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0043 - Der Vampir von Manhattan

0043 - Der Vampir von Manhattan

Titel: 0043 - Der Vampir von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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blutete heftig. Suko hatte tiefe Kratzer im Gesicht. Wir schauten beide nicht wie strahlende Sieger drein. Asenath, deren Existenz ich kurz zuvor noch bezweifelte, hatte uns überrumpelt.
    »Eins zu null für Montague, Asenath & Co«, sagte ich. »Aber das war noch nicht die letzte Runde.«
    »Glaubst du mir jetzt, John?« fragte eine sehr blasse und erschrockene Laurie Ball.
    Ich nickte. Auf dem Korridor draußen wurde gerufen.
    »Was soll ich meinen Kommilitonen denn wegen des Schusses erzählen?« fragte Linda Maitland verwirrt.
    »Erzählen Sie ihnen, hier drinnen sei jemand geplatzt. Nein, sagen Sie, wir hätten vor dem Fenster draußen einen Knall und Stimmen gehört. Mehr wüßten wir auch nicht. Aber warten Sie, bis ich mir etwas um die Hand gewickelt habe, bevor Sie öffnen. Und wisch du dir das Blut aus dem Gesicht, Suko.«
    Die von dem Schuß alarmierten und neugierigen Studenten mußten wir nun irgendwie abwimmeln.
    ***
    Unter ihnen lag das Lichtermeer des nächtlichen New York City. Die Sterne glänzten über ihnen, nur wenige Wolken zogen am Nachthimmel dahin. Flugzeuge mit blinkenden Positionslichtern waren im Anflug auf die Airports der Acht-Millionen-Stadt, flogen ab oder kreisten und warteten auf die Landeerlaubnis.
    In den Straßenschluchten tief unten reihten sich die Leuchtketten langer Autoschlangen. Rot funkelten die Rücklichter, die Scheinwerfer strahlten grell. Wolkenkratzer mit unzähligen erleuchteten Fenstern ragten auf. Auf dem East River, dem Hudson und im Long Island Sound fuhren Barkassen und kleinere Schiffe.
    Ozeanriesen tuteten draußen auf dem Meer. Es hatte sich viel verändert in den fast zweihundert Jahren, die sie gebannt und begraben gewesen waren. Die beiden riesigen Fledermäuse mit den rotglühenden Augen schweben fast ohne Flügelschlag noch über den höchsten Wolkenkratzern.
    Die Kälte spürten sie nicht, denn es kreiste kein warmes Blut in ihren Adern. Die männliche Fledermaus war etwas größer. Dolchspitze Zähne ragten über ihren Unterkiefer. Die zwei Vampire konnten sich lautlos verständigen.
    Der Gedankenkontakt übermittelte ihnen alles, auch die Gefühle und Stimmungen.
    »Viel ist geschehen, Asenath«, teilte Montague Harper mit. »Eine neue Zeit ist angebrochen, die Welt hat sich verändert. Hättest du geglaubt, daß New York jemals so aussehen könnte?«
    »Die Zeiten ändern sich, aber die Kräfte der Schwarzen Magie bleiben die gleichen«, erfolgte nach kurzer Pause die Antwort. »Wir sind mächtiger denn je, Montague, und die Epoche ist günstig für uns. Die Menschen des 20. Jahrhunderts leugnen bis auf wenige Ausnahmen die Existenz von Dämonen und anderen Kreaturen der Finsternis. Wissenschaft und Vernunft sind ihre Schlagworte, in ihrem Weltbild haben die Mächte der Finsternis keinen Platz mehr. Diese überheblichen Narren!«
    »Es gibt Hexenbünde und Teufelsverehrer«, wandte Montague Harper ein. »Schwarze Messen werden gefeiert, aber du hast recht, Asenath. So wie in früheren Zeiten ist es nicht mehr. Nur ganz wenige Menschen können die Kräfte der Finsternis noch wirksam bekämpfen. Jetzt sind wir stark genug, um unseren Traum zu erfüllen. Das Reich der Vampire soll entstehen.«
    »Vampyrodam.«
    »Vampyrodam. Geboren aus der Nacht und dem magischen Keim, aus vergossenem Blut und dämonischer Bosheit. Das Zeitalter des Vampirismus wird das Gesicht der Welt verändern.«
    »Ja, Montague. Du warst sehr klug, als du damals kurz nach unserer Übersiedlung nach New York einen Nachkommen zeugtest. Wenn ich daran denke, daß ich in dieser Zeit eifersüchtig und wütend war! Welche Torheit! Du hattest recht, Montague.«
    »Sicher, Asenath. Ich rechnete eben mit allem, auch damit, daß wir trotz all unserer dämonischen Macht überwältigt werden könnten. Und so kam es! Wir wurden beide ins Reich der Schatten geschickt. Doch durch meine Nachkommen hatte ich noch eine Verbindung zu dieser Welt und zum Diesseits. Dann wurde ein Kind geboren, das alle Voraussetzungen erfüllte. Frank Harper. Ihn konnte ich beeinflussen und lenken, daß er uns wiedererweckte, Asenath. Mit jenem Pulver aus Essenzen unserer Körper und der Anrufung, die ich ihm eingab, an dem Ort, an dem wir begraben worden waren. Ich erinnere mich noch, wie qualvoll wir in dem Sarg starben, in dem wir lebendig begraben worden waren. Jahre dauerte es, bis das zähe dämonische Leben unsere Körper verlassen hatte.«
    »Die Menschen werden es uns büßen, Montague. Doch eigentlich haben

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