0031 - Wir durchschauten seine Maske
weiß, daß Sie verschuldet waren bis zum Hals! Und ich weiß, daß Sie niemals eine reelle Chance gehabt hätten, Ihre Schulden zu bezahlen!«
»Was Sie nicht alles wissen!«
»Und weil Sie bis zum Hals in Schulden saßen, haben Sie Martens umgebracht! Sie haben irgendwie rausbekommen, daß der Mann sein gesamtes Vermögen — über eine Million Dollar — aus irgendeinem Spleen zu Hause in barem Geld auf bewahrte! Besser konnten Sie es sich doch gar nicht wünschen!«
Brownie antwortete erregt: »Wenn Sie sich schon um meine privaten Dinge kümmern, dann hätten Sie es auch richtig tun sollen! Ich gebe zu, daß ich in den letzten Jahren nicht gearbeitet habe. Stimmt. Ich bin nicht der Typ für das, was Sie geregelte Arbeit nennen. Ich habe auf die Erbschaft gehofft, die mir von meinem Onkel zufallen mußte. Ich bin der einzige Erbe, der dafür in Frage kommt. Mein Onkel hat in den Südstaaten eine Menge Geschäfte. Vor sechs Wochen starb er. Fünf Wochen brauchte ich, um mit den Rechtsanwälten klarzukommen. Seit Freitag voriger Woche besitze ich ein Vermögen, das dreimal so groß ist wie das von Martens. Und ich sage Ihnen ehrlich, daß es mich nicht .-einmal besonders berührt. Ich wäre mit einem Betrag zufrieden gewesen, der mir ein auskömmliches Leben sichert.«
»Seit Freitag gehört Ihnen das Geld? Ich werde das nachprüfen!«
»Jawohl, seit Freitag.«
»Schön. Martens wurde am Mittwoch ermordet, also zu einem Zeitpunkt, als Sie noch nicht wußten, ob Ihnen die Erbschaft wirklich zufallen würde. Damit hätte sich an Ihrem Motiv nicht das geringste geändert.«
»Aber das ist doch heller Wahnsinn!«
»So? Wollen Sie mir vielleicht sagen, warum Sie noch in diesem Nest sitzen, wenn Sie plötzlich ein schwerreicher Mann geworden sind?«
»Das — das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Aber ich kann es Ihnen sagen! Wenn Sie jetzt plötzlich verschwinden würden, müßte sich ja der Verdacht zwangsläufig gegen Sie richten! Deshalb bleiben Sie!«
»Grynoon, das ist nicht wahr! Ich…« Grynoon winkte ab.
»Mr. Bird Brownie«, sagte er feierlich, »ich habe einen Haftbefehl gegen Sie und erkläre Sie hiermit für verhaftet. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie von jetzt ab sagen oder tun, gegen Sie verwendet werden kann.«
Bird Brownie starrte den Police Lieutenant einen Augenblick erschrocken an.
Grynoon legte dem Verhafteten Handschellen um und brachte ihn zu seinem Wagen. Phil und ich, sahen nachdenklich zu. In Gedanken strich ich einen Namen auf der Liste meiner Verdächtigen.
***
Grynoon hatte Brownie befohlen, in den Wagen zu steigen. Der Jagdflieger tat es schweigend. Grynoon kam wieder zu uns.
»Den hätten wir«, sagte er. »Ich glaube, daß er es war. Aber ich möchte doch vorsichtshalber noch bei O’Brien vorbei und ihn fragen, ob er einen Automatic Colt besitzt. Er wird natürlich nein sagen, und damit wissen wir dann, wenn eine Haussuchung bei ihm trotzdem eine derartige Waffe zutage fördern sollte, daß Brownie sie bei O’Brien versteckt hat, um den Verdacht auf ihn zu lenken.«
Ich sagte gar nichts dazu. Diese Art von Logik war mir ein bißchen zu einfach. Der Wunsch war hier — wie so oft — der Vater des Gedankens. Grynoon hatte ein begreifliches Interesse daran, diesen Fall schnell zu lösen. Also nahm er jeden gern als Mörder, gegen den seiner Meinung nach genug Verdachtsmomente sprachen.
Phil kletterte wieder in den Jaguar und ich zu Grynoon in den Wagen.
»Sagen Sie mal, Brownie«, wandte ich mich an den Jagdflieger, der stumm auf dem Rücksitz hockte, »warum haben Sie im Dorf erzählt, Sie hätten keine Verwandten, wenn Sie jetzt plötzlich mit der Nachricht kommen, Sie hätten Ihren Onkel beerbt?«
Einen Augenblick lang schien er zu zögern, ob er überhaupt antworten sollte, dann aber sagte er: »Ich war doch nicht sicher, ob ich die Erbschaft kriegen würde. Ich bin zwar der einzige Erbe, der verwandtschaftsmäßig in Frage kam, aber mein Onkel war ein seltsamer Kauz, und ich mußte damit rechnen, daß er sein ganzes Geld irgendeinem Verein vermachte.«
»Und Sie wollten nicht im Dorf erst von der möglichen Erbschaft erzählen und dann gegebenenfalls als der Blamierte dastehen, falls Ihr Onkel Sie enterben sollte?«
»Sie haben es erfaßt.«
Ich nickte. Das konnte ich mir schon vorstellen.
Bis zu O’Brien verlief der Rest der Fahrt schweigsam. Bevor wir vor dem Haus des Kaufmanns ausstiegen, fragte Grynoon: »Brownie, wo soll denn der
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