003 - Die schwarze Rose
Cottage am Rand eines Dorfes übernachtet, dessen Lage sie nicht kannten. Am Morgen hatte sie jemand zum Chacun à Son Goût geführt. Da sich ihr Retter zu verkleiden pflegte, wussten sie nicht einmal, ob es die Schwarze Rose gewesen war, die sie hierher eskortiert hatte.
Das nahm John an, wenn er auch gewisse Zweifel hegte. Außerdem glaubte er, wer immer es sein mochte, würde einen Tag vor der Ankunft der Geretteten ins Haus zurückkehren, um einen etwaigen Verdacht zu zerstreuen. Alles hing davon ab, wer ihm half, und das wusste John nicht.
Wer konnte es sein? In Gedanken ging er die Liste der suspekten Personen durch.
Interessanterweise hatten sich Percy, Maurice und Deiter während der letzten Tage nicht blicken lassen, aus verschiedenen Gründen.
Maurice suchte seinen Landsitz auf, nachdem er die Nachricht erhalten hatte, ein Flügel des Hauses würde brennen. Am Vortag war er zurückgekehrt und hatte erzählt, da sei kein Feuer ausgebrochen und niemand würde wissen, wer ihm die Nachricht geschickt habe. John hätte seinem Onkel gern geglaubt. Aber er wusste, dass der Marquis in seiner Jugend ziemlich temperamentvoll gewesen war. Und er traute es dem patriotischen Franzosen durchaus zu, sein Leben zu wagen und seine Landsleute zu retten.
Nachdem Deiter für zwei Tage verschwunden war, erkundigte sich John, wo er gewesen sei. Da behauptete der Deutsche, jemand habe ihm Drogen verabreicht, worauf er in tiefen Schlaf versunken und erst zwei Tage später erwacht sei. In dieser ganzen Zeit habe sich kein Mensch um ihn gekümmert. Darüber schien er sich maßlos zu ärgern, und er meinte, die anderen Hausbewohner müssten diesen langen Schlummer seltsam gefunden haben.
Eigentlich nicht, dachte John. Doch darauf wollte er Deiter nicht hinweisen. Der Mann war ihm ein Rätsel, aber in der Rolle des tapferen Lebensretters konnte er sich den grimmigen Bayern keinesfalls vorstellen.
Und da war noch Percy. Der Geck hatte beschlossen, für ein paar Tage einen Freund in der Nachbarstadt zu besuchen. Damit bereitete er Lord Sexton eine große Freude.
Dass Percy die Schwarze Rose mimen sollte, war ohnehin undenkbar.
Und so lenkte John seine Aufmerksamkeit auf weitere Kandidaten - die sieben Cyndreacs, die am ehesten in Frage kamen. Wer mochte es sein? Es war schwierig, sie alle im Auge zu behalten, weil sie sich so ähnlich sahen. Wenn sie nicht gemeinsam in Erscheinung traten, konnte man unmöglich feststellen, welcher fehlte.
Sie waren jung und tollkühn. Zweifellos würde es jedem dieser abenteuerlustigen Comtes Spaß machen, sich zu verkleiden und die Wachtposten auf der Place de Grève zu narren.
Vielleicht spielten sogar mehrere abwechselnd die Schwarze Rose . . . Nein, Zu-Zu versicherte, sie habe die Cyndreacs im Gefängnis getroffen, und er glaubte ihr. Aber er nahm auch an, dass ihr nur sechs begegnet waren. Der Siebente hatte sie gerettet und war dann zum Richtplatz zurückgekehrt, um auch seine Brüder zu befreien. Und er bewahrte immer noch zahlreiche Aristokraten vor der Guillotine.
Da so viele Leute im Chacun à Son Goût wohnten, ließ sich das Kommen und Gehen nicht ständig beobachten. Seit dem letzten Abend wurden die Mahlzeiten im riesigen Bankettsaal eingenommen. Manche erschienen zum Essen, andere nicht, und diese Situation müsste der Schwarzen Rose eine perfekte Tarnung bieten.
Trotzdem war John fest entschlossen, den Mann zu entlarven. Er würde Augen und Ohren offen halten und geheime Nachforschungen anstellen. Auch er kannte einige Tricks.
Nur eine einzige Person wollte er in sein Vorhaben einweihen. Chloe. Bald würde sie ohnehin bemerken, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie war schon immer erstaunlich scharfsinnig gewesen. Deshalb überraschte ihn die Frage nicht, die sie ihm an diesem Abend stellte, als sie schlafen gingen. „Ist dir aufgefallen, welch seltsame Dinge hier vorgehen?"
„Ja."
„Wer steckt dahinter?"
„Das weiß ich noch nicht, aber ich versichere dir ..."
„Was?"
„Die Baronesse Dufond ist es nicht", erwiderte er und nahm sie in die Arme.
Kichernd schmiegte sie sich an ihn. Seit ihrer Ankunft ärgerte die junge Witwe sämtliche Hausbewohner mit schrillen
Klagen und unerfüllbaren Forderungen. Ihr Vater, der Duc, benahm sich noch grässlicher. Nur Jean-Jules schien die Frau zu ertragen. Immer wieder verteidigte er sie energisch, zur Verblüffung seiner Brüder.
„Hast du einen Verdacht?" fragte Chloe und rieb ihre Wange an Johns warmer Brust.
Wie gut er
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