0039 - Das Todesmoor
nicht sprechen. Es ist etwas anderes, worauf ich Sie aufmerksam machen möchte. Ich habe eine weitere beunruhigende Feststellung gemacht…«
Andrew De Toth hielt inne.
»Warum sprechen Sie nicht weiter?« fragte ich gespannt.
»Einen Augenblick«, sagte De Toth.
Bathseba kam. Einer der Gäste hatte etwas bestellt. Das Mädchen nahm eine Schnapsflasche vom Regal und goß von der glasklaren Flüssigkeit reichlich in ein Tongefäß. Ich hatte den Eindruck, Andrew De Toth traute dem Mädchen nicht. Der Amerikaner wartete, bis Bathseba weggegangen war.
Erst dann fuhr er fort: »Ich bin mit Amanda und Danner Agutter bekannt. Auch in Tara und Vic Telyeas Haus verkehre ich ab und zu… Der Teufel soll’s holen, Sinclair – irgend etwas ist da passiert, was mich beunruhigt.«
»Was?« fragte ich.
»Ich bin froh, daß ich endlich mal mit jemandem darüber reden kann«, sagte De Toth. »Mit jemanden, der in dieser Sache kompetent ist, verstehen Sie?«
»Was beunruhigt Sie?« wollte ich wissen.
»Es war vor ein paar Tagen. Ich wollte Amanda und Danner Agutter einen Besuch abstatten, wollte hören, ob sich mit ihrem Jungen etwas Neues ergeben hatte…«
»Und?«
Andrew De Toth leckte sich die schmalen Lippen. Er schaute mich durchdringend an. »Das Haus der Familie Agutter steht leer. Ich war an drei aufeinanderfolgenden Tagen da. Die Agutters waren niemals anzutreffen. Ist das nicht seltsam? Zuerst verschwindet der Junge – und dann sind auf einmal auch seine Eltern weg.«
»Vielleicht sind sie ausgezogen«, sagte ich, »oder sie sind verreist.«
»Warum hätten sie das tun sollen?«
»Weil das Haus sie immerzu an ihr Unglück erinnerte«, meinte ich.
De Toth schüttelte heftig den Kopf.
»Nein, Sinclair. Die sind nicht weggezogen.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen?«
»Ich war in dem Haus. Die Tür stand offen. Die ganze Habe der Agutters befindet sich nach wie vor in dem Gebäude. Man hat den Eindruck, Amanda und Danner Agutter wären nur mal schnell weggegangen. Vielleicht denken Sie, ich spinne mir da bloß etwas zusammen, und ich würde Ihnen möglicherweise recht geben, wenn ich in Tara und Vic Telyeas Haus nicht dieselbe Situation vorgefunden hätte… Nach den Kindern sind nun auch die Eltern verschwunden. Verdammt, darauf soll jetzt erst mal einer einen Reim finden.«
Was Andrew De Toth uns da erzählt hatte, war tatsächlich mehr als eigenartig.
Es begann auch uns zu beunruhigen. Wir dachten weiter. Wir dachten an die Ehepaare Turman, Tarkowskij und Merchant.
Stand ihnen dasselbe Schicksal bevor?
Wir dankten De Toth für seine Offenheit.
Als wir auf die Straße traten, spürte ich Bathsebas feindseligen Blick zwischen meinen Schulterblättern.
Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit, und ich hatte auch gegen Andrew De Toth eine gewisse Aversion, obgleich uns der Mann einiges Wissenswerte erzählt hatte.
De Toth war nicht ganz sauber – und das störte mich an ihm.
Ich schloß die Tür hinter mir, und plötzlich explodierte in meinem Kopf ein heftiger Schmerz. Ich stöhnte. Meine Hände zuckten hoch. Ich preßte die Handballen gegen die pochenden Schläfen.
Im selben Augenblick machte ich eine verwirrende Entdeckung: Suko war nicht mehr neben mir!
Oder doch?
Ich konnte ihn nicht mehr sehen. Aber ich hörte ihn, ich hörte seine Schritte. Er entfernte sich von mir. Zwischen mir und ihm mußte sich eine magische Wand aufgebaut haben, die uns trennte.
Ich vermutete, daß auch er mich nicht mehr sehen konnte.
Eine Attacke des Bösen! Gefahr!
Der Schmerz in meinem Kopf nahm ab. Sukos Schritte waren nicht mehr zu hören. Ich war allein. Rasch drehte ich mich um. Ich wollte in Andrew De Toths Lokal zurückkehren.
Aber das »White Ghost« war nicht mehr da.
Die Mächte der Finsternis führten ihren ersten Schlag gegen uns. Sie sorgten dafür, daß ich eine Halluzination hatte. Die Straße, in der ich mich befand, war mir vollkommen fremd.
Da ich nur einen Schritt aus Andrew De Toths Lokal gemacht hatte, mußte es sich bei dieser Straße um ein Trugbild handeln. Suko erging es vermutlich nicht anders. Ich rief ihn, bekam aber keine Antwort.
Gespannt wartete ich. Was würde nun weiter geschehen? Ich rechnete mit einem heimtückischen Angriff. Meine Augen waren ständig auf der Suche nach einem Gegner.
Plötzlich vernahm ich ein feindseliges Knurren. Ich wirbelte herum. Mir gefror das Blut in den Adern. Ich sah mich einer gefährlichen Hundemeute gegenüber.
Die Köter waren
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