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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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sie wieder und stellte die Füße nebeneinander auf den dicken Teppichboden. Interessiert beugte er sich vor.
    »Das habe ich mir beinahe gedacht«, sagte er. »Diesen Gesichtsausdruck kenne ich doch. Du hast wieder mal Blut geleckt, stimmt’s?«
    »Blut geleckt…«, wiederholte Professor Zamorra vorwurfsvoll und sichtlich krampfhaft bemüht, vielleicht Nicole wegen, der Szene die Spannung zu nehmen. »Du sprichst wie ein Ausgenippter aus der Bronx. Und so ein Volk hat Männer wie Hemingway, William Faulkner, Mark Twain oder einen Sommerset Maugham hervorgebracht.«
    »Oder einen Erskine Caldwell«, ergänzte Bill ungerührt. »Du hast noch nie erwähnt, dass du mich meines auserlesenen Wortschatzes wegen zum Freund genommen hast. Also spuck’s schon aus, was dir wirklich über die Leber gelaufen ist.«
    Professor Zamorra lächelte dünn. Mit einem verlegenen Seitenblick auf Nicole »spuckte er’s aus«, was es zu sagen gab. Bill Flemings Gesicht wurde in dem Maße länger, in dem Nicoles Augen hektischer flackerten.
    »Dann besteht also kein Zweifel daran, dass die Gestalt aus dem Nichts auftauchte?«, fragte sie atemlos, nachdem ihr Brotherr und Freund geendet hatte.
    »Von Halluzinationen werde ich relativ selten heimgesucht«, antwortete Professor Zamorra. »Das sollte euch inzwischen hinreichend bekannt sein.«
    Mit einem heftigen Ruck, bei dem Bills Glas beinahe zu Bruch gegangen wäre, stellte Fleming das erst halb geleerte Behältnis auf die Mahagoniplatte des runden Tisches zurück.
    »Dann adieu, lieber Urlaub«, sagte er. »Ich gehe doch recht in der Annahme, dass unser hochverehrter Herr Professor aus dem schö- nen Tal der lieblichen Loire diesem Phänomen nachgehen wird?«
    »Du gehst vollkommen recht«, antwortete Zamorra. »Das Problem ist nur, wo wir mit unseren Ermittlungen beginnen. Es dürfte wenig Zweck haben, jetzt noch an der Stelle des Überfalls nachzusehen. Bestimmt ist dort nichts mehr zu finden.«
    Das beweist, dass auch Professor Zamorra irren konnte. Es wäre wohl noch etwas dort zu finden gewesen. Er hatte dahingehend Recht, dass es den Gesetzen der Logik widersprach, wenn er dort etwas gefunden hätte. Folglich entwickelte er seine Gedanken in der einmal gewählten Bahn weiter.
    »Was befand sich alles in der Handtasche, Nicole?«, fragte er. »Ich meine, außer dem neuen Lippenstift.«
    »Nur meine sämtlichen Papiere«, kam es wie aus der Pistole geschossen. Professor Zamorra runzelte die Stirn.
    »Dann erscheint es mir ohnehin angeraten, die örtliche Polizei einzuschalten. Der Verlust der Papiere muss gemeldet werden. Vor allem jedoch kann ich nicht der einzige gewesen sein, der das Auftauchen dieses Wesens beobachtet hat. Zumindest ist es später auf jene Leute hinter der Toreinfahrt gestoßen. Wir haben einen Fehler gemacht, als wir die Männer laufen ließen, die auf uns einen Überfall zu machen versuchten. Sie hätte uns mit einiger Sicherheit zu den Menschen führen können, die vor einer halben Stunde in jenem Hof waren.«
    »Die Polizei arbeitet überall in der Welt nach ungefähr denselben Spielregeln«, meinte Bill Fleming lakonisch. »Und nachdem du für dein fotografisches Gedächtnis nachgeradezu berühmt bist – merkst du wie schön geschraubt ich mit dir rede? – ich wiederhole: nachgeradezu berühmt bist, die Ganoven andererseits bei der Polizei bekannt sein dürften, dürfte es uns nicht schwer fallen…«
    »Richtig«, sagte Professor Zamorra. »Wir werden die Alben der Polizei einsehen.«
    »Die Verbrecherkartei«, sagte Nicole.
    »Ja«, antwortete Zamorra. »Kein schönes, jedoch ein treffendes Wort. Hoffen wir das Beste für uns.«
    Mit den letzten Worten war er aufgestanden. Bill trank schnell noch sein Glas aus, während Nicole das schon vorher besorgt hatte.
    Der Portier verschaffte ihnen ein Taxi.
    Das Polizeipräsidium von Miami liegt nicht allzu weit vom Sunrise-Boulevard und vom »Ambassador« entfernt in einer Seitenstraße und nimmt dort in einem Vierzehn-Stock-Haus die unteren vier Stockwerke sowie drei Kelleretagen ein. Wenn man sich weit genug aus dem Fenster beugt, kann man sogar noch einen Blick auf das Meer und die gepflegte Strandpromenade mit den Palmen und den Blumenrabatten erhaschen.
    Um diese Nachtzeit – es ging bereits auf Mitternacht zu – war keiner der Beamten auf Meersicht erpicht. Die Fensterfront war geschlossen. Nur im Erdgeschoss brannte noch Licht.
    Relativ schnell wurden die drei Freunde zum Raubdezernat weitergereicht,

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