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0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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klar haben Sie sich ja nicht ausgedrückt. Ich bin also hergekommen, habe vorher noch ein paar Leute aus dem Bett geholt – und was finde ich hier? Nichts! Rein gar nichts! Nennen Sie das vielleicht einen Spaß? Na, ich bedanke mich dafür.«
    Zamorra glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.
    »Was sagen Sie da, Kommissar? Sie haben nichts gefunden, keine Leiche, niemand, der vom Fallgitter erschlagen wurde?«
    Pierre Malice schob sein ohnehin schon energisches Kinn noch weiter vor. »Ja, Sie haben richtig gehört. Ich habe nichts gefunden. Keine Leiche, keinen Erschlagenen unter dem Fallgitter. Zugegeben, es war heruntergelassen, eigentlich recht ungewöhnlich, aber darunter gelegen hat niemand. Ich muss Sie enttäuschen.«
    Das letzte sagte der Kommissar mit beißendem Hohn in der Stimme.
    Zamorra wollte etwas entgegnen, doch Malice schnitt ihm mit einer demonstrativen Handbewegung das Wort ab.
    »Nichts, Professeur, sagen Sie nichts. Man weiß ja überall, womit Sie sich beschäftigen. Wenn man den ganzen Tag so verrückte Dinge tut oder darüber nachdenkt, dann ist es kein Wunder, wenn man eines Tages absonderlich wird. Sie stehen zwar im besten Alter, doch fängt dieser Schwachsinn bei dem einen früher, bei dem anderen später an. Ich glaube, Professeur, Sie haben sich das alles nur aus den Fingern gesogen. Nur schade, dass Sie damit einen ganzen Polizeiposten rebellisch gemacht haben. Was das den Steuerzahler wieder kostet.«
    Zamorra schüttelte ratlos den Kopf. Das gab es doch gar nicht. Er hatte doch selbst gesehen, wie das Fallgitter den wahnsinnigen Wissenschaftler förmlich auf dem Boden festgenagelt hatte. Wie sollte der sich dann befreit haben?
    Doch er musste dem Kommissar glauben. Der saugte sich eine solche Geschichte bestimmt nicht aus den Fingern.
    Zamorra zuckte die Schultern und schenkte sich einen Kommentar.
    »Ich gebe bei eurem nächsten Fest einen aus«, murmelte er nur und ging an den Polizisten vorbei in den Hof hinunter.
    Vor dem Fallgitter blieb er stehen. Man hatte es hochgedreht, aber auf halber Höhe stehen lassen. Aufmerksam untersuchte Zamorra den Eisendorn, der Mordius durch die Brust gedrungen war. Er fand keine Spuren an ihm. Ebenso wenig auf dem Boden, wo Mordius zusammengebrochen war. Nachdenklich kratzte Zamorra sich am Kinn.
    Dass er hier kein Blut fand, war nicht ganz so rätselhaft. Schließlich war der Unheimliche im eigentlichen Sinne schon lange tot. Er brauchte nichts mehr zu essen, brauchte keine Luft zum Atmen und wurde nur durch seinen Willen und sein Gehirn gesteuert. Er war mehr oder weniger ein Roboter, allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass er sich sein Programm selbst gegeben hatte und es ihm nicht aufgezwungen worden war.
    Mit langsamen Schritten ging Zamorra in den Wohntrakt zurück.
    Die Polizisten stiegen wieder in ihre Autos.
    »Und wenn Sie mal wieder einen Toten finden, Monsieur«, rief Pierre Malice ihm noch zu, »dann überzeugen Sie sich bitte erst, ob es sich um einen Menschen, dann, ob es sich um eine Leiche handelt, und vor allen Dingen, ob Sie nüchtern und klar sind. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. In diesem Sinne, Professeur.«
    Malice winkte noch einmal jovial und verschwand dann mit seinem Wagen hinter einer Wegbiegung.
    »Ja, ja, danke«, konnte Zamorra nur lahm murmeln.
    Mit seinen Gedanken war er ganz woanders.
    Er versuchte sich in die Lage des Untoten zu versetzen. Eindeutig war Mordius hinter Zamorra her. Und er würde es wieder versuchen, bis er endlich Erfolg haben würde.
    Zamorra schaute zum Himmel hoch, an dem bereits die Morgendämmerung heraufzog.
    Und er fragte sich, wo Mordius sich wohl zurzeit aufhielt. Er konnte überall sein, weit weg oder in der Nähe. Wahrscheinlich konnte er das Schloss und alles, was dort passierte, genau beobachten.
    Zamorra fröstelte, wenn er nur daran dachte. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er musste warten, bis sein Gegner sich wieder bemerkbar machte.
    Und das sollte nicht allzu lange dauern.
    ***
    Unter übermenschlichen Anstrengungen war es Mordius gelungen, sich aus seiner aussichtslosen Situation zu befreien.
    Die ganze Zeit über, die er dort gelegen hatte, war er bei vollem Bewusstsein gewesen. Und in diesem Zustand hatte er es tatsächlich geschafft, den Professor und seine Assistentin so zu beeinflussen, dass sie ins Schloss gingen, als sei nichts geschehen.
    Niemand ahnte, dass er alles unter seiner Kontrolle hatte. Am wenigsten wusste Zamorra, dass

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