0041 - Das Amulett des Sonnengottes
Fehler bringen sollte.
***
»Willst du mit mir frühstücken?« fragte ich Jane Collins.
Wer Jane Collins kennt, kann diese Frage sehr gut verstehen. Ihr Haar erinnert mich an reifen Kansas-Weizen, ihre Figur ist einsame Spitze. Noch dazu ist Jane immer sehr modisch gekleidet und die hübscheste Detektivin der Welt. Das behaupte ich wenigstens, und wehe es widerspricht mir jemand!
Aus Rücksicht stellte ich Jane die Frage allerdings erst am nächsten Morgen. Sie hatte sich gründlich ausschlafen können.
»Heute ist zwar der Dreizehnte«, fuhr ich rasch fort, ehe sie ablehnen konnte, »aber dafür ist Sonntag. Ich muß nicht in den Yard. Wir haben also Zeit.«
»Natürlich kannst du kommen, John«, erwiderte sie mit ihrem hellen Lachen. »Ich habe allerdings nichts im Haus, Pulverkaffee und Tee ausgenommen.«
»Ich bringe alles mit!« versprach ich großartig. Ich hatte zwar eben gesagt, daß Sonntag war, aber das fiel mir erst wieder ein, nachdem ich aufgelegt hatte.
In aller Eile duschte und rasierte ich mich, zog einen leichten Sommeranzug an und fuhr in die Tiefgarage hinunter.
Mit meinem silbergrauen Bentley machte ich mich auf die Suche nach einem geöffneten Lebensmittelgeschäft. Waterloo Station war meine Rettung, so daß ich zwanzig Minuten später vollbeladen bei Jane aufkreuzte.
»Wunderbar!« Sie fiel mir um den Hals, gab mir einen Kuß und nahm mir eine der Tüten ab. »Wie viele Personen kommen noch?«
»Nur wir beide«, versicherte ich.
»Ich meinte nur«, versetzte sie schnippisch und trug die Sachen in die Küche. »Sekt, Kaviar – wenn auch unechter –, Schinken, Eier, jede Menge Cornflakes, Orangen! John, du bist übergeschnappt!«
Ich half ihr, unser ausgiebiges Frühstück zuzubereiten. Dabei unterhielten wir uns über den Film, den wir gestern abend gesehen hatten.
»Du, John, mir ist da etwas Seltsames passiert«, rief Jane plötzlich. »Ich hatte doch tatsächlich eine Gedächtnislücke. Ich erwachte plötzlich unter der Dusche und konnte mich nicht mehr erinnern, wie ich dahin gekommen bin.«
»Du trinkst eben zuviel«, sagte ich lächelnd, obwohl ich ganz genau wußte, daß sie bei Alkohol sehr zurückhaltend war.
»Das ist eine Gemeinheit!« ereiferte sie sich lachend. »So, alles fertig. Es kann losgehen!«
Schon vor meiner Ankunft hatte sie den Tisch gedeckt. Gemeinsam trugen wir zwei schwerbeladene Tabletts in den Wohnraum und bauten alles auf.
»Ich hatte auch ein merkwürdiges Erlebnis«, erzählte ich. Und dann schilderte ich Jane ausführlich den Zwischenfall mit dem aztekischen Amulett.
»Am schrecklichsten war dieses Menschenopfer. Ich will dir nicht den Appetit verderben, aber als der Priester das Herz entfernte… Es ist doch ein Unterschied, ob man so etwas in der Schule hört oder in einem Buch liest, oder ob man selbst zusieht.«
»Der Sekt hat genau die richtige Temperatur.« Jane lächelte mich glücklich an. »Das war eine wunderbare Idee mit dem Frühstück.«
Ich legte den Toast auf den Teller zurück und starrte Jane fassungslos an.
»Ja hast du denn nicht gehört, was ich gesagt habe?« fragte ich verwirrt.
Sie winkte ab. »Natürlich habe ich es gehört, John, ich bin ja nicht taub.« Ihr Blick schweifte aus dem offenen Fenster. »Heute ist ein so schöner Tag. Fahren wir irgendwohin, oder gehen wir spazieren?« Sie sah mich verführerisch an. »Oder bleiben wir hier?«
Ich lehnte mich zurück. Der Appetit war mir vergangen. Gestern abend Suko, heute morgen Jane. Warum interessierten sie sich nicht für meine Erlebnisse mit dem Amulett? Klangen meine Schilderungen vielleicht unglaubwürdig?
Jane schien nicht zu merken, daß sie mir mit ihrer Gleichgültigkeit den Morgen verdarb. Sie fragte erst gar nicht, ob ich noch etwas essen wollte, sondern räumte ab.
Ich verstand überhaupt nichts mehr. Wie konnte sich ein Mensch innerhalb weniger Minuten so ändern?
***
Aus dem Nichts heraus entstand eine ungefähr tellergroße, leuchtende Scheibe, die Lichtblitze in allen nur erdenklichen Farben aussandte.
George Callanian, Besitzer einer Privatbank, saß auch am Sonntag in seinem Büro. Er unterbrach seine Arbeit und blickte verwundert auf das seltsame Gebilde.
»Ich bin überarbeitet«, murmelte er und wischte sich über die Augen. Dazu mußte er seine dicke Hornbrille abnehmen. Als er sie wieder aufsetzte, hatte sich das Leuchten sogar noch verstärkt.
Jetzt spürte Callanian auch den Einfluß, der von der Scheibe ausging. Es war, als
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