0038 - Die letzte Runde ging an uns
und Phil notierte. Diese Arbeitseinteilung hat sich als sehr gut erwiesen.
»Ihr Sohn wollte mit Eve McMire in die Universität, das wird Ihnen sicher bekannt sein?«, begann ich.
»Ja, natürlich. Woher wissen Sie es denn schon? Siehst du, Mutter, die G-men hören das Gras wachsen!«
Es war rührend, mit anzusehen, wie er versuchte, seiner Frau Mut zuzusprechen. Der alte Proom gewann an diesem Abend eine Menge Pluspunkte bei mir.
»Das tut jetzt nichts zur Sache«, sagte ich. »Die Frage ist: Wie lange kann die Feier in der Universität gedauert haben?«
Proom zuckte die Achseln.
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Jack versprochen hatte, gegen sechs wieder zu Hause zu sein.«
»Ich darf Ihr Telefon benutzen?«
»Aber natürlich, Agent Cotton!«
Ich suchte mir die Sammelnummer der Universität. Eine verschlafene Stimme meldete sich.
»Ja, zum Teufel! Was ist denn los mitten in der Nacht?«
»Beantworten Sie mir bitte eine Frage: Wann war heute Nachmittag die Entlassungsfeier zu Ende?«
»Deswegen wecken Sie einen geplagten Hausmeister mitten in der Nacht? Sie sind wohl nicht recht bei Trost, was? Rufen Sie morgen wieder an, vielleicht fällt mir’s dann ein…«
»Hier ist Agent Cotton vom FBI. Wann war die Feier zu Ende?«
Ich hörte, wie der Kerl vor Überraschung schluckte.
»Bundespolizei? Oh, Mann, entschuldigen Sie, das konnte ich ja nicht wissen…«
»Schon gut«, unterbrach ich ihn. »Beantworten Sie endlich meine Frage!«
»Die Entlassungsfeier? Ja, Agent Cotton, wissen Sie denn das gar nicht? Ach so, woher sollen Sie es schon wissen! Also die Entlassungsfeier hat doch überhaupt nicht stattgefunden! Da ist doch ein paar Minuten vor Beginn der Feier in der Aula eine Bombe explodiert! Die Abendzeitungen haben doch schon dicke Extrablätter herausgebracht!«
Mir blieb die Luft weg. Es dauerte eine Weile, bis ich zu der Frage imstande war: »Sind dabei Leute ums Leben gekommen?«
»Zum Glück nicht. Aber eine Menge Verletzte hat es gegeben.«
»Wo liegen die?«
»In der Universitätsklinik.«
»Unter welcher Adresse erreiche ich die?«
Er nannte Straße und Viertel. Ich fragte noch schnell: »Hat man den Täter gefasst?«
»Keine Spur.«
Ich warf den Hörer auf die Gabel und rief Phil zu: »Komm! -Wir sind in einer Stunde wieder bei Ihnen. Machen Sie sich keine Sorgen. In der Universität ist ein Unfall passiert. Sie können wirklich ganz ohne Sorge sein: Tote hat es nicht gegeben!« Damit waren wir auch schon draußen.
***
Die Nachtschwester wollte uns gleich an der Tür ab wimmeln. Ich hielt ihr meinen Dienstausweis unter die Nase und verlangte den Nachtarzt. Von den Buchstaben FBI ließ sie sich einschüchtern.
Drei Minuten später saßen wir in einem kleinen Büro dem Nachtarzt gegenüber. Er trug einen Schlafanzug unter seinem weißen Kittel.
»Es handelt sich um die Sache, die heute Nachmittag in der Universität passiert ist«, sagte ich einleitend. »Wie sieht es damit aus?«
»Vierunddreißig-Verletzte, davon acht so schwer, dass wir sie gleich in der Klinik behalten mussten. Lebensgefahr besteht zum Glück nur noch in einem Fall.«
»Existiert eine Liste der Leute, die heute Nachmittag in der Universität verletzt wurden?«
»Eine direkte Liste nicht. Aber im Einlieferungsbuch müssen alle Verletzten eingetragen sein, auch wenn wir sie nur ambulant zu behandeln brauchten.«
»Kann ich das Einlieferungsbuch sehen?«
»Natürlich.«
Er hob den Telefonhörer ab und wählte eine zweistellige Nummer.
»Schwester, bringen Sie mir bitte das Einlieferungsbuch«, sagte er.
Gleich darauf erschien die Nachtschwester mit einem dicken Wälzer.
»Wo fangen die Eintragungen über die Verletzten von heue Nachmittag an?«, fragte ich.
Sie zeigte mir die Spalte. Ich zog mein Notizbuch und schrieb mir die ganze lange Liste mit Namen und Adressen ab. Unterdessen sprach Phil weiter mit dem Arzt.
»Der Hausmeister sagte uns etwas von einer Bombe. Wie kam man darauf, dass es ausgerechnet eine Bombe gewesen sein soll?«
»Nun, Bombe ist vielleicht schon zu differenziert ausgedrückt. Es muss sich auf jeden Fall um irgendeinen Sprengkörper gehandelt haben. Nach dem, was mir erzählt worden ist, scheint es sich um Dynamit gehandelt zu haben. Dass es nicht zu einer schlimmeren Katastrophe gekommen ist, verdanken wir praktisch nur dem Umstand, dass dieser Sprengkörper, wahrscheinlich in einer Aktentasche oder einem harmlos aussehenden Päckchen verborgen, frei im Saal lag. Wäre er
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