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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Der Unfall hat ihn seelisch geknickt. Das können wir mit Gipsbandagen nicht in Ordnung bringen.«
    Wir befanden uns im nüchtern eingerichteten Büro des Chefarztes. Hinter Lindsays Schreibtisch hing ein alter Stich von Montreal. 1763. Das war das Jahr, in dem die Stadt unter britische Verwaltung gestellt wurde.
    »Von Ihrer Seite ist also nichts dagegen einzuwenden, daß ich mich mit Shapiro unterhalte«, sagte ich.
    »Wenn Sie dabei mit dem nötigen Feingefühl vorgehen, habe ich keinerlei Bedenken, Oberinspektor«, erwiderte Crofton Lindsay.
    Er erhob sich und bat mich, ihn zu begleiten.
    In dem Krankenzimmer Nummer 361 lag ein Mann. Bleich. Weiche Gesichtszüge. Ein unglücklicher Ausdruck in den Augen.
    »Mister Shapiro«, sagte Crofton Lindsay.
    Der junge Mann blickte ihn schweigend an.
    »Wie geht es uns heute?« erkundigte sich der Arzt.
    »Es muß gehen«, erwiderte Derek Shapiro ernst. Sein rechter Arm war bis zur Schulter hinauf eingegipst. Das linke Bein steckte im Streckverband.
    Crofton Lindsay wies auf mich. »Das ist Oberinspektor John Sinclair von Scotland Yard, Mister Shapiro. Er ist auf Betreiben der hiesigen Polizei nach Montreal gekommen, um die mysteriösen Todesfälle zu klären.«
    Shapiros Augen richteten sich ungläubig auf mich. Seiner Meinung nach schien niemand Licht in dieses rätselhafte Dunkel bringen zu können.
    »Guten Tag, Oberinspektor«, sagte er leise.
    Crofton Lindsay rieb sich die Hände. »Ich denke, ich lasse Sie beide jetzt allein.« Er wandte sich an mich. »Viel Erfolg, Oberinspektor.«
    »Danke«, sagte ich. Als Lindsay den Raum verlassen hatte, holte ich mir einen Stuhl und setzte mich neben Derek Shapiro. Der brünette Bursche musterte mich mit seinen wasserhellen Augen eingehend.
    »Ich beneide Sie nicht um Ihren Job«, sagte er nach einer Weile.
    »Ich habe laufend mit solchen Fällen zu tun«, erwiderte ich. »Man gewöhnt sich mit der Zeit daran.«
    »Mit solchen Fällen? Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich bearbeite ausschließlich Fälle, die im übersinnlichen Bereich angesiedelt sind«, erklärte ich. »Wir haben beim Yard dafür eine eigene Abteilung.«
    »Und wie sieht’s mit Erfolgen aus?«
    »Meine Quote liegt zur Zeit noch bei hundert Prozent. Ich hoffe, daß sich daran so schnell nichts ändern wird.«
    »Hundert Prozent?« fragte Shapiro erstaunt. »Wie schaffen Sie das?«
    »Durch Fleiß, Wagemut und Fingerspitzengefühl. Natürlich weiß ich auch eine ganze Menge über meine Gegner. Dazu kommt ein umfangreiches Wissen über Weiße und Schwarze Magie, Parapsychologie, Dämonologie und so weiter. Und nicht zuletzt kann ich auf eine jahrelange Erfahrung im Kampf gegen die Mächte des Bösen zurückblicken.«
    Um sein Vertrauen zu erringen, erzählte ich ihm mehr von mir. Er hörte aufmerksam zu, und alsbald verschwand tatsächlich dieser ungläubige, zweifelnde Ausdruck aus seinen Augen.
    »Und nun zu Ihnen«, sagte ich, als ich der Meinung war, ihm genug erzählt zu haben. »Wer ist Derek Shapiro?«
    Er blickte an mir vorbei. »Ein grenzenlos unglücklicher Mensch«, seufzte er. »Seit Cora nicht mehr lebt, freut mich nichts mehr auf dieser Welt. Sie war mein Lebensinhalt. Meine Liebe zu ihr hat mich voll ausgefüllt. Jetzt ist nichts mehr in mir. Ich bin leer, komme mir unnütz vor. Es gibt nichts mehr für mich, für das es sich zu leben lohnt.«
    »So dürfen Sie nicht reden, Derek«, sagte ich kopfschüttelnd. »Sie sind noch jung. Sie haben das Leben noch vor sich. Eines Tages wird sich Ihre Lebensfreude wieder einstellen.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Denken Sie an meine Worte. Die Zeit heilt alle Wunden. Auch die schlimmsten und schmerzhaftesten. Erzählen Sie mir von Cora Finley?«
    »Sie war ein prachtvolles Mädchen.«
    »Wo haben Sie sie kennen gelernt?«
    »Ich arbeite im Büro eines Steuerberaters. Da kreuzte sie eines Tages auf. Es war Liebe auf den ersten Blick. Nie hätte ich gedacht, daß es so etwas wirklich gibt. Wir haben uns vor vier Wochen verlobt. Wir wollten heiraten.«
    »Was geschah in jener Nacht, Derek?«
    Das Blut wich aus seinen Lippen. Er drehte sich um. Ich sah, wie er mit sich rang. Aber er schaffte es, über den Vorfall zu sprechen.
    Unter anderem sagte er: »Cora war plötzlich nicht mehr sie selbst. Sie war eine andere Person. Ich hatte den Eindruck, etwas würde aus ihr herausbrechen. Etwas, das lange Zeit in ihr gewesen war.«
    Ich wollte wissen, ob Cora zu einem früheren Zeitpunkt schon mal von Oxoran gesprochen

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