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0035 - Im Land der Götter

0035 - Im Land der Götter

Titel: 0035 - Im Land der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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passierte ihm mehr als einmal, daß sie nach links hinüber marschierten, wenn er sie nach rechts herüber haben wollte. Trotzdem erreichten sie den Hafen im Laufe einer halben Stunde.
    Das Schiff, auf das sie es abgesehen hatten - STORRATA - war leicht zu finden: Sie war das einzige Fahrzeug, auf dem um diese Zeit mehr als die üblichen Nachtlichter brannten und auf dem offenbar gearbeitet wurde. Marshall fuhr den Wagen bis an die Laufbrücke heran, die vom untersten der drei übereinanderliegenden Decks auf den Kai herunterreichte. Oben war man aufmerksam geworden.
    „Vethussar schickt uns vier in dieser nächtlichen Stunde!" rief Marshall.
    Das war der Text, den er über Vethussar und dessen Boten mit dem Kapitän der STORRATA vorher verabredet hatte.
    „Kommt herauf!" rief jemand. Sie luden den immer noch bewußtlosen Springer ab und marschierten über die Brücke hinauf. Jemand in einer farbenprächtigen Uniform nahm sie in Empfang. Marshall sondierte seinen Gehirninhalt: Verwunderung, Neugierde und ein wenig Ärger über den Auftrag, zu dieser Zeit in See zu stechen.
    „Ich bin Fafer", sagte der Mann. „Seid mir willkommen!" Marshall bedankte sich. „Es tut uns leid", gab er bekannt, „daß du unseretwegen so viel Mühe haben wirst. Aber wir waren in der Lage, deinem Herrn einen nicht unerheblichen Dienst zu erweisen, so, daß er sich revanchieren will. Ich bin überzeugt, daß auch du einen Teil von Vethussars Gunst zu spüren bekommen wirst, wenn du uns helfen kannst, dieses Land unbemerkt zu verlassen."
    Fafers Stimmung besserte sich, wie Marshall erkennen konnte. „Ich werde mein möglichstes tun!" versicherte der Kapitän. „Kommt und laßt euch zeigen, wo ihr wohnen werdet."
    In der Nähe des Hecks führte eine schmale Treppe zum mittleren Deck hinauf. Fafer schlug den Weg zum Heck ein und öffnete am Ende des Ganges schließlich eine Reihe von Türen, hinter denen Gemächer lagen, deren prunkvolle Ausstattung Marshall und seinen Freunden zunächst einmal den Atem verschlug.
    „Jenes Fenster dort", erklärte Fafer, „erlaubt einen weiten Blick. Da das Heck des Schiffes schräg vom Kommandodeck bis zum Wasser hinunterläuft, kann man nicht nur hinunter-, sondern auch hinaufsehen."
    Das war bedeutsam. Vorteilhaft war außerdem, daß jeder der Räume ein solches Fenster besaß. Fafer erkundigte sich behutsam, ob seinen Gästen die Unterkünfte behagten und verabschiedete sich, nachdem ihm versichert worden war, daß man bisher noch selten so vorzüglich gewohnt habe.
    „Das Manöver wird nämlich schwierig sein", entschuldigte er sich. „Die Gezeiten wechseln in etwa einer Stunde. Wenn wir mit der Ebbe nicht weit genug hinauskommen, drückt uns die Flut wieder zurück."
    Eine Viertelstunde später ertönten vom höchsten Deck drei krachende Kanonenschläge, und bald darauf sahen die vier das Bild vor den Fenstern wandern. Die Lichter des Hafens traten zurück, die dunklen Umrisse anderer Schiffe glitten gemächlich vorbei. Die STORRATA verließ den Hafen.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen erkundigten sich ein paar Leute bei Vethussar scheinbar nebenbei nach dem Verbleib seiner Gäste. Vethussar, dem Marshall vor dem Aufbruch Ähnliches vorausgesagt hatte, gab bereitwillig Auskunft. Die vier Freunde seien mit der STORRATA aufgebrochen. Nein, nicht zu den Westlichen Inseln, sondern zum Südkontinent hinunter. Ja, ihre Mission sei eilig gewesen, deshalb habe sich Fafer, der Kapitän, bereit erklärt, noch in der Nacht aufzubrechen. Marshalls erster „Sicherheitsschalter" hatte den Kontakt geschlossen. Informationen begannen zu fließen.
     
    *
     
    Marshalls zweites Relais war der Gefangene selbst – Szoltan. Aus gutem Grund hatte Marshall darauf verzichtet, seine Montur zu durchsuchen oder ihm gar etwas wegzunehmen. Marshall war sicher, daß Szoltan irgend etwas bei sich trug, womit er seinen Auftraggebern wenigstens ein Peilsignal zukommen lassen konnte. Das war nötig. Denn nun, nachdem die Springer ohnehin auf sie aufmerksam geworden waren, hatte es keinen Zweck mehr, die Rückkehr nach dem Nordkontinent künstlich zu verzögern. Der Hauptgrund - nämlich die Meinung, mit der Zeit werde Gras über das Attentat auf die Patriarchen wachsen - war weggefallen.
    Um aber die viertausend Kilometer schneller zu überwinden, als ein Segelschiff es konnte, dazu brauchte Marshall die Springer selbst. Sie mußten wissen, wo sie Szoltan und die, die ihn gefangengenommen hatten, finden konnten. Alles andere

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