0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung
Kassierer der schwarzhaarigen Schönheit etwas erklärte, worauf sich das Mädchen von seinem Schreibtisch erhob und an den Schalter kam, an dem ich jetzt stand.
Noch bevor sie bei mir angekommen war, hatte ich festgestellt, daß es hinter diesem Schalter keinen Alarmknopf gab. Jedenfalls keinen sichtbaren.
»Buenos dias, Señor Americano«, flötete das Mädchen. Sie hatte die schönsten weißen Zähne, die ich je gesehen habe. Und die herrlichsten dunklen Augen. Und die hübschesten, längsten schwarzen Haare und das entzückendste Gesichtchen — na ja, Sie verstehen vielleicht, was ich meine.
»Hallo, Beautiful Girl«, sagte ich lächelnd.
Sie senkte den Blick und wurde wieder rot.
Eine Weile schwiegen wir. Nicht lange, nur vielleicht zwei oder drei Herzschläge lang. Ihre schlanken Händchen lagen auf dem Tisch, der uns trennte. Meine größeren Pranken waren nicht weit von ihren Fingerchen entfernt. Es muß wirklich reiner Zufall gewesen sein, daß sich unsere Hände scheu berührten.
Ihre Fingerchen zuckten sofort zurück, als hätte sie sich verbrannt.
»Sie wollen ein Konto einrichten?« fragte sie dann leise.
»Ja.«
Unser Gespräch lief jetzt in Englisch, und ich fühlte mich wohler.
»Wollen Sie mir bitte Ihren Namen sagen?«
Sie hatte ein Formular in der Hand.
»Jerry.«
Sie schrieb, dabei spitzte sie ihr Mündchen und sprach leise vor sich hin: »Jerry.«
Es klang ganz eigenartig, aber sehr schön.
»Und der Familienname?«
»Grant«,.sagte ich, weil mir im Augenblick nichts anderes einfiel. Daß Grant ein General aus dem amerikanischen Bürgerkrieg war, wird sich ja hoffentlich nicht bis hier herunter nach Venezuela durchgesprdchen haben, dachte ich im gleichen Augenblick, als ich es sagte.
Sie schien nichts vom amerikanischen Bürgerkrieg gehört zu haben. Wenigstens nicht von den darin verwickelten Generälen.
»Und Sie wohnen, Señor?«
Ich wurde frech.
»Wo wohnen Sie denn?«
Sie lächelte.
»Privatgespräche dürfen während der Dienstzeit nicht geführt werden, Señor. Es tut mir leid.«
»Mir auch.«
Wieder war dieses bedeutungsvolle Schweigen einen Augenblick lang zwischen uns. Dann setzte ich meine Frechheit auf getarntem Wege fort.
»Was für Dienstzeiten hat man hier eigentlich?«
»Publikumsverkehr ist bis drei Uhr nachmittags. Unsere Arbeitszeit geht allerdings noch eine Stunde länger.«
Den letzten Satz hatte sie leise gesprochen, daß ich ihn kaum hatte hören können. Aber in mir jubelte etwas.
»Okay, machen wir das Geschäftliche kurz«, sagte ich. »Ich möchte fünfundzwanzig amerikanische Dollar einzahlen und in der Landeswährung auf meinem Konto gutgeschrieben haben.«
Ich nannte ihr noch meine Adresse und bemerkte zu meinem Ärger, daß sie sich wohl im klaren darüber war, in was für einer lausigen Gegend wir wohnten. Dann, als ich das Formular unterschrieben und meine Dollar auf den Tisch gelegt hatte, gab ich ihr die Hand.
»Vielen Dank, Miß Elangez«, sagte ich leise.
Sie hatte eine samtweiche Haut, und ihre Hand blieb einen Augenblick länger in meiner liegen, als man es gewöhnt ist. Unsere Blicke trafen sich noch für einen kurzen Herzschlag, dann wandte sie sich ab und ging zur Kasse.
Ich steckte mir eine Zigarette an und verließ die Bank. Im Hinausgehen sah ich, daß Phil an dem Schalter auf der gegenüberliegenden Seite stand und sich ebenfalls weit über den Tisch gelehnt hatte. Ich hoffte nur, daß es den Leuten von der Bank nicht aufgefallen war, daß an einem Vormittag gleich zwei Amerikaner ihre Filiale betreten hatten.
***
Unser Auftrag bestand eigentlich aus drei Teilen. Die beiden ersten waren bloße Vorbereitungen auf den letzten entscheidenden Teil der ganzen Geschichte. Und an dem allerersten Teil doktorten wir am Nachmittag herum.
Wir hatten ein einfaches, aber umfangreiches Fleischessen hinter uns und setzten uns in einem Café zusammen, um den ersten Teil durchzusprechen.
Vor uns lag ein Blatt Papier, auf das Phil mit wenigen Strichen einen Grundriß vom Innern der Bankfiliale gezeichnet hatte.
»Es hat wenig Sinn, die Sache aufzuziehen, wenn wir nicht wenigstens die Alarmanlage genauer kennen«, meinte Phil.
»Stimmt. Wir müssen das herausfinden. Die paar Alarmklingelknöpfe mit Fußbedienung, die ich hinter dem Kassenschalter gesehen habe, sind sicher nicht die einzigen.«
»Und ich habe keine Lust, mich womöglich bei der Geschichte über den Haufen schießen zu lassen.«
»Ich auch nicht, Phil.«
»Also,
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