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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Frankie war eben irgendwann mal auf die Magie verfallen. Das war für mich Kinderkram.«
    »Aber dann merkten Sie, daß dieser ›Kinderkram‹ einen sehr ernsten Hintergrund hatte. Vor achtzehn Monaten veränderte sich Frank Harper, er wurde vom netten, aufgeschlossenen und fleißigen Studenten zum okkultistisch angehauchten Sonderling.«
    »Angehaucht ist gut!« rief Linda Maitland. Sie zündete sich mit dem Tischfeuerzeug eine Zigarette an, ihre Hand zitterte dabei. »Diese Wandlung erfolgte innerhalb eines Tages. Frankie fing auf einmal an zu spinnen, anders kann ich es nicht nennen. Sein Interessenschwerpunkt verlagerte sich radikal, plötzlich tat er geheimnisvoll und kapselte sich ab. Wenn ich versuchte, ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, lächelte er nur überlegen. Wenn er sich wenigstens noch politisch engagiert hätte, dann wäre es möglich gewesen, darüber mit ihm zu diskutieren. Aber ich verstand ihn ganz einfach nicht mehr, so sehr ich mich auch bemühte.«
    »Sie hielten aber weiter zu ihm«, sagte ich.
    »Klar, er war doch mein Boyfriend. Ich dachte, eines Tages gibt er diese Fantastereien auf, und alles wird wieder so wie früher. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, er würde sich von seinen okkulten Vorstellungen lösen. Aber dann kam es nur um so schlimmer. Oder irgend etwas zeigte mir, daß dies ganz gewiß nicht der Fall war.«
    Linda Maitland erzählte weiter, ich erhielt erste Hinweise. Aber noch war ich nicht sicher, ob ich es mit einem ernsthaften Fall von dämonischer Beeinflussung und Besessenheit oder mit einer Geisteskrankheit zu tun hatte. Wenn Frank Harper übergeschnappt war, um es kraß zu sagen, dann war ich umsonst nach New York geflogen.
    Dann existierten die Vampire, der alte Montague und seine Gefährtin Asenath, nur in seinem verwirrten Geist. Mittlerweile war es draußen Nacht geworden, doch die unzähligen Lichter von New York City machten die Nacht beinahe zum Tage.
    Unter der Lampe hingen Schwaden von Zigarettenrauch. Suko stellte gelegentlich Zwischenfragen, und Laurie Ball sparte nicht mit ihren Kommentaren.
    »Also, für mich ist das völlig klar, John«, sagte sie. »In New York City sind zwei Vampire auferstanden, der alte Montague, ein Vorfahr Frank Harpers; und seine Gefährin Asenath. Sie wollen ein Reich der Vampire gründen: Vampyrodam.«
    »So klar ist das nicht, Laurie. Außer Frank Harper hat offenbar niemand Montague und Asenath gesehen oder etwas von ihrem Wirken bemerkt. Du hast in deinem Schreiben an New Scotland Yard ordentlich übertrieben, Laurie.«
    »Na, wenn schon. Sonst wärst du vielleicht gar nicht hergekommen. Sollen wir etwa warten, bis eine Welle von Vampirismus ganz New York wie eine Seuche ergriffen hat?«
    »Ich spreche morgen mit Frank Harper«, entschied ich. »Dann sehen wir weiter. Den Besuchstermin will ich möglichst noch heute abend vereinbaren.«
    Frank Harpers Familie und die Nervenärzte hielten seine Angaben für Fantastereien, das war mir bei der Unterhaltung mit Linda Maitland und Laurie Ball klar geworden. Da war auch noch einiges andere, was mir ungerecht erschien.
    Erstens: Wie konnte er ein Nachkomme Montague Harpers sein, wenn der ein Vampir war? Vampire pflegten sich nicht auf normale Weise fortzupflanzen.
    Zweitens: Wenn Frank Harper den Vampir oder sogar zwei Vampire geweckt hatte, weshalb war er dann nicht gebissen und infiziert worden? Nach dem fast zwei Jahrhunderte langen Schlaf hätten sie einen ungeheuren Blutdurst haben müssen.
    Ich erhob mich und wollte gerade sagen, daß wir zunächst mal unser Gepäck ins Hotel bringen wollten. Doch ein eigenartiges Geräusch kam mir zuvor. Ein Kratzen wie von harten Krallen an der Fensterscheibe, und das im 26. Stock.
    Bis zum Boden reichende bunt gemusterte Stores verdeckten das Fenster. Wir schauten alle in die Richtung. Im Hinterrund dudelte noch leise die Stereomusik aus »Saturday Night Fever«.
    Wir schwiegen und sahen uns an. Schnell, aber leise schlich ich zum Fenster und riß die Stores auseinander. Zwei rotglühende Augen starrten ins Zimmer. Vor dem Fenster flatterte eine riesige Fledermaus mit einer Flügelspannweite von gut zweieinhalb Meter.
    Sie zeigte dolchspitze Zähne, ein mißtöniger, schriller Schrei drang aus ihrem Hals. Wieder kratzten ihre Krallen über die Fensterscheibe.
    Diese Fledermaus hatte keinen natürlichen Ursprung. Wenn das kein Vampir war, dann wollte ich bis zum Jahresende nur noch Sauerkraut essen. Meine Rechte

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