0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
er unter fremdem Zwang gehandelt hatte.
Mordius grinste bösartig. Ja, er würde sein Spiel noch weiter treiben, denn nun war er sicher, seinen Rachekampf zu gewinnen.
Er hatte am Hang oberhalb des Château eine Höhle gefunden, in der er sich nun versteckte. Dort hatte er auch seinen schwarzen Koffer verborgen, der ihm nun helfen sollte, den Professor und seine Assistentin zu bestrafen.
Mordius rieb sich die Hände. Im Osten ging die Sonne auf, und er hatte noch viel Zeit. Goldene Strahlen fielen durch das dichte Blätterdach eines Busches, der die Höhle vollkommen verdeckte.
Das sollte der letzte Tag sein, den Professor Zamorra und Nicole Duval erleben sollten. Er würde dafür sorgen. Ein teuflischer Plan entstand in seinem toten Schädel.
Da er nun wusste, welche Gefühle die beiden Menschen füreinander empfanden, wollte er sie erst quälen, um ihnen dann den Tod zu geben, den sie sich dadurch verdient hatten, indem sie gegen ihn aufgestanden waren.
Doch noch hatte er Zeit. Er konnte seinen Plan erst in der Nacht in Angriff nehmen, denn irgendwelche Zeugen würden ihm nur hinderlich sein.
Bei einem kurzen Rundgang durch das Dorf, in dessen Nähe das Château Montagne stand, hatte er sich davon überzeugen können, dass es hier auch einen Friedhof gab.
Und dieser Friedhof würde ihm das geben, was er brauchte – eine Armee des Grauens, die ihm bei der Vollstreckung seiner Rache helfen sollte.
Mordius tastete mit der Hand über seine Brust.
Die Finger erfühlten die tiefe Wunde, die der Eisendorn verursacht hatte, als das Fallgitter auf ihn niedergestürzt war.
Auch das würde er dem Professor heimzahlen.
Und zwar mit gleicher Münze. Doch vorher sollte Zamorra miterleben, was mit seiner Assistentin geschehen würde.
Für die Toten, die er sich vom Friedhof zu holen gedachte, wäre sie bestimmt das richtige Objekt. Die lebenden Leichen würden schon wissen, was sie mit ihr zu tun hatten…
***
Professor Zamorra versuchte vergeblich, den Leiter der örtlichen Polizeistation von der Richtigkeit seiner Angaben zu überzeugen.
»Und wenn ich es Ihnen doch sage, Pierre, dieser unheimliche Kerl war wirklich heute Nacht auf dem Schloss. Er hat Nicole irgendwie hypnotisieren können und sie dann dazu gebracht, die Zugbrücke herunterzulassen. Ich konnte gerade noch rechtzeitig eingreifen, sonst hätte es wahrscheinlich eine Katastrophe gegeben. Und Pierre, ich sage Ihnen, ich kenne diese unheimliche Bestie. In Dublin, in Irland, habe ich ihr schon einmal gegenüber gestanden. Sein Name ist Mordius. Er ist das, was man als lebenden Toten bezeichnet, wobei ich allerdings noch nicht weiß, wie er es geschafft hat, diese Fähigkeit des Wiederauferstehens erlangen zu können.«
Pierre Malice, der Polizist, mit dem Zamorra sich unterhielt, war sichtlich bemüht, ein schallendes Lachen zu unterdrücken. Doch ein Grinsen tanzte um seine Mundwinkel.
»Pardon, mon Professeur, dass ich mich nicht ernst halten kann. Doch was Sie da erzählen, klingt eher wie ein Schauermärchen als wie ein wirkliches Ereignis. Ich kann ja sehr gut verstehen, dass Sie sich mit solchen fantastischen Dingen beschäftigen, schließlich erfordert das ja Ihr Beruf. Doch meinen Sie nicht, dass man da sehr leicht Erfindung und Wirklichkeit miteinander verwechselt?«
Zamorra sah ein, dass hier alle Bemühungen umsonst sein würden. Wie konnte man auch einem Polizisten, der in seiner Dienstzeit nur mit Verkehrsdelikten und vielleicht auch mal mit einem Diebstahl zu tun hatte, klarmachen, dass es auch noch andere Dinge gab als das, was man sehen und anfassen konnte.
Resigniert zuckte Zamorra die Schultern. Er wollte den Beamten nicht noch mehr verwirren und auch seinem eigenen Ansehen nicht unnötig schaden. Daher meinte er: »Ist schon gut, Pierre. Ich lasse mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Vielleicht haben Sie sogar Recht, und ich habe das alles nur geträumt. Kann ja mal vorkommen. Nichts für ungut, Pierre, und noch einmal vielen Dank, dass Sie heute Nacht so schnell gekommen sind, wenn es auch völlig umsonst war.«
Pierre Malice erhob sich von seinem Schreibtisch. »Ist nicht schlimm, Professeur. Dafür sind wir ja da, Bürgern, die sich bedroht fühlen, zu Hilfe zu kommen. Da ist einmal zuviel wirklich besser als einmal zu wenig gerufen zu werden. Versuchen Sie, auf andere Gedanken zu kommen, Professeur, und vergessen Sie diesen ganzen Vorfall.«
Zamorra nickte. »Ist wohl besser so. Adieu, Pierre, und lassen Sie
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