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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dara Joy
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verhalten musste. Bisher hatte noch kein einziger Sexton-Bastard vor der Haustür gelegen.
    „Ah, John ist gekommen, um unsere Chloe zu besuchen!" Liebevoll lächelte die Comtesse de Fonbeaulard den attraktiven Viscount an.
    „Natürlich, ich wusste, er würde nicht lange auf sich warten lassen." Im Englisch des Marquis schwang ein starker französischer Akzent mit. „Ist sie nicht wunderschön, John? Beinahe hätte ich sie nicht wieder erkannt." Er zwinkerte der Comtesse zu.
    „Kein Wunder - die Fonbeaulard-Frauen sind für ihre Schönheit berühmt."
    Belustigt klopfte sie mit ihrem Fächer auf seinen Arm. „Was für ein unverbesserlicher Schmeichler du bist, Maurice! Aber ich stimme dir zu. Das Mädchen ist zu einer bezaubernden Frau erblüht."
    „Danke, Grandmere", sagte Chloe lächelnd. „Auch dir danke ich, Maurice."
    Unschuldig schaute sie zu Lord Sexton hinauf, der immer noch reglos auf den Stufen stand, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
    „Bald müssen wir deinen Debütball geben, mein kleiner Engel", bemerkte die Comtesse.
    Kleiner Engel? John warf Chloes Großmutter einen ungläubigen Blick zu.
    „Damit haben wir viel zu lange gewartet." Sie betupfte ihre Augen mit einem duftenden Taschentuch. „In absehbarer Zeit wird sie uns verlassen, Maurice. Wie soll ich das ertragen?"
    Normalerweise neigte die Großmutter nicht zur Melodramatik. Chloe unterdrückte ihren Lachreiz, als der Marquis
    erwartungsgemäß einen Arm um die Comtesse legte und tröstend ihren Rücken tätschelte. Nun würde er eine seiner gallischen Lebensweisheiten aussprechen, wie immer in solchen Situationen. Und prompt zuckte er die Achseln, eine typisch französische Geste.
    „So ist es nun einmal, mon amour. Gegen die Gesetze der Natur können wir uns nicht wehren."
    Chloes Mundwinkel zuckten. Unwillkürlich begegnete sie Johns Blick und las auch in seinen Augen ein gewisses Amüsement. Seit Jahren beobachteten sie ähnliche Szenen, in mehreren Variationen.
    Wie üblich überwand Simone de Fonbeaulard ihren Kummer erstaunlich schnell, und die Tränenspuren verschwanden im Nu. C'est la vie - so lautete ihr Motto.
    „Warum sollten wir uns diesen erfreulichen Tag verderben? Jetzt werden wir erst einmal speisen", verkündete sie und ergriff Maurices Arm. „Komm, mein lieber John, ich habe ein Gedeck für dich auflegen lassen."
    Missgelaunt stieg er die Treppe hinab. „Wieso hast du mich erwartet?"
    „Ho, ho!" Vielsagend hob der Marquis die Brauen, und John starrte ihn an, ohne seine Wut zu verhehlen.
    Doch das störte Maurice nicht im Mindesten. Während er die Comtesse in den Speisesalon führte, trällerte er ein französisches Volkslied.
    Der Text gellte in Johns Ohren. Die alberne Geschichte einer Maus, die eine Katze fraß . . .
    „Gehen wir essen, John?" fragte Chloe liebenswürdig.
    Aber er ließ sich keinen Sand in die Augen streuen. Das kleine Biest besaß sogar die Frechheit, mit den Wimpern zu klimpern.
    Mühsam bezwang er seinen Ärger und holte tief Atem. „Wir beide sind noch nicht miteinander fertig."
    „Hoffentlich nicht - das Spiel hat eben erst begonnen", entgegnete sie mysteriös und nahm seinen Arm.
    „Das habe ich befürchtet." Auf dem Weg ins Speisezimmer versuchte er zweimal, ihr ein Bein zu stellen.
    Als sie den Raum betraten, sahen sie den Mann, der schlicht und einfach Deiter genannt wurde, bereits am Tisch sitzen. Das überraschte sie nicht sonderlich. Trotz seiner fatalen Neigung, in den ungünstigsten Momenten einzuschlafen, versäumte er keine einzige Mahlzeit.
    Deiter gehörte zur Familie, wenn auch niemand genau wusste, zu welcher. Da er schon so lange im Haus lebte, hielt man ihn automatisch für irgendeinen Verwandten.
    Wie üblich begrüßte er Lord Sexton mit jenem mürrischen Räuspern, das zu einer seiner beiden Ausdrucksformen zählte. Die andere war ein durchdringender Blick.
    Zu diesen charakteristischen Gefühlsäußerungen passte seine schwarze Garderobe, die sich niemals änderte. John nickte dem vierschrötigen Deutschen zu und nahm gegenüber von Chloe Platz.
    Unterdessen sorgte Schnapps, ein außerordentlich hässlicher Mops - niemals weit von Deiters Schoß entfernt -, für den durchdringenden Blick. Der einzige Zahn, den der Hund besaß, ragte schief aus dem Maul, was eine groteske Wirkung erzeugte.
    In Johns Wange erschien ein Grübchen. Mit vereinten Kräften könnten diese beiden die gesamte Emotionsskala vorführen, dachte er. Er fand Deiters

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