiner der Cyndreacs hat sich jemals der Freibeuterei verschrieben. Also gehören sie nicht zum Kreis der Verdächtigen."
„Da bin ich anderer Meinung. Percy erwähnte nur ein Gerücht. Vielleicht war die Schwarze Rose gar kein Pirat."
„Das überzeugt mich nicht."
„Und wen hältst du für den mysteriösen Helden?" Zärtlich strich er über ihren Rücken.
„Jemanden, den wir nicht kennen, der nicht als Gast in unserem Haus wohnt, der weiß, dass wir französische Aristokraten beherbergen. Er nimmt an, wir würden mit ihm sympathisieren und Grandmeres Landsleuten niemals die Tür weisen.
Wahrscheinlich mimt er sogar einen unserer Dienstboten. Das würde erklären, wie er herausgefunden hat, wer mit uns befreundet ist, und warum er vor allem diese Personen rettet."
„Wohl kaum."
„Wollen wir wetten?"
„Also gut. Und worum wetten wir?"
„Wenn ich Recht habe ..." Sie unterbrach sich für ein paar Sekunden, um nachzudenken. „Dann musst du eine ganze Nacht lang tun, was ich will."
Ungläubig schaute er zur Zimmerdecke hinauf und schüttelte den Kopf. Als er Chloes Verwirrung bemerkte, fragte er lächelnd: „Erinnerst du dich nicht, was ich dir beim Baden erklärt habe? Wenn du jemandem drohen willst, musst du dir was ausdenken, das ihm missfällt." Nachdem sie ihren Fehler erkannt hatte, zog sie einen Schmollmund, und John drückte sie belustigt an sich. „Wie auch immer, ich akzeptiere deine Bedingungen, meine Süße", fügte er hinzu und rieb seine Nase an ihrer.
„Gut." Schon jetzt freute sie sich auf die Nacht, in der er sich ihren Wünschen ausliefern würde. „Überlegen wir, wie wir den Mann aufspüren sollen."
„Allzu schwer wird's uns nicht fallen." Verwundert richtete sie sich auf, hob fragend die Brauen, und John fuhr fort: „Wir wissen inzwischen, dass er vom Chacun à Son Goût aus operiert. Also brauche ich nur in finsterer Nacht die Auffahrt zu überwachen. Die meisten Flüchtlinge wurden am frühen Morgen hierher gebracht. Aber in Zukunft müssten sie zu nächtlicher Stunde eintreffen."
„Wieso glaubst du das?"
„Der Mann ist zu klug, um ein unnötiges Risiko einzugehen. Mittlerweile nimmt er sicher an, dass wir ihm auf der Spur sind. Deshalb wird er den Schutz der Dunkelheit suchen."
„Ja, das ergibt einen Sinn. Für so schlau hätte ich dich gar nicht gehalten." Boshaft bohrte sie ihre Finger zwischen Johns Rippen, und er griff blitzschnell nach ihrer Hand. Sie wusste, wie kitzlig er war.
„Nachdem eben erst mehrere Leute angekommen sind, wird es eine Weile dauern, bis die Nächsten auftauchen. Also will ich noch ein paar Nächte warten, bevor ich der Schwarzen Rose nachspioniere."
„Und wenn du den Mann siehst?"
„Dann folge ich ihm."
„Ist das nicht zu gefährlich?" fragte sie besorgt. „Vielleicht war er wirklich ein Pirat."
„Keine Bange, ich werde schon mit ihm fertig."
John war ein ausgezeichneter Schütze und Degenfechter, was er in zahllosen Duellen mit betrogenen Ehemännern und eifersüchtigen Liebhabern bewiesen hatte. Bei diesem ärgerlichen Gedanken trat Chloe gegen sein Schienbein.
„Autsch! Warum tust du das?"
„Dafür habe ich meine Gründe."
„Und die wären? Würdest du mir das verraten?"
„Nein!" Rebellisch reckte sie ihr Kinn empor.
Obwohl er die
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