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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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seine künftigen, aus dem Null geborenen Entschlüsse nachhaltig beeinflusste.
    Es lag ihm fern, sich Gedanken um das »Warum« zu machen. Für ihn zählten nur Fakten. Und Tatsache war, dass er offensichtlich Gewalt über dieses fremde Wesen hatte. Für ihn bedeutete dieser Umstand reinen ungeahnten, persönlichen Machtzuwachs. Für ihn war der Narbengesichtige ein Geschenk des Himmels oder auch des Teufels. Die Herkunft interessierte Aldo Terzano in diesem Zusammenhang in keiner Weise.
    Er war von seiner ganzen charakterlichen Konsistenz her ein Mensch, der immer nur nahe liegende Ziele nachhaltig verfolgte.
    Diesen Zielen jedoch ging er mit Vehemenz nach.
    »Du bist mein Diener?«, fragte er deshalb.
    Der Fremde nickte. »Ich bin dein Diener, Herr.«
    »Du wirst für mich töten?«
    »Ich werde für dich töten. Ich werde alles töten, was Blut hat.«
    Terzano überhörte sogar diese Feinheiten. Er war in einen Rausch geraten, der ungemein gefährlicher war, als der, den übermäßiger Alkoholgenuss nach sich zieht. Aldo Terzano war im Machtrausch gefangen, der ihn plötzlich, doch nicht ohne Vorzeichen, überfallen hatte.
    »Du wirst für mich töten«, murmelte er. »Du wirst für mich töten.«
    Dann stockte er plötzlich. Er schaute den Narbengesichtigen an, und wusste selbst nicht, woher ihm der Name zugeflogen kam. Er war einfach da. »Ich werde dich Soro nennen«, sagte Aldo Terzano.
    »Ich bin Soro«, sagte der Narbengesichtige. Seinen Kopf hatte er wieder gesenkt.
    Aldo Terzano überging sogar das. Er war beflügelt. Er fühlte sich wie ein Dichter, der eben jene Zeilen zu Papier gebracht hatte, mit denen er berühmt zu werden hoffte.
    Aldo Terzano war glücklich. Er sah all seine fernen Ziele in greifbare Nähe gerückt. »Soro«, formte sein Mund das Wort. »Du wirst viel Blut von mir bekommen. Blut, so viel du willst.«
    Das Wesen reagierte nicht. Teilnahmslos blieb es im Besucherstuhl sitzen.
    »Du hast Gruber getötet?«, fragte Aldo Terzano, und er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme wiederum jenes verdächtige Kratzen bekam.
    »Ich habe ihn getötet«, antwortete Soro. »Ich habe auch sein Blut gesaugt. Ich hatte Durst. So viele Jahrhunderte lang Durst…«
    Und immer noch nicht registrierte Aldo Terzano, dass er womöglich einem Wesen gegenübersaß, das unter Umständen eine Gefahr für die gesamte Menschheit darstellte. Aldo Terzano hatte eben nur seine kleinlichen Ziele im Auge.
    Sein Hauptziel war, innerhalb des Syndikats nicht mehr nur der Befehlsempfänger zu sein, sondern selbst Befehle erteilen zu können.
    Die örtliche Organisation wurde von drei Leuten geleitet. Von einem Triumvirat. Terzanos Wunsch war es vorerst, einer von den Dreien zu sein. Danach konnte man immer noch weitersehen.
    »Ich hab’ ein Bild von dir«, sagte Aldo Terzano, und wieder zuckte das Wesen zusammen. »Das ist es doch, warum du mir gehorchst?«
    Soro neigte seinen Schädel fast bis zum Boden. »Bene. Dann sind wir beide klar. Immer, wenn ich dein Bild ansehe, dann wirst du erscheinen, egal, wo du dich in der Zeit rumtreibst. Du wirst zur Stelle sein.«
    Wieder dieses devote Nicken. »Hau ab!«, befahl Aldo Terzano dann, und das Wesen befolgte diesen Befehl williger und schneller, als ein Mensch wie Terzano das hätte voraussehen können.
    Der Stuhl, auf dem das Wesen während der letzten Viertelstunde gesessen war, wurde einfach leer. Die stumpfen Augen verschwanden ganz zuletzt.
    Aldo Terzano griff zu seinen Zigarillos. Sie waren schwarz und lang und gut. Trotzdem schmeckten sie Aldo Terzano nicht mehr. Er drückte die schwarze Stange aus, kaum, dass er sie angezündet hatte. Dann zog er eine Schublade in seinem Schreibtisch auf und holte ein silbernes Etui hervor. Er öffnete es. Es enthielt eine Zehn-Dollar-Havanna. Eine Zigarre, wie Chris Moreno sie rauchte. Dieses fette Aas rauchte nur Zehn-Dollar-Zigarren. Auch noch aus Kuba. Er bekam sie.
    Terzano biss die Spitze ab und gab sich selbst Feuer. Ihm gegenüber an der Wand hing ein Spiegel. Zufrieden betrachtete Terzano sein Bild, und er dachte daran, dass es bald keinen Chris Moreno mehr geben würde. Dafür würde er selbst diesen Posten im Triumvirat des Ortssyndikats einnehmen. Danach konnte man ja weitersehen.
    Warum sollte ich die Sache eigentlich nicht gleich hinter mich bringen? fragte sich Terzano und blies blaue, aromatisch duftende Rauchringe in die Luft.
    Dann nahm er das Bild zum ersten Mal aus der Tasche.
    »Na komm schon«, knurrte

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