0039 - Das Todesmoor
ich gewußt hätte, wohin der Mann gegangen war.
Deprimiert fuhr ich zum Krankenhaus zurück. Es war uns bisher nur gelungen, Teilerfolge zu erringen. Aber der große Punch, der unseren gefährlichen Gegner niederstreckte, war uns noch nicht geglückt.
Ich machte mir Sorgen um Reymond Merchant. Irgendein häßliches Gefühl sagte mir, daß wir diesen Mann nicht mehr lebend wiedersehen würden.
Wir holten Robin Sargent ab und verfrachteten ihn im Fond unseres Cadillacs. Wir hatten Dr. Blackman berichtet, daß es uns nicht geglückt war, Reymond Merchant wiederzufinden, und Sargent hatte es gehört. Nun hockte er betroffen hinter mir, nagte an seiner Unterlippe und machte sich bittere Vorwürfe, weil er Merchant weggehen lassen hatte.
»Ich hätte mich ihm in den Weg stellen sollen«, murmelte Robin Sargent verzweifelt.
»Quälen Sie sich nicht damit«, sagte ich.
»Nein, nein, Mr. Sinclair. Sie hatten vollkommen recht, als Sie sagten, ich hätte ihn mit Gewalt zurückhalten sollen.«
»Vergessen Sie’s.«
»Wie kann ich das?«
»Vielleicht finden wir ihn wieder. Ich werde mich noch in dieser Stunde mit der Polizei in Verbindung setzen. Man wird nach Reymond Merchant fahnden.«
Robin Sargent seufzte geplagt. »Hoffentlich findet man ihn. Wenn Mr. Merchant nicht wieder auftaucht, würde das mein Gewissen schwer belasten.«
Das Haus der Tarkowskijs erschien. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal und wandte kurz den Kopf, damit der Butler begriff, daß er gemeint war: »Kein Wort über Merchants Verschwinden zu den Tarkowskijs. Wir wollen keine neuerliche Panik heraufbeschwören.«
»Aber ich kann meine Dienstgeber doch nicht anlügen«, sagte der Butler.
»Dann sagen Sie eben gar nichts.«
»Wenn sie mich aber nach Mr. Merchant fragen – und das werden sie…«
»Überlassen Sie die Antwort mir, okay? Ich nehme an, Brenda Merchant ist immer noch hier. Soll sie einen Nervenzusammenbruch kriegen?«
»Nein. Nein, natürlich nicht.«
»Der würde ihr aber nicht erspart bleiben, wenn wir ihr sagten, ihr Mann wäre aus dem Krankenhaus verschwunden.« Ich lenkte den braunen Caddy vor das Haus des Komponisten.
Glynn und Juri Tarkowskij blickten den Butler erfreut und ergriffen an. Sie nahmen ihn wie ein Familienmitglied in Empfang, das nach sehr langer Abwesenheit endlich wieder nach Hause gekommen war.
Der Russe umarmte Robin Sargent und drückte ihn an seine Brust, während sich Glynns Augen mit Tränen füllten.
Brenda Merchant stand schweigend abseits. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Sie hatte nicht den Mut, zu fragen, wo ihr Mann war.
»Mr. Sinclair, sagen Sie uns, wie Sie dieses einmalige Kunststück fertiggebracht haben«, stieß Juri Tarkowskij voll Freude hervor.
»Suko wird es Ihnen erzählen«, sagte ich und begab mich zu Brenda Merchant. Sie hob zaghaft den Blick und schaute mir dann unsicher in die Augen. Sie schien sich vor einer schlimmen Wahrheit zu fürchten, deshalb preßte sie die Lippen fest aufeinander… als hätte sie Angst, die Frage, die nicht ausgesprochen werden sollte, würde ihr entschlüpfen. »Ihr Mann war genau wie der Butler vom Geist des Bösen besessen, Mrs. Merchant«, sagte ich leise.
Ich berichtete der jungen, von schwerem Kummer geplagten Frau, wie ich die beiden Männer mit Erfolg im selben Raum »behandelt« hatte.
Ein Schimmer der Hoffnung überzog daraufhin das schöne Gesicht der Frau.
»Sie konnten auch Reymond retten, Mr. Sinclair?« fragte sie stockend.
»Ich konnte auch aus seinem Körper das Böse vertreiben«, antwortete ich sanft.
»Warum ist Reymond dann nicht hier? Warum haben Sie ihn nicht mitgebracht?«
Glynn und Juri Tarkowskij schwiegen. Sie hatten Brendas Frage gehört und warteten nun gespannt auf meine Antwort.
Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. So still war es plötzlich im Raum.
»Dr. Blackman wollte Ihren Mann noch dabehalten«, sagte ich mit etwas lauterer Stimme, damit mich alle hörten.
»Aber er ist doch okay, nicht wahr?« fragte Brenda Merchant besorgt.
»Dr. Blackman möchte Ihren Mann noch beobachten.«
»Warum nur ihn?« fragte Brenda mißtrauisch.
»Da beide Patienten wiederhergestellt waren, genügte Dr. Blackman einer davon. Es ist nichts weiter als eine Routineangelegenheit. Ford Blackman entschied sich für Ihren Mann. Um auch die nicht vorhandenen Zweifel zu zerstreuen.«
»Ich möchte Reymond sehen. Ich möchte mit ihm sprechen.«
»Sie werden ihn sehen und Sie werden mit ihm sprechen. Aber
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