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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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will denn der Kellner?« fragte Phil verdutzt.
    »Ich habe keine Ahnung. Ich wurde von einem Geräusch munter. Als ich das Licht einschaltete, fand ich den Kerl mit dem Schlüsselbund vor unserem Koffer.«
    »Ach, sieh mal an. Der Oberkellner bestiehlt persönlich die lieben Gäste. Tja, was machen wir nun mit ihm?«
    Ich ging schon zum Telefon.
    »Natürlich der Polizei übergeben«, sagte ich.
    »Stop, Jerry!«
    »Wieso, Phil? Was willst du sonst mit ihm tun?«
    »Wenn wir die Polizei anrufen, kommt sie hierher«, sagte Phil leise. »Womöglich prüft sie unsere Papiere und kommt dahinter, daß wir FBI-Beamte aus den Staaten sind. Und wenn wir in ein paar Tagen unsere Sache steigen lassen, dann wissen sie, daß wir US-amerikanische Kriminalpolizisten sind.«
    »Verdammt, du hast recht. Aber wir können uns doch nicht bedanken, daß er unseren Koffer plündern wollte!«
    Eine Weile sahen wir uns unschlüssig an. Dann zuckten wir beide die Achseln und sagten gleichzeitig: »Also gut!«
    Wir legten die Revolver weg. Phil sagte dem Kerl, daß wir von einer Anzeige absehen wollten, um ihm nicht die ganze Laufbahn zu ruinieren. Er mußte dazu seine ganzen Kenntnisse zusammensuchen, bis der Kerl Phils holpriges Spanisch verstanden hatte.
    Er grinste sofort unverschämt, als er hörte, wir würden darauf verzichten, die Polizei zu verständigen. Aber dieses Grinsen verging ihm sehr schnell. Da er eine Strafe haben mußte, hatten Phil und ich im stillen kurzerhand beschlossen, ihm noch eine ordentliche Standpauke zu halten.
    Nach ein paar Minuten öffnete ich die Tür, und Phil packte den Kerl am Kragen des weißen Fracks. Er schleifte ihn hinter sich her und setzte ihn draußen im Korridor mit dem Rücken gegen die Wand.
    Dann schlossen wir unsere Türen von innen ab und setzten unseren unterbrochenen Schlaf fort.
    Und diesmal schlief ich traumlos bis in den hellen Morgen hinein.
    ***
    Was ist es doch für eine Wonne, in einem erstklassigen Hotel aufzuwachen, zu baden, Toilette zu machen und anschließend gut zu frühstücken! Nach der vorangegangenen Nacht in dem Elendsviertel spürten wir den Unterschied deutlich und waren deshalb für jede Hygiene und Erleichterung der Zivilisation doppelt empfänglich und dankbar.
    »Was nun?« fragte Phil nach dem Frühstück.
    »Wir holen uns die Spezialkarte aus dem Koffer und fahren die Route ab, die unseren Fluchtweg darstellen soll.«
    »Okay.«
    Als ich hinaufging, um mir die Karte zu holen, begegnete mir im Flur der Oberkellner. Ich grinste ihn freundlich an. Er erwiderte mein Grinsen mit einem haßerfüllten Blick, versäumte aber nicht, dabei eine ehrfurchtsvolle Verbeugung zu machen, wie es sich eben für einen guterzogenen Oberkellner gehört.
    Nach einer halben Stunde hatten wir die Peripherie der Stadt hinter uns und fuhren auf der modernen, breit angelegten Straße hinauf ins Gebirge.
    Stellenweise ging es ziemlich steil bergauf. Auf anderen Strecken mäßigten weitgeschwungene Serpentinen die Steigung.
    »Welche Bedingungen soll die Stelle erfüllen, wo wir den Wagen stehenlassen werden?« fragte Phil unterwegs.
    »Wir müssen von da aus leicht in die Berge kommen. Ich meine in dieses wirre Felsgebiet, was hier rechts und links von der Straße aufsteigt. Und der Aufstieg muß zu einer Stelle führen, von wo wir die Gegend einigermaßen überblicken können.«
    »Okay, ich werde Ausschau halten.« Ich fuhr weiter, und Phil peilte die Lage. Wir stiegen fünfmal aus und kletterten in den Felsmassiven herum, bis wir endlich eine uns zusagende Stelle gefunden hatten.
    Wir übten zweimal. Wagen anhalten, herausspritzen, in Deckung gehen und hinein in die Felsen. Beim zweitenmal schafften wir es in vier Minuten, von der Straße bis auf ein Hochplateau zu kommen, das wir bequem eine Zeitlang gegen eine Übermacht hätten halten können.
    Wir fuhren zurück.
    »Das hätten wir«, sagte ich unterwegs.
    »Stimmt«, meinte Phil. »Jetzt müssen wir nur noch ausknobeln, wie wir es fertigbringen, die Tasche verschwinden zu lassen, ohne daß sie gefunden wird.«
    »Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen.«
    Phil nannte einige Möglichkeiten. Wir sprachen sie durch, aber sie gefielen uns am Ende allesamt nicht. Wir verwarfen sie alle wieder.
    »Es muß ja nichts überstürzt werden«, sagte ich tröstend. »Uns wird schon etwas einfallen. Ich schlage vor, wir fahren noch einmal zur Bank und sehen uns dort noch ein bißchen um.«
    »Okay. Tun wir das.«
    Ich wechselte die

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