Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
die erste Frage der Frau. Und dann: »Sagt bloß, er hat schon wieder etwas ausgefressen?«
    Professor Zamorra schüttelte den Kopf. »Keine Angst, Mylady«, sagte er im Ton eines Predigers, der gerade die Freuden des Paradieses schildert. »Wir sind keine Bullen, wie Sie sich auszudrucken belieben. Damit wäre Ihre erste Frage beantwortet. Um zur Antwort auf die zweite Frage zu kommen: Ihr Larry Snyder hat tatsächlich etwas ausgefressen. Er und noch zwei Freunde von ihm haben heute Nacht versucht, uns zu berauben.«
    »Sie lügen«, stellte die Dame kühl fest, nachdem sie bemerkt hatte, dass von diesen beiden Herren keine unmittelbare Gefahr für ihre Sicherheit drohte. »Larry hat es gar nicht nötig, so etwas zu machen. Er bekommt genügend Kies von mir.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und brachte tatsächlich so etwas wie ein Erröten zustande, doch es hätte dieser Bemerkung nicht bedurft. Zamorra war auch schon vorher klar geworden, mit welcher Tätigkeit das Mädchen ihren und Larry Snyders Lebensunterhalt bestritt. Der Wohnungseinrichtung nach schien sie nicht schlecht dabei zu verdienen.
    »Entschuldigen Sie bitte unser forsches Eindringen«, sagte Zamorra salbungsvoll, weil er bemerkt hatte, dass diese Art zu sprechen die junge Dame schwer beeindruckte. »Wir kamen nicht eigentlich wegen des Raubes. Schweigen Sie!« Er hob gebieterisch die Hand, da die Dame Anstalten machte, ihren Freund verteidigen zu wollen.
    »Er hat versucht uns zu berauben, doch deshalb sind wir nicht hier. Wir möchten lediglich mit ihm sprechen. Schade, dass er nicht hier ist. Wo können wir ihn erreichen?«
    Das Mädchen schaute sie stirnrunzelnd an. »Sie sind doch beide nicht ganz koscher«, stellte sie fest. »Wenn er wirklich versucht haben sollte, ihnen eins auf die Rübe zu klopfen…« – sie stockte einen Augenblick, weil sie wohl merkte, dass den beiden Gästen gegenüber diese Art der Diktion reichlich fehl am Platze war – »… ich meine, wenn er tatsächlich versucht hat, Sie zu berauben, dann verstehe ich nicht, was …«
    »Das verlangt auch niemand von Ihnen«, unterbrach sie Zamorra sanft. »Es ist uns nicht daran gelegen, dass er dieses unliebsamen Vorfalls wegen von der Polizei belästigt wird. Sie sehen, dass wir seine Adresse herausgefunden haben. Wollten wir uns wegen des Raubes rächen, wären nicht wir hier, sondern die Polizei. Das leuchtet Ihnen doch ein.«
    Und ob ihr das einleuchtete. Als Professor Zamorra auch noch seine Brieftasche zückte und einen Hundert-Dollar-Schein herausnahm, war sie vollkommen überzeugt, es mit zwei Gentlemen zu tun zu haben.
    Professor Zamorra übereichte ihr den Schein. »Geben Sie das Larry«, sagte er. »Er bekommt noch vier Stück davon, wenn er uns im ›Miami Ambassador‹ anruft.« Er übergab noch seine Karte. »Hier haben Sie auch noch meinen Namen.«
    Die junge Frau starrte zuerst den Schein an, dann die Karte. »Sie wollen ihn doch nicht etwa in dunkle Geschäfte verwickeln?«, fragte sie. »Larry ist auf Bewährung frei.«
    »Keine Angst, Mylady«, antwortete Zamorra, und dieses »Mylady« war es wohl, das die Frau vollkommen von der moralischen Integrität dieser Leute überzeugte. Weil sie nichts hatte, wo sie den Schein hätte hineinstecken können, zerknüllte sie ihn in der Hand.
    »Ich werde es ihm ausrichten«, sagte sie. »Wollen Sie noch ein wenig bleiben?«
    Das jedoch wollten weder Bill Fleming noch Professor Zamorra.
    ***
    Chris Morenos Gartenparty neigte sich ihrem Ende zu. Es war ungeschriebenes Gesetz bei seinen Feten, dass sie bei Sonnenaufgang zu Ende zu sein hatten. Ein Grundstück mit eigenem Strand und Bootsanlegestelle für seine Jacht. Der Horizont schimmerte bereits silbern, und im Westen schälten sich die niedrigen Hügelketten aus der schwächer werdenden Dunkelheit, Hügelketten, die nirgendwo in Florida höher als 100 Meter wurden und damit schlechtere Aussichtspunkte abgaben, als die Dachterrassen der Wolkenkratzer, von denen sie noch überragt wurden.
    Trotz der späten – man sagt wohl besser: frühen – Stunde, ging es noch hoch her. Einige der Gäste schienen es sehr eilig zu haben, noch möglichst viele Drinks in sich hineinzuschütten, bevor mit dem Schauspiel des Sonnenaufgangs das Ende der Party unabänderlich hereinbrach. Die Oben-Ohne-Bedienungen konnten ihre Tabletts nicht so schnell wieder füllen, wie sie abgeräumt wurden.
    Diese Oben-Ohne-Bedienungen waren der unerwartete Gag dieser Party gewesen. Chris Moreno

Weitere Kostenlose Bücher