004 - Geister im Moor
Textilgeschäft, das mit seinem hübschen, farbenfrohen Schaufenster der Vorstellung entsprach, die man sich von einem modernen Geschäft macht. Die Wohnhäuser wirkten auch alle wie ausgestorben mit ihren oft geschlossenen Fensterläden, und Menschen traf ich auf meinem Spaziergang nur ganz vereinzelt. Ab und zu verschwand eine Gestalt in irgendeinem Hauseingang, und einige Frauen, nachdem sie mich einen Augenblick beobachtet hatten, eilten ebenfalls in ihre Häuser, als ich mich näherte. Ich sah vier oder fünf Leute, die hinkten, und zwei Bucklige, von denen einer besonders schrecklich aussah, da er das Gesicht voller großer Warzen hatte.
Mir war das Misstrauen der Leute auf dem Land und in einsamen Gegenden Fremden gegenüber wohlbekannt, aber nirgendwo war es mir in diesem Masse begegnet wie hier. Es kam mir vor, als hätten die Leute Angst – aber Angst wovor?
Aus Neugier klopfte ich an die Tür eines der schönen alten Häuser mit geschnitztem Portal und gotischen Fenstern. Hätte man mir geöffnet, hätte ich einfach um irgendeine Auskunft gebeten. Aber die mit riesigen Nägeln beschlagene Tür blieb verschlossen. Und doch hatte ich kurz zuvor jemanden in das Haus gehen gesehen, und ich hörte im Innern sogar Geräusche.
Ich stieg weiter zum obersten Teil von Guilclan hinauf. Das letzte Haus unterhalb des Plateaus unterschied sich von allen anderen, die ich bis dahin gesehen hatte. Es war wesentlich jüngeren Datums und machte fast einen modernen Eindruck. Es besaß sogar einen Vorgarten, in dem bereits einige Blumen zum Vorschein kamen. Ich hielt mich jedoch nicht auf, um es näher zu betrachten. Ich hatte es eilig, endlich das»verfluchte Land« oberhalb von Guilclan zu sehen.
Und dann erstreckte sich vor meinem Blick eine Art Ebene ohne Baum und Strauch. Nur kurzes Gras bedeckte den Boden, und hier und da sah ich ein Heidekraut und ein paar Ginsterbüsche.
An einigen Stellen lagen Felsblöcke, manche waren riesig. Sie erinnerten mich irgendwie an die alten Kultstätten der Druiden. Ich konnte gut verstehen, das ein solcher Ort, besonders im Nebel oder bei Einbruch der Nacht, der Phantasie der Leute zu schaffen machte. Zur Rechten, vor einem sehr düsteren Wald, erhoben sich die Ruinen von Ludmar – zu weit entfernt, um sie genau zu erkennen. Dennoch wirkten sie höchst imposant und beeindruckten mich sehr.
Vom Rand des Plateaus aus hatte man einen noch großartigeren Blick über das Meer und die Landschaft als aus dem Fenster meines Hotelzimmers. Es wehte ein starker Wind. Ich sah zwei große Schafherden, die am anderen Ende des Plateaus weideten. Aber für diesen Tag hatte ich die Gegend genug erforscht. Es war Zeit zum Mittagessen.
Dr. Arnold war nicht da. Er besuchte einen Kranken auf einer abgelegenen Farm. Peter Gilcross, der Antiquitätenhändler, war auch nicht anwesend. So unterhielt ich mich vor allem mit Gribb, dem Beamten des Katasteramts. Als ich nach dem Essen wieder ausgehen wollte, fing es an zu regnen – oder vielmehr zu gießen. Ich zog mich in mein Zimmer zurück und begann, einige Notizen zu Papier zu bringen. Dann streckte ich mich auf meinem Bett aus und las eines der Bücher, die ich mitgebracht hatte. Gegen drei Uhr erschien Sally und fragte mich mittels Gesten, ob ich irgendetwas wünschte. Ich stand auf und bat sie freundlich herein. Sie zögerte, gehorchte aber dann.
»Sally, ich mache Ihnen offenbar Angst. Aber ich bin nicht von hier und wünsche Ihnen ganz gewiss nichts Böses. Ich möchte mich entschuldigen, wenn ich Ihnen gestern eine Frage gestellt habe, die Sie erschreckt hat. Sagen Sie mir, was Sie auf dem Plateau von Ludmar so fürchten, dann werde ich nie mehr davon sprechen.« Und als sie sich nicht rührte, fügte ich hinzu: »Können Sie schreiben?«
Sie nickte, und ich reichte ihr einen Schreibblock und meinen Stift, obwohl ich überzeugt war, das sie keinen Gebrauch davon machen würde. Aber sie nahm beides an und schrieb rasch einige Zeilen.
Ich las:
Niemand darf über diese Dinge sprechen, vor allem nicht dieses Jahr! Sie ebenso wenig wie die anderen … Es wäre besser, Sie würden ganz schnell wiederabreisen. Das ist ein guter Rat!
Welch eine merkwürdige Warnung! Zweifellos war dieses alte Mädchen verrückt. »Gut, Sally«, sagte ich, »ich werde nicht mehr davon sprechen. Aber ansonsten habe ich keineswegs die Absicht abzureisen.«
Und doch, wäre ich ihrem Rat nur gefolgt …
Später am Nachmittag hörte es auf zu regnen. Ich machte
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