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004 - Geister im Moor

004 - Geister im Moor

Titel: 004 - Geister im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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wichen mir jedoch aus, sobald ich ihnen gewisse Fragen stellte.
    Dr. Arnold hatte übertrieben, sie waren durchaus nicht alle rückständig, schwachsinnig oder halb verrückt. Und sie sahen auch nicht alle so bizarr aus wie Peter Gilcross oder John Ibbits, dieser Donoulos oder Sally, ganz zu schweigen von Guatl, dem »Zauberer« und »Hexenmeister« von Guilclan, auf den ich noch zu sprechen komme. Dennoch war mir rasch aufgefallen, das eine ganze Reihe von ihnen mitunter diesen schlafwandlerischen Ausdruck zeigten, den Anthony Burr mir beschrieben hatte.
    Offenbar fiel es auch anderen auf, denn eines Tages sagte der junge Katasterbeamte nach dem Essen zu mir: »Finden Sie nicht auch, das die Leute hier irgendwie eigenartig sind? Manchmal bekomme ich direkt eine Gänsehaut. Ich bin froh, wenn meine Arbeit beendet ist und ich dieses Städtchen verlassen kann.«
    Ich war noch einmal oben auf dem Plateau gewesen, um mir die Ruinen von Ludmar anzusehen, und der Doktor hatte mich freundlicherweise begleitet. Wir waren inzwischen gute Freunde geworden. Die Ruinen waren riesig und imposant – Mauern von unglaublicher Dicke, eingestürzte Türme, ein verhältnismäßig gut erhaltenes mächtiges Portal, auf dem ich wieder das Emblem der Ludmar entdeckte, was mich nicht überraschte, Reste eines großen Saals mit einem riesigen Kamin, der ebenfalls mit dem wohlbekannten Emblem versehen war. Sonst nur ein Haufen Schutt. Ich hatte ähnliche Ruinen sowohl in England als auch anderswo bereits gesehen.
    »Wie Sie sehen, ist es recht eindrucksvoll, aber keineswegs unheilvoll«, meinte Arnold. »Diese alten Steine sind ganz harmlos, und zwischen ihnen spuken höchstens Füchse und Eidechsen.«
    Ich stimmte ihm zu. Aber der einäugige Peter Gilcross hatte doch recht gehabt, als er meinte, bei Einbruch der Nacht würde man sich dort oben nicht sehr mutig fühlen. Ich probierte es zwei oder dreimal aus, und ein unerklärliches Gefühl von Angst und Entsetzen befiel mich. Außer dem verrückten Dichter, den ich bisher vergeblich zu sprechen versucht hatte, war nie jemand auf dem Plateau zu sehen. Mit Ausnahme von Niklas Hoghe natürlich, dem Schäfer, der mit seinen Hunden mehrere große Schafherden hütete, die abends heimgetrieben wurden. Niklas war ein sehr alter Mann, der einem biblischen Patriarchen ähnelte. Er unterhielt sich gern mit mir. Eines Tages fragte ich ihn: »Haben Sie keine Angst, so ganz allein hier oben auf dem Plateau?«
    »Ich bin Schäfer … Schäfer haben eine Sonderstellung. Sie haben hier nichts zu befürchten.«
    »Und die anderen?«
    »Ah, die anderen … Für sie gilt das nicht.«
    »Warum?«
    »Alte Geschichten.«
    »Was für alte Geschichten?«
    Er hob seinen Stock und deutete in Richtung der Ruinen. »Das kommt von dort … Zauberei … und Tod …«
    Mehr wollte er mir nicht sagen. Immerhin ließ er sich herbei, mir mitzuteilen, das ich wahrscheinlich nichts zu befürchten hätte, da ich nicht aus Guilclan wäre – solange ich meine Nase nicht zu tief in Dinge hineinsteckte, die mich nicht betrafen.
    Aber ich wollte unbedingt mehr wissen. Ich besuchte Adam Small, den alten Notar, und bat ihn um Erlaubnis, in seinem Archiv herumstöbern zu dürfen. Er hatte nichts dagegen, meinte jedoch, ich würde wohl kaum etwas Interessantes darin finden.
    Er hatte recht. Ich verbrachte mehrere Nachmittage bei ihm. Ich fand eine Menge uralter Dokumente von Verkäufen, Schenkungen und dergleichen, aber sehr wenig, was mir weiterhelfen konnte. Dafür besuchte ich umso öfter Peter Gilcross. Bei ihm traf ich eines Tages einen sehr distinguierten Herrn, hoch gewachsen, mit blonden, an den Schläfen bereits weißen Haaren, der mir irgendwie bekannt vorkam. Als ich eintrat, verabschiedete sich der Herr rasch. »Wir unterhalten uns noch an einem der nächsten Tage darüber, Gilcross.« Ich hatte gesehen, dass die beiden Herren sich über ein Stück Papier gebeugt hatten, das Gilcross in der Hand hielt. Es war ein vergilbtes, mit blassen Schriftzügen bedecktes Stück Pergament, aber als Gilcross meinen Blick bemerkte, legte er es hastig in seinen Schreibtisch.
    »Wer war das eben?« fragte ich, als die Tür hinter dem Herrn zufiel.
    »Sie kennen ihn nicht? Das ist Sir David Salforth, ein alter Kunde von mir … und ein guter Freund.«
    So, das war also der Vater von Betty. Sie ähnelte ihm sehr, und deshalb war er mir gleich so bekannt vorgekommen.
    Betty … Ich war ihr nicht wieder begegnet, aber ich hatte auch nicht

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