Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
ich.
    »Das sollte es auch sein. Gibt es sonst noch ein Problem, das Sie mit mir diskutieren wollen?«
    »Ja. Die Sache mit den verschwundenen Kleinkindern«, schoß ich eine Breitseite ab und traf voll.
    Andrew De Toth zuckte merklich zusammen. Suko und mir entging diese heftige Reaktion nicht.
    »Sie wissen davon«, stellte ich fest.
    De Toth zuckte mit den breiten Schultern. »Ich weiß nicht mehr als jeder in dieser Stadt.«
    »Die Väter der Kinder machten einmal im Monat gemeinsam eine Sauftour, die in Ihrem Lokal endete. Sie müssen sie also kennen.«
    »Natürlich kenne ich sie.«
    »Danner Agutter, Vic Telyea, Ted Turman, Juri Tarkowskij und Reymond Merchant«, zählte ich die Namen auf.
    Bei Agutter, Telyea, Turman und Tarkowskij hatte Andrew De Toth genickt. Als aber der Name Merchant fiel, zog der Amerikaner verwirrt die dichten, schwarzen Brauen hoch.
    »Moment, Sinclair. Merchant war zwar immer mit von der Partie – aber Sie dürfen nicht den Fehler machen, ihn in einem Atemzug mit den Vätern zu nennen, deren Kinder verschwunden sind.«
    Ich lächelte kalt. »Mir fällt auf, Sie sind nicht auf dem laufenden, Mr. De Toth.«
    »Was soll das heißen? Wollen Sie damit etwa andeuten, daß auch Merchants Junge…?«
    Ich nickte. »Heute nacht.«
    Andrew De Toth fuhr sich über die Augen. »Das ist ja ein Ding.«
    Ich erzählte dem Besitzer des »White Ghost«, was sich zugetragen hatte. Anschließend schenkte ich ihm reinen Wein ein, wies meinen Sonderausweis vor und erklärte dem erstaunten Mann, daß es unserer Aufgabe wäre, die mysteriösen Kidnapping-Fälle aufzuklären.
    Er wurde ein bißchen freundlicher, weil ihm klargeworden war, daß wir Polizeigewalt hatten. Er liebte es nicht, bei den Behörden anzuecken. Er betrieb einen nicht ganz sauberen Laden, in dem aufsässige Polizeibeamte bestimmt vieles entdeckt hätten, was zu beanstanden gewesen wäre.
    »Polizei«, sagte Andrew De Toth beinahe ehrfürchtig. »Scotland Yard! Mann, warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt, Sinclair? Ich dachte, Sie wären irgendso ein Möchtegern-Schnüffler. Ein Hobby-Detektiv, verstehen Sie? Einer, der an dieser ganzen leidigen Sache mehr vermurkst als gutmacht. Die Kinder möchten Sie wiederfinden und ihren Eltern zurückbringen. Hm, eine schwierige Aufgabe, die Sie da übernommen haben. Ehrlich gesagt, darum beneide ich Sie nicht.«
    »Ein Wirt erfährt im allgemeinen mehr als so mancher Beichtvater«, sagte ich. »Ist Ihnen mal zu Ohren gekommen, wer hinter diesen Verbrechen steht?«
    Andrew De Toth schüttelte den Kopf. »Keiner spricht in dieser Stadt über diese Fälle. Die Leute haben Angst, wegen ihrer eigenen Kinder.«
    Ich trank von meinem Orangenjuice. De Toth goß sich kanadischen Bourbon in ein Glas und schüttete den Whisky mit einem schnellen Ruck in seine Kehle.
    »Wollen Sie meine ganz persönliche Meinung zu diesem Fall hören, Sinclair?« fragte der Amerikaner.
    »Deswegen sind wir hier«, gab ich zurück.
    Er lehnte sich auf den Sarkophag, beugte sich vor. Er blickte nach links und nach rechts, um sich zu vergewissern, daß niemand zuhörte. Dann raunte er: »Bei diesen Fällen ging es nicht mit rechten Dingen zu. Das Böse hatte dabei seine Hand im Spiel. Mir fiel auf, daß es in unserer Stadt seit geraumer Zeit gärt. Etwas liegt in der Luft. Das Schattenreich bereitet etwas vor. Niemand weiß natürlich, was. Aber so mancher in dieser Stadt wird Ihnen bestätigen, daß die Luft von Tag zu Tag dicker wird. Etwas schwebt über uns wie ein Damoklesschwert. Irgendwann – wenn keiner damit rechnet – wird dieses Schwert herunterfallen… und ich wünsche mir, daß ich zu diesem Zeitpunkt recht weit weg von Kandy bin.«
    Nach dieser langen Rede brauchte De Toth noch einen Drink. Er war noch nicht fertig. Er hatte uns noch etwas zu sagen.
    »Wollen Sie noch etwas Rätselhaftes hören?« fragte er mich.
    Ich nickte.
    »Okay, Sinclair. Ich kann Ihnen noch etwas bieten, auf das sich keiner einen Reim machen kann. Zuerst verschwand Amanda und Danner Agutters Junge. Das machte noch kein großes Aufsehen. Es war ein Einzelfall. Ein Verbrechen ohne Motiv zwar, aber noch nicht aufregend. Als aber dann auch der Junge von Tara und Vic Telyea verschwand, wurden die Leute in dieser Stadt nervös… Mittlerweile sind auch die Kinder von Ellen und Ted Turman, Glynn und Juri Tarkowskij und – wie Sie sagen – Brenda und Reymond Merchant nicht mehr da… Aber das wissen Sie ja. Darüber wollte ich eigentlich

Weitere Kostenlose Bücher