0038 - Vorstoß nach Arkon
hinter sich zu lassen. „Achtung, Start!" rief Rhodan. Kontrollampen flackerten auf. Das Summen der Aggregate wurde im ganzen Schiff hörbar. Ein Warngerät begann zu pfeifen. Rhodan führte den Triebwerken größere Energie zu. Ein anderer Warner mischte sich ein, das Geräusch der Aggregate veränderte sich; es stieg an zu zornigem, hellem Singen, setzte für Bruchteile einer Sekunde aus und kam heulend wieder, als Rhodan auf Maximalleistung schaltete.
Eine Minute lang ließ Rhodan die Aggregate arbeiten. Eine Minute lang tobten und heulten sie, als gelte es, eine ganze Welt zu bewegen. Die GANYMED aber rührte sich nicht von der Stelle. Mit wütendem Faustschlag hieb Rhodan den Aggregatschalter wieder in Nullstellung.
„Aus!" schrie er. „Kein Start! Daten über das Saugfeld, das uns festgehalten hat!"
Der Offizier der Startwache meldete sich prompt: „Wechselnde Leistung, Sir. In jedem Augenblick fünfzig Prozent mehr als der Schub unserer Triebwerke."
Rhodan hatte den Kopf vornüber sinken lassen. Was für ein Narr bist du gewesen, dachte er mutlos. Die Arkoniden haben dich nicht hierherbringen lassen, damit du ihnen ein paar Stunden später wieder davonfliegst. Wie konntest du glauben, sie hätten keine Mittel, dich festzuhalten? Dich und dein schönes Schiff!
Er hob den Kopf und starrte auf den Bildschirm. Das Landefeld in der Umgebung der GANYMED war eben und konturlos. Und doch mußte es dicht unter der Bodendecke des Feldes mächtige Aggregate geben, die Saugfelder unvorstellbarer Energien hervorbringen und projizieren konnten.
Was jetzt?
Die Waffen einsetzen? Das Landefeld solange bombardieren, bis alle Projektoren vernichtet waren? Nein, das nicht. Es gab noch andere Dinge, die man tun konnte. Rhodans Niedergeschlagenheit legte sich in dem gleichen Maße, wie ein neuer Plan in ihm wuchs und Gestalt annahm.
*
Nacht senkte sich über Naat. Sie hatte sich zunächst angemeldet durch einen brausenden Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Kilometern pro Stunde, der in den Außenmikrophonen des Schiffes schauerlich heulte, und durch Temperaturstürze bis zu minus achtzig Grad Celsius hinunter. Die Finsternis, die die Nacht begleitete, war vollkommen nur wegen der undurchdringlichen Staubschicht, die der Sturm wie dicken Nebel mit sich führte. Unter anderen Umständen, glaubte Rhodan, wären die Nächte in dieser Gegend der Galaxis so hell wie eine schwedische Mittsommernacht - wegen des ungeheuren Sternenreichtums.
Rhodan hatte sein Unternehmen gründlich vorbereitet. Von Crest und Thora wußte er, wenigstens in großen Zügen, wie die Stadt der Naats angelegt war und wie es in jenem parkähnlichen Gebiet aussah, in dem die wenigen Arkoniden lebten. Oberst Freyt war in seine Aufgabe eingeweiht; er wußte, daß er zumindest ein paar Stunden lang, unter Umständen auch für einige Tage, die ganze Last der Verantwortung für Wohl und Wehe der Leute - und obendrein noch die Verantwortung für die drei, die sich nun anschickten, das Schiff zu verlassen, trug. Perry Rhodan, Reginald Bull und Tako Kakuta.
Rhodan hatte keinem anderen als sich selbst und denen von seinen Leuten, die er am besten kannte, diesen Gang überlassen wollen: den Gang zu Sergh, dem arkonidischen Administrator. Rhodans Plan war heftig diskutiert worden. Thora und Crest waren der Ansicht gewesen, die Idee sei lebensgefährlich. Offenbar betrachteten die Arkoniden die GANYMED mitsamt Besatzung als Gefangene. Sie würden etwas dagegen haben, wenn die Gefangenen sich selbständig machten, und sei es nur, um dem Gefangenenwärter einen Besuch abzustatten. Das war die Ansicht der beiden Arkoniden gewesen. Rhodan hatte zugegeben, daß sie wahrscheinlich recht hätten, und ihnen klargemacht, daß er trotzdem gehen wolle. Und natürlich hatte er in Reginald Bull einen Mann gefunden, der seinen Plan voll und ganz unterstützte.
Tako Kakuta, der kleine Japaner mit dem Kindergesicht, hatte Rhodans Vorschlag mit vertrauensvollem Lächeln zugestimmt und sich im übrigen an der Diskussion nicht mehr beteiligt. Drei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit waren Rhodan und seine beiden Begleiter marschbereit. Sie trugen arkonidische Transportanzüge - jene Wundergeräte, die den Träger wie ein Kleidungsstück umhüllten und mit leistungsfähigen Mikrogeneratoren ihr eigenes Schwerefeld, einen Deflektorschirm zum Ablenken des Lichtes und einen Prallschirm zum Abfangen von Strahl- und Geschoßtreffern erzeugten.
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