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0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
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Pool? Ich habe Ihre Ermittlungsakten gelesen! Und ich habe noch nie erlebt, dass ein Mordfall so stümperhaft behandelt worden ist wie der Fall McMire!«
    »Aber…«
    Ich fiel im wieder ins Wort.
    »Haben Sie sämtliche Fingerabdrücke sichern lassen, die am Tatort, also in der Bibliothek, gefunden werden konnten?«
    »Nein, das war nicht…«
    »Haben Sie den Garten nach Fußspuren absuchen lassen?«
    »Nein, das…«
    »Haben Sie hinter den Büschen nachgesehen, ob vielleicht jemand sich dahinter versteckt hatte?«
    »Nein, ich…«
    »Haben Sie nachgeprüft, ob alle Fenster in dem Haus geschlossen waren?«
    »Nein…«
    »Haben Sie nachgeforscht, warum die Haustür sperrangelweit offen stand, als sie eintrafen?«
    Seine Stimme wurde immer kläglicher. Jetzt schüttelte er nur noch den Kopf.
    »Haben Sie die Nachbarn befragt, ob sie einen Fremden in der Nähe des Hauses gesehen haben?«
    »N-nein.«
    »Haben Sie festgestellt, ob auch ein Fremder an McMires Pistole herangekonnt hätte?«
    »Nein.«
    Ich holte tief Luft und sagte dann ganz leise: »Und das nennen Sie Ermittlungsarbeit in einem Mordfall! Phil Decker hat unsere Unterhaltung eben mitgehört. Er kann den Wortlaut dieses Gespräches bezeugen. Wenn Sie noch einen einzigen Artikel über den Fall McMire in die Zeitung schleusen, dann halten wir eine Pressekonferenz ab und diktieren den Wortlaut der Unterhaltung von eben. Wissen Sie, was dann passiert, Pool? Dann wird man Sie wegen Unfähigkeit aus dem Polizeidienst entlassen müssen!«
    Wir marschierten zur Tür. Unsere Schritte klangen hart auf dem Parkett. Auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal um und sagte: »Und wenn Sie wissen wollen, warum dieser Fall von der Bundespolizei bearbeitet wird, dann können Sie Ihren Freunden bei den Zeitungen Folgendes erklären: Der Fall McMire wurde derart stümperhaft bearbeitet, dass sich der Verdacht aufzwingt, die Ermittlungen seien durch Bestechung von Polizeibeamten in bestimmte Richtungen gelenkt worden. Korruption bei einer Polizeibehörde gehört aber, wie Sie sicher wissen, in den Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei. Guten Abend, Captain Black Pool.«
    Die Tür fiel hinter uns ins Schloss. Phil rieb sich die Hände und grinste.
    »Der ist am Boden zerstört.«
    Ich blieb stehen und zog Phil am Rockaufschlag dicht zu mir heran.
    »Oder auch nicht«, sagte ich leise. »Stell’ dir mal vor, man hätte Pool damals wirklich bestochen? Weißt du, was dann passieren wird?«
    Phil sah mich erschrocken an.
    »Himmel«, brummte er. »Dann können wir sofort zurück in die Waffenkammer fahren und uns zwei Maschinenpistolen holen. Wenn das stimmt, wird Pool alles auf eine Karte setzen.«
    Ich nickte.
    »Wir werden in den nächsten Tagen die Augen aufhalten müssen, mein Alter! Ich möchte genau wie Pool meine Pensionierung noch erleben.«
    ***
    Well, an diesem Spätnachmittag war nicht mehr viel zu machen. Ich versuchte noch durch ein paar Telefongespräche den jetzigen Aufenthaltsort jenes Nachbarn zu ermitteln, der damals die Schüsse gehört und die Polizei alarmiert hatte, aber das schlug fehl. Nicht einmal seinen Namen bekam ich heraus.
    Wir fuhren mit meinem Jaguar in meine Wohnung und machten uns dort über die Akten her, die wir von Pool und vom Gericht geholt hatten. Abends gegen elf Uhr hatten wir sie von vom bis hinten durchgelesen. Wir konnten nur mit dem Kopf schütteln.
    »So eine laxe Auffassung von Ermittlungsarbeit ist mir noch nicht vorgekommen«, sagte Phil abschließend. »Die ganze Beweisaufnahme erschöpft sich in drei Punkten: Erstens wurde McMire am Tatort angetroffen. Zweitens hielt er die Mordwaffe in der Hand. Und drittens sagte seine Frau diesen für ihn so verhängnisvollen Satz: Oh John, warum hast du das… Der Staatsanwalt verlängerte den Satz natürlich ganz im Sinne der Anklage. Warum hast du das getan? Aber ebenso gut kann sich der Satz ja auf etwas völlig anderes beziehen. Ein Beweis ist das natürlich nicht. Ebenso wenig wie die beiden anderen Punkte wirklich beweiskräftig sind.«
    Ich nickte, während ich unsere Whiskygläser nachfüllte.
    »John McMire hat während der ganzen Verhandlung immer wieder seine Unschuld beteuert«, sagte ich. »Wenn wenigstens der Richter eine Spur von Menschenkenntnis gehabt hätte, wenn er nur ein bisschen was von Kriminalpsychologie verstanden hätte, wäre dieses Verfahren eingestellt und der Vorgang zur weiteren Ermittlung zurück an die Stadtpolizei gegangen. Aber ich glaube, wir

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